{Rezension} Schwiegermutter all’arrabbiata | Brigitte Jacobi

24 Mai

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Autor: Brigitte Jacobi
Titel: Schwiegermutter all’arrabbiata
Seitenzahl: 272 Seiten
Verlag: Marion von Schröder
Veröffentlichung: 09. Mai 2015
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„Obwohl er den Hilferuf an mich abgesetzt hatte, wünschte er sich möglicherweise einen anderen Rettungstrupp. Nicht bloß eine hüpfende, dem Essen zugeneigte Freundin mit ihrem keimfreien Vater, der auf die Entführer mit rosa Gummihandschuhen losgehen würde.“ (Seite 48)

»Schwiegermutter all’arrabbiata« von Brigitte Jacobi fällt zunächst aufgrund des sommerlich-fröhlichen Covers ins Auge. Sonnenuntergang hinter zypressenbewaldeten Hügeln im Hintergrund. Farbenfroh und einladend.
Auch die Geschichte macht Lust auf Sommer und Italien. Zwar spielt die Handlung im Frühjahr, aber die sprichwörtliche italienische Lebensfreude sprudelt auch unter der Frühlingssonne.

Die Handlung beginnt in Lübeck. Hier arbeitet die Hauptprotagonistin, aus deren Egoperspektive die Geschichte erzählt wird. Als Konditormeisterin ist Henrike Burmester gerade dabei, eine Torte auszuliefern, als sie per SMS ein Hilferuf ihres italienischen Freundes Dario erreicht.
Dario war zu Besuch bei seiner Familie in Pietralucca in Kalabrien. Von dort schickt er diesen Hilferuf und ist fortan nicht mehr zu erreichen. Für Henrike ist klar, dass sie ihm zu Hilfe eilen muss. Und weil sie sich das alleine nicht zutraut, überzeugt sie ihren Vater, Professor Doktor Hoimar Burmester, sie zu begleiten.
Das Problem ist nur: beide Personen haben etliche Ticks und sind zudem ziemlich naiv und lebensfremd. Trotzdem schaffen sie es nach einigen Hürden und Pannen in Pietralucca anzukommen.
Darios Familie heißt sie nicht willkommen, aber immerhin nehmen sie die beiden in ihrem Haus auf. Nach und nach lernt der Leser Nonna Amelia, Zia Benedetta und last but not least die temperamentvolle Schwiegermutter in spe Mamma Lucia kennen. Hinzu kommen Gennaro, der getrennt lebende Ehemann von Lucia und Massimo, der Bruder Darios.
Die beiden älteren Damen Amelia und Benedetta vergucken sich in Hoimar Burmester, weshalb die beiden Deutschen in Pietralucca bleiben dürfen. Henrike versucht in der Zwischenzeit, Darios Aufenthaltsort herauszufinden.
Dass Massimo nach und nach seine Ablehnung aufgibt und im Gegenzug auch Henrike Interesse an Massimo entwickelt, macht Henrikes Aufenthalt dort nicht einfacher.

Meine Meinung:

Schwiegermutter all‘ arrabbiata ist eine klassische Strandlektüre. Wenn man leichte literarische Schonkost benötigt, weil man sich ohnehin nicht auf tiefe und komplizierte Handlungen konzentrieren kann, liegt man mit diesem Buch richtig.
Die Geschichte ist relativ substanzlos. Einige Italien-Klischees werden abgehandelt, gewürzt mit etwas Drama und natürlich am Ende garniert mit viel Amore. Ohne echte Höhepunkte, aber nett zu lesen.

Einzig die Ticks von Henrike stören deutlich. Während Professor Burmester einen Reinlichkeitszwang entwickelt hat, der aber in sich schlüssig zu der Person passt, äußerst sich Stress bei Henrike in Form eines Hüpf-Zwangs. Ich weiß nicht, ob es diesen Zwang wirklich gibt. Vermutlich schon, und ich möchte Menschen, die tatsächlich daran und darunter leiden, nicht zu nahe treten. Aber im Rahmen des hier vorliegenden lockerleichten Romans wirkt dieser Tick einfach nur lächerlich. Hinzukommen Henrikes Fressattacken. Und ihre völlig planlose Art und Weise.
Einerseits setzt sie sich energisch ins Auto und fährt nach Kalabrien. Andererseits entwickelt sie vor Ort kaum Aktivitäten, sondern ist hauptsächlich damit beschäftigt, sich selbst zu bedauern oder zu schlafen.

Vielleicht transportiert die Autorin auch nicht ausreichend Informationen dazu, denn vor Ort scheinen ganz andere Themen plötzlich wichtiger zu sein: Massimo, die Eheprobleme von Lucia und Gennaro, die Heilung von Hoimar Burmester … all das nimmt so viel Raum in der Erzählung ein, dass Darios Schicksal zur Nebensächlichkeit wird. Ich habe mich verwundert gefragt, ob Darios Verschwinden tatsächlich niemanden interessiert.

Leider musste ich feststellen, dass mich Henrike genervt hat. Irgendwann mochte ich auch nicht mehr lesen, dass immer von »mein Dario« die Rede ist. Possessivpronomen im Zusammenhang mit Namen finde ich ohnehin schwierig. In Darios Fall kam es einem Doppelnamen gleich. »Mein Dario« hier und »mein Dario« dort.

Trotz dieser Kritikpunkte ist das Buch gut lesbar und nicht langweilig. Der Schreibstil ist flüssig, die inneren Dialoge der Henrike bisweilen witzig. Wegen der Kritikpunkte bin ich nicht uneingeschränkt begeistert von diesem Roman, aber als leichte Strandlektüre ist das Buch einen Blick wert, denn unterhaltsam ist es in jedem Fall.

Rana

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