{Rezension} Das unvollendete Leben der Addison Stone | Adele Griffin

18 Dez

Das unvollendete Leben der Addison Stone

Autor: Adele Griffin
Titel: Das unvollendete Leben der Addison Stone
(OT: The Unfinished Life of Addison Stone)
Übersetzung: Anja Hansen-Schmidt
Seiten: 224 Seiten
Verlag: cbt
Veröffentlichung: 02. November 2015
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»New York frisst mich auf, es hat mich so gern.«[…]
Am Ende fraß die Stadt sie ja tatsächlich auf. (Seiten 108/109)

»Ein Buch ist nach traditionellem Verständnis eine Sammlung von bedruckten, beschriebenen, bemalten oder auch leeren Blättern aus Papier oder anderen geeigneten Materialien, die mit einer Bindung und meistens auch mit einem Bucheinband (Umschlag) versehen ist.«
Das verrät Wikipedia, wenn man nach einer Definition für ›Buch‹ sucht. Demnach wäre ›das unvollendete Leben der Addison Stone‹ zweifelsfrei ein Buch. Dick genug ist es mit seinen über 200 Seiten auch. Und es enthält eine fiktive Geschichte, die es uns erzählt.
Und dennoch … auf den ersten Blick ist nicht sicher, ob es wirklich ein Buch ist. Das Cover erinnert an ein Magazin. Dieses Buch könnte bei den Zeitschriften im Regal liegen, ohne aufzufallen. Oder anders herum: wenn es bei den normalen Büchern liegt, fällt es dort auf. Und genau darum geht es. Format und Cover fallen aus dem Rahmen und deuten damit an, dass es sich um kein gewöhnliches Buch, keinen gewöhnlichen Roman, handelt.
Genau genommen habe ich schon Schwierigkeiten, dieses Buch überhaupt zu kategorisieren. Ein Roman im klassischen Sinne ist es nämlich sicher nicht.
Allerdings wird eine fiktive Geschichte erzählt. Die allerdings wiederum so authentisch, detailverliebt und lebendig, dass ich tatsächlich gegoogelt habe, ob das Geschriebene nicht doch auf wahren Begebenheiten beruht.

In diesem Buch geht es - wie der Titel bereits verrät - um das Leben der Addison Stone.
Addisons Lebensweg von der Kindheit bis zu ihrem viel zu frühen Tod wird nachgezeichnet.
Das Mädchen wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, hat jedoch das Glück, dass ihr künstlerisches Talent früh entdeckt und gefördert wird, was sie als 17-jährige bereits als Stipendiatin nach New York bringt, wo sie die dortige Kunstszene auf den Kopf stellt.
Addison hat ein beachtliches Talent und sprudelt zudem vor Kreativität über, die allerdings auch mit erheblichen psychischen Problemen einhergeht.
Dadurch wird Addison zu einem unglaublich spannenden Charakter: energiegeladen, übersprudelnd in allem, was sie macht und gleichzeitig zerrissen. Man spürt auf jeder Seite, wie besonders Addison ist und wenn es sie wirklich gegeben hätte, dann hätte ich diesen faszinierenden Menschen gerne kennengelernt.
Diesen überaus lebendigen Effekt erzielt die Autorin dadurch, dass die Addisons Wegbegleiter reden lässt. Diese erzählen, meist in Interviews, das Leben in episodenhaften Abschnitten, gespickt mit eigenen Eindrücken und Wahrnehmungen.
Durch diesen ständigen Perspektivwechsel lernt der Leser nicht nur die unterschiedlichen Sichtweisen auf Addison Stone kennen. Darüber hinaus baut sich zwischen den diversen Personen eine Art Interaktion auf, da die Interviewten nicht nur über Addison berichten, sondern auch übereinander reden. Dieses Spannungsfeld habe ich bislang in keinem anderen Buch so dicht erlebt.
Untermauert wird das alles durch abgedruckte Fotos, die Szenen aus Addisons Leben abbilden und Drucke von Addisons Kunst.
Auch das macht dieses Buch ungewöhnlich.

Meine Meinung:
Für mich ist dieses Buch kein klassischer Roman und im Grunde auch nichts, was ich mit einer Tasse Tee mit in meinen Lesesessel nehme, wenn ich einen Roman lesen möchte.
Vielmehr empfinde ich das Buch selbst als eine Art Kunstprojekt. Es passt zu wenig in irgendeine Schublade, um Gegenstand einer klassischen Rezension zu sein.
Offen gesagt, hat die Geschichte an sich dann auch zu einem gewissen Zeitpunkt ihre Anziehungskraft auf mich verloren. Der Reiz des Neuen, des Ungewöhnlichen, war für mich ab ungefähr ⅔ des Buches verflogen.
Dennoch halte ich ›Das unvollendete Leben der Addison Stone‹ für ein Werk, das man sich als Buchliebhaber unbedingt ansehen sollte. Zu ungewöhnlich, kreativ und lebendig ist es, um es sich entgehen zu lassen. Auch, wenn es mich nicht die ganze Zeit über gefangen halten konnte, so hat mich das Buch durch das innovative Konzept doch lange Zeit über in seinen Bann gezogen.

Rana

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