[Autor empfiehlt Buch] Weihnachtsedition 2014 | Patrycja Spychalski

19 Nov

Titel: Der Schneesturm
Autor: Vladimir Sorokin

Seitenzahl: 208 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-04459-1
Veröffentlichung: 16. August 2012
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Letztes Jahr zu Weihnachten waren es in Berlin 12 Grad. Die Sonne schien mir warm ins Gesicht und es war eigentlich schön, aber eben wenig weihnachtlich. Der Schlitten stand verstaubt im Keller, der Postbote fuhr im T-Shirt auf seinem Fahrrad und die Eisdiele machte noch einmal Umsatz. Ich vermisste den Schnee, die Wollmütze und die roten Wangen nach einem Winterspaziergang. Wehmütig dachte ich an die Winter aus meiner Kindheit, Eiszapfen an Regenrinnen, mein Opa, der vor dem Haus stundenlang Schnee schippte, Schneeballschlachten mit den Nachbarskindern.

Sollte es dieses Jahr wieder so ein Wetterdurcheinander geben, habe ich einen Lektüretipp bei dem man schon nach wenigen Seiten in Winterstimmung kommt: „Der Schneesturm“ von Vladimir Sorokin.

In diesem 200 Seiten langen Buch geht es um einen Landarzt, der so schnell wie möglich nach Dolgoje muss, weil dort eine rätselhafte Krankheit wütet, die jeden Infizierten zum Zombie macht. Allerdings herrscht gerade ein heftiger Schneesturm, seine Pferde sind so erschöpft, dass der Arzt einen Brotkutscher anheuern muss, der ihn mit seinem Schneemobil nach Dolgoje bringen soll. Und was jetzt beginnt, ist eine wundersame Irrfahrt durch das ländliche Russland. Zwerge und Riesen tauchen auf, winzige Pferde, eine Wunderdroge. Und gerade, wenn man denkt eine Erzählung aus dem 19 Jahrhundert zu lesen, tauchen futuristische Elemente auf und man ist komplett verwirrt. Ist das ein Märchen? Oder vielleicht Fantasy? Eine bizarre Geschichte auf jeden Fall. Nicht immer einfach, aber sehr poetisch, amüsant, skurril. Und der eisige Schneesturm pfeift einem unablässig ins Gesicht. Eine tolle Erfahrung. Für mich las sich das Buch so, als hätte man Tolstoi, Kafka und Woody Allen in einen Mixer getan und kräftig gerührt.

Ich empfehle zur Lektüre in jedem Fall einen warmen Tee, Wollsocken, eine Decke und wenn vorhanden einen knisternden Ofen oder ein paar Kerzen, um sich gegen die aufsteigende Kälte im Buch zu wappnen. Und vielleicht haben wir ja Glück dieses Jahr und der Schnee kommt in Massen vom Himmel.

Eine schöne Winterzeit euch allen! Mit den liebsten Grüßen, Patrycja.

Über die Autorin:

© Isabelle Grubert

Patrycja Spychalski, geboren 1979 in Starogard, Polen, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen.
Sie schrieb mehrere Kurzgeschichten für Anthologien, bevor sie ihren ersten Roman „Ich würde dich so gerne küssen“ verfasste.

Bücher:.

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