{Rezension} Grillwetter. Anwalt Fickel ermittelt (#4) | Hans-Henner Hess

3 Sep

Autor: Hans-Henner Hess
Titel:
Grillwetter. Anwalt Fickel ermittelt
Seitenanzahl: 320 Seiten
Verlag: DUMONT
Veröffentlichung: 22. August 2017
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„Du bist doch jetzt Anwalt, ge’?“, wandte er sich an den Fickel.
Das war immer so eine heikle Frage, denn einerseits: ja; andererseits, von der fachlichen Kompetenz her ehrlicherweise: nein. (Seite 73)

 

Zum Inhalt:

In „Grillwetter“ ist Rechtsanwalt Fickel ungewohnt zielstrebig unterwegs. Ungewohnt deswegen, da er seiner beruflichen Tätigkeit eher mit gebremsten Antrieb nachgeht. Diesmal wartet jedoch kein neuer Fall, sondern seine Fernbeziehung lockt mit kulinarischen Genüssen, sodass sich Anwalt Fickel entschlossen in seinen Wartburg 353 setzt, um die gut 70 km zu seiner Freundin zurückzulegen. Doch natürlich kommt es ganz anders. Er hat seine Heimatstadt Meiningen noch nicht verlassen, da wird er in einen Verkehrsunfall verwickelt und prompt hat er den Unfallverursacher Heiko Menschner als neuen Mandanten. Kurz darauf wird der Insolvenzverwalter der nahe gelegenen Wurstfabrik vermisst und Fickels Mandant gerät in das Visier der Ermittlungen. Aber nicht nur Heiko Menschner hat ein Motiv. Nach und nach ergeben sich erstaunliche Zusammenhänge und Beziehungen der verschiedenen Meininger Bürger. Anwalt Fickel hat alle Hände voll zu tun, den Überblick zu behalten. Und da es nicht zuletzt um den Erhalt der Thüringer Rostbratwurst geht, muss seine Fernbeziehung etwas länger auf ihn warten.

 

Meine Meinung:

Der Untertitel des Buches „Anwalt Fickel ermittelt“ trifft es wie immer nicht ganz, denn Ermitteln würde ein aktives Tun voraussetzen. Wie immer ist es mehr eine Verkettung von Zufällen und Ereignissen im Umfeld von Anwalt Fickel, die ihn schließlich auf die richtige Spur bringt.
In der gediegenen Atmosphäre der thüringischen Stadt Meiningen entwickelt sich der Fall ruhig und eher unaufgeregt. Dies soll jedoch keinesfalls mit langatmig verwechselt werden. Vielmehr passiert immer etwas und es reiht sich Überraschendes bis Skurriles aneinander.

Die Erzählstimme ist locker und humorvoll. Neben zahlreichen Anspielungen auf die DDR Vergangenheit wird die Liebe des Thüringers zur Rostbratwurst und anderen Fleischspeisen kolportiert, hinzukommen die bereits aus den Vorgängerbänden bekannten Anspielungen auf Justitia und ihre Untergebenen.
Der trockene Humor dieser Bücher gefällt mir im Allgemeinen sehr gut, oft habe ich lachen müssen. Lediglich an einigen Stellen übertreibt es der Autor nach meinem Geschmack. Wenn es zum Beispiel im Hinblick auf die drohende Schließung der Wurstfabrik heißt: „Ein echtes Wurst-Case-Szenario.“ (Seite 81) dann ist mir das zu viel gekalauert; ebenso hat es die Grenze zum Slapstick beinahe überschritten, wenn Anwalt Fickel einer Nürnberger Bratwurst isst, und er sich prompt den Zahnstocher in die Zunge rammt. Auch sein Kampf mit der Pelle der Münchener Weißwurst war mir zu plumper Humor. Davon abgesehen gab es jedoch viel an wunderbarem Sprachwitz. An einigen Stellen ging mir das Juristinnenherz auf, so zum Beispiel bei folgender: „Die Hüterin der Insolvenzakten war dünn und blass wie ein Blatt Papier aus ihrem Schönfelder“ (Seite 117). In solchen und ähnlichen Momenten kann ich nicht anders, als diesen Roman einfach zu lieben.

Falllösung und Handlung sind schlüssig, mit überraschenden Wendungen und durchweg interessanten Figuren, sodass Krimileser auch hier nicht enttäuscht sein werden.

 

Mein Fazit:

Grillwetter ist Rechtsanwalt Fickel vierter Fall und ich habe den Eindruck, er wird immer besser. Eine klare Leseempfehlung für Freunde von humorvollen, locker geschriebenen Regionalkrimis.

Rana

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  1. [Im Gespräch mit…] Hans-Henner Hess | Bookwives - 21. September 2017

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