{Lesekreis} #1 | Ein Mann namens von Ove | Fredrik Backman

19 Mai

Von euch besuchen doch bestimmt auch einige einen Lesekreis / Lesetreff / Book Circle oder wie immer ihr es nennt, oder?
Wir haben nun auch einen unter uns leseverückten Arbeitskollegen. Letzten Freitag haben wir uns zum ersten Mal getroffen und das hat uns allen echt viel Spaß gemacht!

Für unser erstes Treffen bzw das erste Buch, das wir lesen wollten, haben wir eine bunt gemischte Vorschlagsliste zusammen gestellt.

  • Brooke Davis „Noch so eine Tatsache über die Welt“
  • Eric Stehfest „9 Tage wach“
  • Harper Lee „Wer die Nachtigall stört“
  • Jon Walter „Mein Name ist nicht Freitag“
  • Fredrik Backman „Ein Mann names Ove“
  • Matt Haig „Ich und die Menschen“

Gewählt wurde Fredrick Backmans „Ein Mann names Ove“. Das hat mich sehr gefreut, denn bisher habe ich nur Gutes über dieses Buch gehört.

Jede von uns hat sich das Buch gekauft und gelesen. Tatsächlich haben wir es geschafft, vor unserem Treffen NICHT darüber zu reden. Ich bin ja jetzt noch so ein bisschen stolz auf uns alle.
Die liebe Theresa hat ihre Wohnung zur Verfügung gestellt und jede von uns hat was zum Essen mitgebracht. So hatten wir frisch gebackenes Brot, diverse Dips und Kräuterbutter, Cupcakes, Snacks und eisgekühlten Hugo. Ganz ehrlich? Kann man besser in ein Wochenende starten? Ich finde, das wird schwierig zu toppen. 😉

DTV hat übrigens eine eigene Serviceseite für Lesekreise. Hier konnten wir uns vorab ein Lesejournal ausdrucken. So konnte sich jede von uns die wichtigsten Dinge notieren. Außerdem findet man dort auch zu ausgewählten Büchern Zusatzinhalte und Diskussionsstoff für Lesekreise. Eine ganz tolle Idee.

Jetzt seid ihr aber bestimmt neugierig, was wir von dem Bestseller halten, oder?
Zuerst einmal meine Gedanken zu „Ein Mann namens Ove“:

Ich muss natürlich zugeben, dass ich zu Beginn doch einige Erwartungen an das Buch hatte. In Bloggerkreisen kam es schließlich ziemlich gut an und ich persönlich habe keine mittelmäßige oder gar schlechte Bewertung darüber gelesen.
Der Anfang war für mich zäh. Für die ersten 90 Seiten habe ich 5 Tage gebraucht. Und dass trotz Urlaub! Es fällt mir schwer, dies an bestimmten Punkten festzumachen.
Doch zum einen ist der Schreibstil schon etwas gewöhnungsbedürftig. Zumindest für mich. Auch konnte die Geschichte mich überhaupt nicht abholen oder neugierig machen.

Achtung: hier könnten nun Spoiler folgen. Wenn ihr das Buch noch lesen möchtet, überspringt bitte die nächten beiden Absätze.
Ove wirkt sehr verbittert. Allerdings hat er auch unglaublich viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Er verlor seinen Job, seine über alles geliebte Frau - von da an hatte sein Leben für ihn keinen Sinn mehr. So kam es, dass er drei eher halbherzige Suizid-Versuche unternahm. Und auch wenn das jetzt richtig seltsam klingt: erst zum letzten Selbstmordversuch wurde mir das Buch etwas zugänglicher.
Oves Plan: er möchte sich erhängen. Doch das Seil reißt (so eine scheiß Qualität aber auch!). Was macht er danach? Er räumt erst einmal auf. Ähmmm… WTF?

„Diese Gesellschaft, denkt Ove. Können sie jetzt nicht einmal mehr ordentliche Seile produzieren? Er flucht lauthals, während er versucht, seine Beine zu entwirren. Wie kann die Herstellung eines SEILS misslingen? Wie, bitte?“ (Seite 96)

Das fand ich irgendwie etwas amüsant, auch wenn an einem Suizid-Versuch natürlich überhaupt nichts Amüsantes zu finden ist. Ich weiß: es klingt komisch. Ist aber so. *fingerheb*
Von da an konnte ich die Story deutlich besser lesen und fand sie auch etwas interessanter. Doch richtig begeistern konnte mich der Autor auch weiterhin nicht.
Viele Stellen waren mir zu ausschweifend. Es gab viele Längen, die für mich keinerlei Vorankommen in der Geschichte bedeutet haben.

Die einzige Person, für die ich Sympathie aufbringen konnte, war Oves (gestorbene) Frau. So störrisch der alte Mann anderen Personen gegenüber auch war: alles, was mit Sonja zu tun hatte, hat mich berührt.

„Denn die Leute sagten, dass Ove die Welt immer nur schwarz oder weiß sehe.
Und sie war Farbe. All seine Farbe.“ (Seite 58)

Dieses Zitat finde ich wunderschön. *seufz*
Ihr Verlust hat ihn schwer getroffen. Und so war es für mich nachvollziehbar, dass er wieder mit ihr zusammen sein wollte. Auch wenn das bedeutete, dass er dafür erst einmal sterben musste.

Während es durchaus einige witzige Metaphern im Buch gab (eine Nachbarin, die er als „blondes Schaf“ bezeichnet und deren Hund wie ein „Winterstiefel mit Augen“ aussieht - mein Kopfkino war hocherfreut), gab es wiederum andere Abschnitte, die ich ganz grausam fand. Kennt ihr das, wenn man Situationen überspitzt darstellen möchte und dazu ein bestimmtes Wort in jedem Satz benutzt? Das kann funktionieren. Dann ist es witzig. In diesem Buch ist das für mich total ins Gegenteil umgeschlagen:

„Der Lümmel sieht Ove an, als würde er denken, Ove sei wirklich unnötig blöd. Ove seinerseits sieht den Lümmel so an, als sei der Lümmel eine einzige große Verschwendung von Sauerstoff. Hinter dem Lümmel, das sieht Ove erst jetzt, steht ein anderer Lümmel. Noch schmächtiger als der erste und um die Augen mit schwarzem Ruß. Der zweite Lümmel zupt den ersten Lümmel vorsichtig an der Jacke und mumelt etwas von >>keinen Streit anfangen<<. Der erste Lümmel tritt trotzig in den Schnee.“ (Seite 61)

Die Geschichte wurde immer wieder durch Rückblenden unterbrochen. Das waren für mich die einzig charmanten Stellen im Buch, denn hier spielte Sonja eine Rolle. Oves Liebe zu ihr war einfach grenzenlos und wirklich berührend.

Mein Fazit:
„Ein Mann namens Ove“  konnte mich leider nicht überzeugen. Einige charmante Szenen kommen leider nicht gegen die teilweise viel zu zähe Geschichte an. Sehr schade. Wenn ich Punkte vergeben würde: 2/5.

Die Meinung der Gruppe:
Ich dachte ja, ich wäre die einzige mit dieser Meinung. Aber nein. Es erging allen ähnlich. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
In unserer Runde wurde kritisiert, dass einiges überdramatisiert ist, dass man mit dem Stil des Autors und einigen Vergleichen nicht klar kam.
Das Ende wiederum hat viel Platz für Spekulationen gelassen und brachte uns stark ins Diskutieren. Wir haben unterschiedliche Versionen für uns ausmachen können. Eine wiederum war vom Ende ergriffen, so dass sie das Buch danach etwas besser bewertete.
Es hat wirklich Spaß gemacht, alle Punkte, die uns auffielen, in der Gruppe zu diskutieren und über unsere teilweise verschiedenen Ansichten zu sprechen.

Fazit:
2x Abbruch
3x 2 Sterne
1x 3 Sterne
Hätten wir das Buch nicht für den Lesekreis gelesen, hätte es tatsächlich noch zwei weitere Abbrüche gegeben. Ich habe mich auch einzig aus diesem Grunde weiter zum Lesen gezwungen.
Übrigens war dieses Buch für die meisten Mädels ein Ausbruch aus der gewohnten Lesepräferenz.

„Ein Mann namens Ove? Ein wirklich interessantes und berührendes Thema! Leider kam ich aufgrund des Schreibstils und der schleppenden Umschreibungen nicht wirklich in das Buch rein. Trotzdem hat es mich berührt und zum Nachdenken angeregt.“ (Theresa L.)

Wir haben uns überlegt, jedes Treffen unter ein Motto zu stellen, sodass wir Abwechslung in unsere Lesevorschläge bringen. Das Thema für unser Treffen Anfang Juli ist „Starke Frauen“. Folgende Bücher wurden vorgeschlagen:

  • Dora Heldt „Unzertrennlich“
  • Ursula Flacke „Jeanne“
  • Charlotte Bronte „Jane Eyre“
  • Tracy Rees „Die Reise der Amy Snow“
  • Waris Dirie „Safa. Die Rettung der kleinen Wüstenblume“
  • Margaret Atwood „Der Report der Magd“

Gewählt haben wir:

Yay, das Buch stand auch auf meiner „will ich lesen“ Liste. Ich freue mich sehr und hoffe, dass die Geschichte der Gruppe besser gefällt, als das Buch von Fredrik Backman.

Habt ihr „Ein Mann names Ove“ gelesen? Wie fandet ihr es?
Oder kennt ihr „Die Reise der Amy Snow“ bereits? Und wer von euch besucht einen Lesekreis?

Sabrina

Kommentare? Immer her damit! :-)

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