{Rezension} Der Galgen von Tyburn (Die Flüsse von London #6) | Ben Aaronovitch

24 Mai
https://www.dtv.de/

 

Autor: Ben Aaronovith
Titel:
Der Galgen von Tyburn
(OT: The Hanging Tree)
Übersetzung: Christine Blum
Seitenzahl: 416 Seiten
Verlag: dtv
Veröffentlichung: 5. Mai 2017
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„»Ich glaube«, sagte ich, »es müsste möglich sein, eine Art magische Kettenreaktion zu initiieren […].« Fast hätte ich gesagt, wie bei ein Phaserüberladung, aber ich habe gelernt, solche Witze für mich zu behalten, selbst bei Leuten, die Harry-Potter-Anspielungen machen – vor allem bei Leuten, die Harry-Potter-Anspielungen machen.«“ (Seite 159)

 

Zum Inhalt:

Eine Teenagerparty nimmt ein böses Ende, als eines der anwesenden Mädchen an einer Überdosis stirbt.
Sicherlich ein trauriger Vorfall, aber nicht paranormal und somit eigentlich kein Grund, die mit magischen Vorkommnissen beschäftigte Spezialeinheit der Londoner Polizei auf den Plan zurufen.
Wenn nicht einer der Gäste dieser Party Olivia gewesen wäre, die Tochter der einflussreichen Flussgöttin Tyburn, Lady Ty.
Die weist den magiebegabten Polizisten Peter Grant an, sich um den Fall zu kümmern. Das tut er und muss feststellen, dass die Mädchen und deren Umfeld wohl doch keine gewöhnlichen Teenager sind.

Zeitgleich bekommt Peters Vorgesetzter Nightingale ein als verschollen geltendes Buch zum Kauf angeboten. Nachforschungen bringen die Ermittler auf die Spur von Händlern, die mit magischen Artefakten Geschäfte machen. An diesen Gegenständen hat nicht nur Nightingale Interesse. Es beginnt eine wilde Jagd verschiedener Gruppen.

 

Meine Meinung:

Nachdem ich Band fünf als das bislang schwächste Buch der Serie beurteilt hatte, war ich auf Band sechs nicht nur sehr gespannt, sondern hegte auch große Hoffnungen. Die anfangs enttäuscht wurden.
Der Galgen von Tyburn macht erzählerisch an dem Punkt weiter, an dem der Fingerhut-Sommer aufhört. Nicht in dem Sinne, dass die Handlung anknüpft. Im Gegenteil – ich hätte mir eine stärkere Anbindung an den Vorgänger gewünscht.
Band sechs ähnelt Band fünf insofern, als dass zu Beginn viel Stillstand herrscht.
Man ermittelt so vor sich hin, mal wird der eine befragt, mal der andere.
Wie schon im Fingerhut-Sommer verhindert nur der spezielle Humor aufkommende Langeweile.
Was ich besonders bedaure, ist die Teilhabe an der magischen Entwicklung von Peter. Seine Forschungen und Überlegungen, wie man bestehende Zauberformeln – teils zum Unwillen seine Meisters Nightingale – abwandeln könnte, waren für mich stets das Salz in der Suppe.

„[…] also zerriss ich den Außenstoff mit einem Zauber, den Nightingale mir beigebracht hatte und den ich anhand von Briefen und Amazon-Paketen eingehend geübt hatte.“ (Seite 375)

Dieses Zitat steht beispielhaft für das, was in diesem Buch an einigen Stellen geschieht: Peter hat plötzlich eine magische Lösung zur Hand, wenn sie gebraucht wird. Ohne nähere Erklärung hat er unversehens eine neue Formel, just wenn es praktisch ist, sie zu haben. Das wirkt lieblos. So viele neue Formeln sind es nicht, der Autor hätte ruhig den einen oder anderen Satz darauf verwenden können. Ben Aaronovitch holt an unzähligen Stellen weit aus, da hätte er Selbiges in Bezug auf die Zauberei auch tun dürfen.

Ein Grund, warum ich mit dem Anfang Probleme hatte, mag die Flut an Figuren sein, mit denen der Leser sich konfrontiert sieht. Da ist die Clique, die gefeiert hat, dazu die Eltern dieser Teenager, hinzukommt die Stammbesetzung der Reihe, die nicht mehr näher erläutert wird. Man sollte die Personen aus den Vorgängern schon sehr präsent haben, um einen reibungslosen Wiedereinstieg zu schaffen.
Ich bin Fan der Serie, trotzdem kann ich nicht alles auswendig, liegt doch Band fünf bereits anderthalb Jahre zurück. Das bedeutet, ich musste an einigen Stellen kurz innehalten und intensiv nachdenken, wen ich gerade vor mir habe. Vor allem wenn es noch tiefer in die Vergangenheit geht – die Vorgänge und Figuren aus Band drei (Ein Wispern unter Baker Street) sollten noch sehr gut bekannt sein, damit man alles problemlos einordnen kann.

Nach all der negativen Kritik kommt nun der positive Teil: Der Galgen von Tyburn ist um einiges actionreicher als der Vorgänger. Nach dem etwas gemächlichen Beginn nimmt die Geschichte Fahrt auf. Lesley und der Gesichtslose kommen ins Spiel und die Ermittler diesem Duo immer näher.

Auch der Humor ist geblieben. Anspielungen auf zahlreiche Serien und Filme finden sich in altbekannter Weise genauso wie Peters trockene Kommentare auch noch in den verzweifeltsten Situationen. Und solange das so bleibt, bleibe ich Fan dieser Reihe.

 

Fazit:

Der Galgen von Tyburn ist wieder auf dem richtigen Weg. Deutlich besser als sein Vorgänger ist dieser Roman zwar noch immer nicht so großartig, wie die ersten Bände, knüpft jedoch an alte Qualitäten an. Der besondere Humor hebt dieses Buch wie bereits alle Bände der Serie aus der Menge hervor.

Rana

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  1. Der Galgen von Tyburn von Ben Aaronovitch | Literaturrezensionen - 14. Juni 2017

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