{Rezension} Geh aus, mein Herz | Alexa Hofmann

22 Nov

Autor: Alexa Hofmann
Titel:
Geh aus, mein Herz
Seitenanzahl: 236 Seiten
Verlag: Tinte & Feder
Veröffentlichung: 10. Oktober 2017
>>Leseprobe<<

„Sie […] ließ es geschehen, dass ihre Lippen einander suchten. Nun gerät alles aus der Bahn, dachte sie und es war ein Gefühl, als käme sie nach Hause.“ (Seite 97)

 

Inhalt:

Mathilda ist 15, als sie sich unsterblich in den Nachbarjungen ihrer Großmutter verliebt. Fred heißt er, ist schön wie James Dean und verliebt sich auch in Mathilda. Leider kann er nicht treu sein und auch wenn er Mathilda nach jedem Seitensprung versichert, nur sie sei die Liebe seines Lebens, trennen sich ihre Wege eines Tages doch.
Im Alter von 56 Jahren sehen sich die beiden wieder und bemerken, dass es damals keine hohlen Worte waren – sie waren und sind die Liebe des Lebens füreinander.
Beide sind jedoch verheiratet, haben Kinder und teilweise sogar Enkelkinder und Mathilda ist noch dazu mit einem Pastor verheiratet und streng religiös erzogen. Ehebruch ist eigentlich undenkbar. Trotzdem möchte sie eigentlich ihrem Herzen folgen, denn ihr Leben fühlt sich unvollständig an.
Die Geschichte spielt abwechselnd in den 1950er und den 1990er Jahren in Nordhessen in und um Kassel.

 

Meine Meinung:

Dieser Roman ist definitiv kein gewöhnlicher Liebesroman, wie ich zunächst erwartet hatte. Amazon sortiert ihn bei zeitgenössischer Frauenliteratur ein.

Besonders macht diesen Roman zum einen das Alter der Protagonisten. Darf man im Alter von fast sechzig seinem Herzen folgen, wie wir es von den jungen Frauen in den Liebesromanen immer ganz selbstverständlich erwarten? Das Buch ist ein Plädoyer, es zumindest zu versuchen.

Mathilda ist zerrissen zwischen Emotionen: Die Loyalität gegenüber ihrem Ehemann, den sie auf eine gewisse, weniger verzehrende, Art auch liebt; das Pflichtgefühl ihrer dementen Mutter gegenüber und das Verantwortungsgefühl für ihre Tochter, die zwar erwachsen ist, aber auch gerade in einer Krise steckt. Demgegenüber weiß sie mit einer unumstößlichen Gewissheit, dass sie ohne Fred unvollständig ist.
Der Roman erzählt von diesen inneren Kämpfen in einem ruhigen, fast nüchternen Erzähltempo. Emotionslos und mir an mancher Stelle schon beinahe zu distanziert begleiten wir Mathilda in ihrem Versuch, allen Erwartungen zu genügen und am Ende doch auch ein kleines bisschen Glück für sich zu finden.

Die Charaktere werden hervorragend gezeichnet, stets reichen nur wenige Szenen, um ein pointiertes Bild der jeweiligen Figur zu erhalten.

Das Buch läuft Gefahr, Längen zu entwickeln, weil eigentlich gar nicht viel passiert, aber tut es dann doch nicht. Durch die überschaubare Gesamtlänge von 234 Seiten und die kurzen Kapitel mit ihren Zeitsprüngen, ist stets genug Zug drin.
Und am Ende hatte mich die Geschichte dann trotz des sachlichen, oft erzählenden, Stils doch gepackt und die Taschentücher mussten her.

 

Fazit:

Was als nettes, schon fast nichtssagendes, Buch beginnt, entwickelt sich zu einem Roman, der trotz des eher emotionslosen Stils überraschend viele Gefühle weckt.

Rana

Kommentare? Immer her damit! :-)

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