{Rezension} Aller Anfang fällt vom Himmel | Veronika Peters

28 Dez

Aller Anfang fällt vom Himmel

Autor: Veronika Peters
Titel: Aller Anfang fällt vom Himmel
Seiten: 288 Seiten
Verlag: Goldmann
Veröffentlichung: 21. September 2015
Leseprobe
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Alleinsein und Ordnung, das waren die beiden Pfeiler, auf denen Korbinians Existenz als Witwer bis zu diesem vierzehnten November aufgestellt war. Alleinsein und Ordnung hielten ihn beieinander und genauso wäre es bis an sein Lebensende geblieben, wer er selbst zu bestimmen gehabt hätte. (S.18/19)

Korbinian Gerhard ist Lehrer an einer Grundschule. Dabei kann er Kinder nicht einmal besonders gut leiden. Eigentlich mag er überhaupt keine Menschen.
Seit dem plötzlichen und viel zu frühen Tod seiner Frau lebt Korbinian zurückgezogen in seiner viel zu großen Wohnung in Berlin.
Vormittags unterrichtet er, dann geht er zum Mittagstisch in seine Stammkneipe und dann nach Hause, wo er sich vor der Welt verkriecht.
Er hat sich selbst strenge Verhaltensregeln auferlegt, denn nur Ordnung und ein starres Korsett des Tagesablaufs verhindern, dass er Panikattacken erleidet.
So funktioniert Korbinian in seinem freudlosen Leben.
An einem dieser Tage entdeckt er die obdachlose Billa vor einem Supermarkt.
Als er ihr etwas zu Essen kauft, beschließt Billa, bei ihm Hilfe zu suchen. Korbinian ist mit der Situation erwartungsgemäß völlig überfordert und sucht Unterstützung bei seiner Schwester, die auch prompt erscheint und die Dinge resolut in die Hand nimmt, indem sie kurzerhand samt Billa in seine Wohnung zieht.
Was zunächst als Maßnahme für ein paar Tage gedacht war, weitet sich deutlich länger aus.
Die drei Wohnungsgemeinschaftler auf Zeit tragen unterschiedliche Probleme mit sich herum, die der Leser nach und nach erfährt.

Meine Meinung:
Veronika Peters schreibt einen gut lesbaren Stil. Die immerhin fast 300 Seiten bemerkt man nicht, weil sich das Buch flüssig herunterlesen lässt. Eigentlich passiert gar nicht so viel und dennoch hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, das Buch habe Längen oder es fehle Action.
Unaufgeregt, aber dennoch nachvollziehbar, zeichnet die Autorin die Gefühlswelt der Protagonisten.
Diese haben alle Probleme und Macken und sind vor allem nicht uneingeschränkt fehlerfrei und gut.
Dabei sind die Charaktere jedoch nie unangenehm, so dass man als Leser allen Beteiligten wünscht, dass alles zu einem guten Ende kommt. Nicht nur die drei Hauptprotas sind sympathisch, auch die Freunde von Billa bringen mit ihrem Verhalten, das irgendwo zwischen zwielicht und doch-eigentlich-ganz-nett schwankt, Würze in die Geschichte. Selbst der sabbernde Hund Angie ist herrlich unperfekt und dennoch so liebenswert, wie (fast) alle Menschen in diesem Buch.
Es ist anrührend, wie Korbinians Schutzwall nach und nach aufgebrochen wird. Ganz langsam verliert er die starren Verhaltensmuster, die ihn in den vergangenen acht Jahren, seit dem Tod seiner Frau, eingezwängt haben.

Die Autorin beschreibt diese Wandlung behutsam, aber niemals gefühlsduselig.
Veronika Peters schreibt weder rührselig, noch weinerlich oder emotional. Und dennoch kann ich mir in jedem Augenblick des Romans vorstellen, mit welcher Liebe Korbinian an seiner verstorbenen Frau hängt und wie unglücklich und verzweifelt er seit ihrem Tod ist. Die Trostlosigkeit seines Daseins und die Erleichterung, wenn der Panzer allmählich aufbricht, kann ich mitfühlen und nachvollziehen.

Fazit:
Insgesamt halte ich »Aller Anfang fällt vom Himmel« für ein Wohlfühlbuch. Die Menschen, die hier unfreiwillig in Korbinians Wohnung zusammenfinden und deren Zusammenhalt der erste Schritt zur Lösung ihrer Probleme ist, stimmen positiv.
Das richtige Buch um sich in grauen Herbsttagen mit einer Decke und einer Tasse Tee in den Lesesessel zu verkriechen und Wohlgefühl zu tanken.

Rana

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