[Rezension] Wenn ihr uns findet | Emily Murdoch

14 Mär
Titel: Wenn ihr uns findet
Autor: Emily Murdoch
Seitenzahl: 304 Seiten
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-53434-6
Veröffentlichung: 03. März 2014
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Leseprobe

 

Zum Inhalt:

Klamotten, Partys, Jungs und Schule: Diese Welt ist Carey und ihrer kleinen Schwester Jenessa völlig fremd. Die Geräusche des Waldes, das beengte und doch so vertraute Zusammenleben im Wohnwagen und die oft tagelange Abwesenheit ihrer Mom – das ist der Alltag der Mädchen, die in einem Trailer tief versteckt inmitten eines Naturschutzgebietes leben. Als Careys und Jenessas Vater die Mädchen zu sich und seiner neuen Familie holt, finden die Tage im Wald ein jähes Ende. Zu jäh für die fünfzehnjährige Carey, die sich daran gewöhnt hat, sich und ihre Schwester durchzubringen und zu beschützen, koste es, was es wolle. Dass der Preis dafür mitunter sehr hoch war, begreift sie erst jetzt durch die liebevolle Anteilnahme ihres Vaters. Weil sie das Geheimnis, das auf ihrem Herzen lastet, nicht für immer verdrängen kann … (© Heyne)

Wenn ihr uns findet_Artikelbild

Meine Meinung:

Nachdem ich die Leseprobe quasi inhaliert habe, stand für mich fest, dass ich unbedingt wissen muss, wie es Carey und ihrer kleinen Schwester Jenessa im weiteren Verlauf des Buches ergehen wird. Denn bereits die ersten Seiten haben mich emotional gepackt. In dem Moment, als ich das Buch dann aufschlug, um die ganze Geschichte zu lesen, hatte ich direkt wieder dieses Gefühl in mir, und es sollte das ganze Buch über anhalten.

“Ich hab keine Spielsachen aus Kindertagen oder Stofftiere. Ich hab meine Kindheit zurückgelassen, als Mama mitten in der Nacht mit mir losgezogen is’.” (Seite 27)

Die von Emily Murdoch zu Papier gebrachte Geschichte ist an Emotionalität kaum zu überbieten – ganz deutlich und auch zwischen den Zeilen. Carey führt den Leser durch das Buch. Im Hier und Jetzt, angefangen bei dem Moment, wo ihr Vater zusammen mit dem Jugendamt im Wald auftaucht, um die Mädchen nach Hause zu holen.

In immer wieder eingestreuten gedanklichen Rückblenden erzählt Carey von dem Leben davor. Dem Leben in einem Wohnwagen auf einer Waldlichtung. Ein Leben, dass Carey und Jenessa einiges abverlangt hat, und dass nicht nur, wenn die Mutter ihre Töchter mal wieder tage- und wochenlang allein gelassen hat - mit Dosenvorräten, die zum Großteil Bohnen enthalten. Mit jeder dieser Rückblenden wird deutlicher, was Joelle ihren Töchtern angetan hat. Schlimme, furchtbare Dinge kommen ans Licht. Und letztendlich auch das große Geheimnis, das seit der Nacht der weißen Sterne tonnenschwer auf Careys Herz lastet.

Neben all den Momenten, die mich mehr als einmal schwer haben schlucken lassen, gibt es aber auch sehr viel Schönes in diesem Buch - in Form von Liebe und Zuneigung, wie man sie nur von der Familie erfahren kann. Besonders deutlich wird das, neben der tollen Art und Weise des Vaters und der neuen Stiefmutter, durch die unermessliche Schwesternliebe, mit der sich Carey und Jenessa kümmert und schon immer gekümmert hat.

“Dann dreh ich mich um, um die weißen Linien zu verfolgen, die die Gerte hinterlassen hat, und die beiden lila-roten runden Narben von Mamas Zigaretten, direkt unter meiner linken Schulter.” (Seite 103)

Careys Worte wirken ziemlich authentisch, denn die Autorin hat ihre Art und Weise zu sprechen, hervorragend niedergeschrieben. So lässt sie z. B. andauernd das “t” weg und sagt immer “nich” statt “nicht”. Und dennoch wirkt Carey nicht “hinterwäldlerisch” - Emily Murdoch hat da einen guten Mittelweg gefunden. Und auch der Rest der Geschichte ist ein gelungener Mix. Zutiefst erschütternde Momente wechseln sich mit berührend-schönen Ereignissen ab und bieten so eine emotionale Bandbreite, die mich voll eingefangen hat. Die den drei Teilen des Buches vorstehenden Zitate aus “Pu der Bär oder wie man das Leben meistert” runden die Geschichte wunderbar ab, verleihen ihr Tiefe und passen hervorragend zu den geschriebenen Worten der Autorin.

Anfangs konnte ich mit dem Titel nicht besonders viel anfangen. Im Nachhinein macht er mehr Sinn, denn es gibt eine Stelle im Buch, die den Satz quasi vollendet, den Kreis schließt. Und doch hätte ich es besser gefunden, wenn man den englischen Titel “If you find me” übersetzt hätte - dann würde es wegen der besagten Szene einfach besser passen. Das ist aber lediglich eine kleine Randnotiz und hat keinen Einfluss über meine durchweg positive Meinung.

“Ich hasse mich selbst, hasse, was ich getan hab. Ich hab es rückwärts und vorwärts durchdacht, und ich find immer noch keine Lösung, die uns beide verschont.” (Seite 215)

“Wenn ihr uns findet” ist ein wunderbares Jugendbuch, das Schönes und Schlimmes in sich vereint. Ausgeprägte Charaktere und ein toller, ungewöhnlicher Schreibstil runden die Geschichte von Carey und den Menschen an ihrer Seite ab und ergeben ein absolut lesenswertes Ganzes.

5SaFi

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