[Im Gespräch mit…] Hans-Henner Hess

Kürzlich ist »Grillwetter«, der vierte Band der Krimireihe rund um den Meininger Rechtsanwalt Fickel, erschienen. Die Bookwives hatten Gelegenheit, ein Interview mit dem Autor Hans-Henner Hess zu führen.

Rana: Lieber Hans-Henner, zunächst einmal herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Möchtest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen? Vielleicht auch etwas Privates preisgeben? Hast Du Haustiere? Hobbys?

Hans-Henner Hess: Okay, um etwas wirklich Intimes preiszugeben: Als Kind hatte ich mal ein Kaninchen. Ich wusste natürlich nicht, dass es zum Verzehr bestimmt war. Als es irgendwann geschlachtet werden sollte, wollte ich es vorher heimlich freilassen. Doch es war zu faul und wohl auch zu fett (weil ich es immer so gut gefüttert hatte), dass es partout nicht wegrennen wollte. Das war’s dann mit dem Thema Haustiere.

Rana: Was hat Dich damals bewogen, der Juristerei den Rücken zuzukehren?

Hans-Henner Hess: Ganz ehrlich: Die ständigen Streitereien gingen mir auf den Keks. Irgendwann kommt man da auf den Trichter, dass man sich im Grunde auch friedlich und ohne monatelange Streitigkeiten über Dinge einigen kann, sogar finanzielle. Ich hätte oft am liebsten gesagt: „Gebt euch die Hand und vertragt euch, Leute!“ Aber als Anwalt ist das die beste Strategie, um zu verhungern.

Rana: Stecken trotz des Ausstiegs aus der Juristerei eigene Erfahrungen in den Geschichten? Wie viel Hans-Henner Hess steckt womöglich sogar in Rechtsanwalt Fickel?

Hans-Henner Hess: Vielleicht verkörpert er den Typus Anwalt, der ich auch geworden wäre – eher konsensorientiert, nicht so der Paragrafenreiter. Irgendwo auch ein bisschen empathisch mit den Schwächeren. Das ist weniger verbreitet, als man meinen könnte.

Rana: Wie kamst Du auf die Idee zu der Reihe? Kannst Du Dich an die Geburtsstunde Fickels erinnern? Hattest Du ihn und sein Umfeld sofort klar vor Augen oder entwickelte sich der Rahmen erst nach und nach?

Hans-Henner Hess: Der Fickel wurde im Jahr 2011 in 17 Grad kaltem Atlantikwasser in der Bretagne geboren. Ich ging während des Urlaubs ins Wasser zum Schwimmen und kam eine dreiviertel Stunde später bibbernd, aber mit der fertigen Figur wieder raus. Warum mir da kein smarter Bretonischer Kommissar eingefallen ist, sondern ein verfressener Thüringer Anwalt, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Meinem Bankberater auch.

Rana: Als Du mit dem ersten Band, »Herrentag«, begonnen hast, gab es da schon ein Konzept für die gesamte Reihe? Gibt es überhaupt ein detailliertes Konzept oder nur einen sehr groben Reihenplot? Und kannst Du etwas darüber verraten, auf wie viele Bände wir uns (mindestens) noch freuen dürfen?

Hans-Henner Hess: Zunächst war da nur die Idee für den ersten Band, aber die Figuren entwickelten sich einfach immer weiter und weiter. Über das Phänomen berichten viele Autoren, dass ihnen die Figuren über den Kopf wachsen. Ich habe das nie geglaubt, bis ich den Fickel und seine Exfrau kennengelernt habe.

Rana: Der zentrale Schauplatz der Geschichten ist die Stadt Meiningen in Thüringen. Aus welchem Grund fiel die Wahl auf diesen Ort?

Hans-Henner Hess: Meiningen ist eine beschauliche Stadt mit allem, was einen Krimi ausmacht: sie verfügt über eine abwechslungsreiche Vergangenheit, interessante Schauplätze ohne Ende und nicht zuletzt ein riesiges Justizzentrum. Aber was mich vor allem gereizt hat, war die zentrale Lage im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen. Für mich als (Ost-)Berliner war Meiningen lange Zeit der südlichste Ort, den ich mir vorstellen konnte. Praktisch kurz vor Florenz. Und die Rhön war für mich die Toskana.

Rana: In »Grillwetter« geht es um die Wurst, nicht zuletzt auch um die Konkurrenz zwischen Thüringern, Nürnbergern und der Münchener Weißwurst. Welche ist Dir die Liebste? Und generell: Was landet im Hause Hess auf dem Grill?

Hans-Henner Hess: Ich bevorzuge s e l b s t v e r s t ä n d l i c h die Thüringer, speziell die südlich des Kümmeläquators, der ungefähr am Rennsteig verläuft. Dort wird (übrigens anders als in „Grillwetter“ dargestellt) eher auf Kümmel als Zutat verzichtet. Außerdem beiße ich persönlich lieber in eine Wurst, bei der ich Hoffnung hegen darf, dass das brätspendende Tier artgerecht gehalten wurde.  

Rana: Im aktuellen Roman menschelt die Gundelwein geradezu, man könnte fast sagen, sie bekommt sympathische Züge. Werden uns auch die übrigen Figuren zukünftig mit Veränderungen überraschen?

Hans-Henner Hess: Das will ich doch schwer hoffen. Aber sie werden sich bei allen biografischen Ver- und Entwicklungen sicher selbst treu bleiben. Ich glaube nicht, dass die Oberstaatsanwältin eines Tages zur Zen-Buddhistin mutiert oder der Fickel ein Workaholic wird. Da steckt jeder in seiner Haut, so wie wir alle. Figuren sind auch nur Menschen.

Rana: Gibt es schon konkrete Pläne für Fickels fünften Fall?

Hans-Henner Hess: Ich hab da was im Hinterstübchen. Wobei, so konkret sind die Pläne noch nicht, eher abstrakt. Auch wenn er es vielleicht nicht so gerne hört: Viel Zeit zum Einrosten wird der Fickel bestimmt nicht bekommen.

Rana: Als Jurist kennst Du ja die Sache mit dem letzten Wort. Was immer Du den Lesern sagen möchtest – jetzt hast Du Gelegenheit dazu ;)

Hans-Henner Hess: Hohes Gericht, ich bitte um Gnade.

Die Bookwives bedanken sich bei Hans-Henner Hess für das Interview.

Rana

One Comment on “[Im Gespräch mit…] Hans-Henner Hess

  1. Huhu!

    Die Geschichte mit dem Kaninchen erinnert mich an eine Kindheitserinnerung meines Vaters! Das wäre für mich ja super-traumatisch gewesen, wahrscheinlich hätte ich danach auch keine Haustiere mehr gewollt.

    Ich glaube, Anwältin wäre für mich auch nichts, da würden mir die Streitereien sicher auch schnell an die Nieren gehen…

    Als Vegetarierin wäre „Grillwetter“ für mich vielleicht nicht die offensichtliche Wahl, aber ich sehe das nicht so eng und es klingt trotz Wurscht interessant. ;-)

    Ich habe das Interview HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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