{Rezension} Wer einmal stirbt, dem glaubt man nicht | Fenna Williams

12 Nov

Titel: Wer einmal stirbt, dem glaubt man nicht
Autor: Fenna Williams
Seitenzahl: 464 Seiten
Verlag: List
ISBN: 9783548612607
Veröffentlichung: 09. Oktober 2015
Leseprobe
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„Unser Team ist eine Mischung aus Robinson Crusoes einfallsreichem Einsiedlerleben, Robin Hoods naturverbundenen Gefährten und Sherlock Holmes‘ aufklärerischem Können.“ (Seite 60)

1606 wird die walisische Küste von einer verheerenden Sturmflut heimgesucht. Ein komplettes Dorf wird dabei ins Meer gezogen. Und mit ihm ein sagenhafter Schatz.
Heute, mehr als 400 Jahre später, sollen Taucher den Schatz wiedergefunden haben. Und schon beginnt im Umfeld der möglichen Erben das große Sterben.
Die Erbengemeinschaft sucht Hilfe bei dem Team von Dona Holstein und ihren »Geisterjägern«.
Der Name Geisterjäger bezieht sich dabei nicht auf Gespenster und andere Spukgestalten im herkömmlichen Sinne, sondern meint die bösen Geister in der übertragenen Bedeutung, hier also die Gier und die Bedrohung.
Donas Team lebt als Gemeinschaft in einem abgelegenen Dorf, das den Menschen auch als Zufluchtsmöglichkeit dient. Während die Erben also im Dorf in Sicherheit gebracht werden, nimmt das Team, bestehend aus Mensch und Tier, die Ermittlungen auf.
Diese finden zunächst in Hamburg und Brügge statt und konzentrieren sich später auf die malerische Stadt Tenby an der walisischen Küste. Ganz im Stile eines klassichen englischen Krimis wird der Fall hier in der Art eines Whodunit zu Ende gebracht.

Meine Meinung:

Selten ist es mir so schwer gefallen, mich mit mir selbst auf eine Meinung zu einigen. Es gibt so viel, was mir an diesem Roman hervorragend gefällt. Und mindestens ebenso viele Dinge, die mich - teils erheblich - stören.

Der Schreibstil zählt zu dem, was mir hervorragend gefällt. Fenna Williams zeichnet Menschen und Szenen sehr pointiert und humorvoll. Die Charaktere der einzelnen Protagonisten werden nachvollziehbar und zumeist vielschichtig dargestellt. Gerade auch innerhalb der Erbengemeinschaft weiß der Leser die Menschen nicht einzuordnen, eine klare Einteilung in Gut und Böse ist lange Zeit nicht möglich und hält so die Spannung aufrecht.
Demgegenüber erscheint mir das Team schon beinahe zu eindimensional. Die sind alle toll, fehlerfrei und geraten nie in Bedrängnis. Besonders die Chefin Dona ist stets Herrin der Lage und hat immer alles im Griff. Das ist mir zu glatt gewesen. Ein Prota sticht aus dem zuvor Gesagten heraus, aber wer das ist, wird hier natürlich nicht verraten.
Insgesamt bleibt es trotz dieser einen Ausnahme dabei, dass mir das Team zu einseitig makellos ist.

Das ist dann auch einer meiner Hauptkritikpunkte. Es liegt möglicherweise daran, dass dieser Roman als der erste Band einer Serie angelegt ist. Womöglich ergeben sich in den folgenden Bänden noch Konflikte und auch die weiteren Teammitglieder gewinnen an Kontur. Bislang funktionieren sie einfach zu gut.
Daraus resultiert auch eine gewisse Selbstgefälligkeit der Protagonisten. Es erscheint nahezu als Gnade, dass sie sich einem Fall widmen. Nur, wer sich würdig erweist, kommt in den Genuss, dass ihnen von den Geisterjägern geholfen wird. Dieses elitäre Gehabe machte mir das Team nicht sympathischer.

Und nicht nur die menschlichen Teammitglieder, sondern auch die tierischen Mitarbeiter sind alle herausragend und verfügen über gar unglaubliche Spezialfähigkeiten.
Da retten dann auch schon mal Gänse Leben oder Katzen entdecken verschwundene Personen. Das nehme ich als beinahe kinderbuchartig überzeichnet wahr und passt so gar nicht zu dem ansonsten eher bodenständigen Setting.

Ich hatte auch Schwierigkeiten mit den unzähligen Mitgliedern der Erbengemeinschaft und deren Umfeld. Zwar ist dem eigentlichen Text ein Personenverzeichnis vorangestellt, jedoch habe ich zwischendurch trotzdem manches Mal den Faden verloren und musste kurz innehalten und Personen wieder zuordnen. Vor allem, weil nicht nur eine, sondern gleich mehrere Personen unter falschem Namen auftreten und später dann auch noch Geburtsnamen für verwandtschaftliche Zuordnungen eine Rolle spielen.
Das war mir persönlich bisweilen zu verworren, aber ich gebe gerne zu, dass ich gerne abends lese und meine Konzentration vielleicht nicht mehr so gegeben war, wie sie es für die Lektüre dieses Romans hätte sein müssen.

Nach so viel Kritik stellt sich nun vermutlich der Eindruck ein, das Buch hätte mir tendenziell nicht gefallen. Und hier kommt der Punkt, an dem ich auf das eingangs erwähnte Dilemma verweisen muss: Ich kann nämlich nicht sagen, dass es mir nicht gefallen hätte. Im Gegenteil: Trotz aller Kritikpunkte habe ich mich beim Lesen wohl gefühlt. Das kleine Städtchen Tenby, in dem die Handlung größtenteils spielt, ist so malerisch, dass ich gedanklich gerne dort war. Bei aller nervender Perfektion des Geisterjägerteams mochte ich die Protas dennoch. Dadurch, dass die Handlung aus der Sicht verschiedener Teammitglieder erzählt wird, hebt sich dieses Buch zudem aus der Masse der gewöhnlichen Krimis ab.
Und nicht zuletzt gefällt mir der Schreibstil einfach richtig gut. So gut, dass ich bei aller Kritik gerne auch Band zwei und folgende lesen würde. Und werde.

Rana

Kommentare? Immer her damit! :-)

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