{Gastrezension} Zusammen werden wir leuchten | Lisa Williamson

27 Feb

Zusammen werden wir leuchten

Autor: Lisa Williamson
Titel: Zusammen werden wir leuchten
(OT: The Art of Being Normal)
Übersetzung: Angelika Eisold Viebig
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN: 978-3-7335-0076-4
Verlag: Fischer
Veröffentlichung: 10. Dezember 2015
Leseprobe
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„Als ich acht Jahre alt war, sollten wir in der Schule aufschreiben, was wir später werden wollen. Lexi wollte Schauspielerin werden. Zac wollte Profi-Fußballer werden. Simon wollte unbedingt Harry Potter sein. Aber meine Hand schrieb: Ich möchte ein Mädchen sein.“ (Buchrücken)

David ist 14 Jahre alt und wohnt mit seiner 11-jährigen Schwester Livvy, seinen Eltern und Hund Phil in Eden Park in England. In der Schule wird er oft gehänselt, denn David ist anders als seine Mitschüler: Er wurde im falschen Körper geboren.
Eingeweiht sind nur seine besten Freunde Essie und Felix, mit denen er über alles reden kann. Das wünscht er sich auch von seinen Eltern. Schon die ganzen Ferien über will er es ihnen endlich sagen, hat eine Rede vorbereitet und unzählige Briefe verfasst, sie im letzten Moment aber doch immer wieder an sich genommen. Stattdessen flüchtet er sich wieder vor den Fernseher, schaut America’s Next Top Model und trägt heimlich ausrangierte Kleidungsstücke seiner Mutter.
Zurück in der Schule setzt sich der übliche Trott fort bis plötzlich ein neuer Mitschüler der 11C für Gesprächsstoff an der Eden Park School sorgt. Er soll gewalttätig und von der Schule in Cloverdale geflogen sein, einer nicht annähernd so wohlhabenden Gegend wie Eden Park. Leo will am liebsten in Ruhe gelassen werden und Ärger aus dem Weg gehen, doch irgendetwas fasziniert David an ihm. Nach und nach freundet sich Leo widerwillig mit ihm an und gibt Stück für Stück von seinem Geheimnis preis…

 

Meine Meinung:

Eigentlich lese ich hauptsächlich Thriller oder Krimis - daher hätte ich normalerweise nicht unbedingt zu diesem Genre gegriffen, wenn die liebe Sabrina mir dieses Buch nicht ans Herz gelegt hätte. Schon das Cover strahlte in seinen bunten Farben so viel Energie und Fröhlichkeit aus, dass ich es einfach lesen musste und wirklich gespannt auf die Umsetzung dieses schwierigen Themas war.
Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von David und Leo erzählt. So lernt man die beiden gut ausgearbeiteten Charaktere nach und nach kennen und erfährt, was sie beschäftigt und bewegt. David ist sein Dilemma schon früh bewusst. Er dokumentiert penibel die Entwicklung seines verhassten jungenhaften Körpers, holt sich Schminktipps bei youtube und legt heimlich einen kleinen Fundus an Mädchenklamotten an für den Tag, an dem sein neues Leben beginnt. Obwohl er sich seiner so sicher ist, fehlt ihm doch der Mut für das Gespräch mit seinen Eltern und dem Startschuss für eine Veränderung.

„Ich schlucke. Hier ist sie: meine Gelegenheit, mich zu outen. Fünf kurze Wörter: Ich – möchte – ein – Mädchen – sein. Aber sie kommen nicht heraus. Sie bleiben mir einfach im Hals stecken und verdammen mich zum Schweigen.“ (Seite 150)

Leo ist ein Einzelgänger und kommt aus schwierigen Familienverhältnissen. Die meiste Zeit ist er allein mit seiner Zwillingsschwester Amber und der siebenjährigen Tia. Seine Mutter arbeitet entweder in der Wäscherei, ist mit Tante Kerry beim Bingo oder bringt ihren neuen Freund Spike mit nach Hause. Sein Dad ist abgehauen, als er noch ein kleines Kind war, aber trotzdem vermisst Leo ihn. Und dann ist da ja noch sein kleines Geheimnis, das ihn an die Eden Park School führt…
Der Schreibstil von Lisa Williamson ist flüssig und entspricht der Sichtweise zweier Teenager. Bis zur letzten Seite wollte ich wissen, wie es weitergeht und was es mit den Ereignissen im Leben von David und Leo auf sich hat.

 

Fazit:

Lisa Williamson gelingt auf charmante und mutige Art und Weise, ein wenig diskutiertes Thema aufzugreifen und in Form einer mitreißenden Geschichte zu erzählen. Auch wenn ich mit dem Thema bislang noch nicht hautnah in Berührung gekommen bin, habe ich mit den Protagonisten zu jeder Zeit mitgefühlt, -gefiebert und mich mitgefreut. Ich kann mir gut vorstellen, dass vielen „Betroffenen“ die gleichen Fragen, Ängste und Gefühle aus dem Buch begegnen und hoffe, dass ihnen die Geschichte so viel Mut und Energie mitgibt, wie es sie ausstrahlt. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich mal aus ihrem gewohnten Terrain herausbewegen wollen!

Stefanie

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