Archive | Dezember, 2012

Lügen auf Albanisch [Rezension]

31 Dez

Autor: Francine Prose
Titel: Lügen auf Albanisch
Seitenzahl:
320
Verlag: carl’s books

 

 

 

Zum Inhalt:

Lula, gerade aus Albanien in Amerika angekommen, möchte unbedingt die heißbegehrte Green Card bekommen.

Unterstützung bekommt sie dabei von ihrem Anwalt und ihrem Chef. Alles scheint gut zu laufen, bis Lula von albanischen Landsmännern um einen Gefallen gebeten wird…

Meine Meinung:

Das Buch verspricht „eine wunderbar humorvolle Immigrationsgeschichte mit witzigen Dialogen und schrägen Charakteren…“ und teilweise kann ich dieser Aussage des Buchrückens zustimmen.

Ich muss zugeben, dass ich sicherlich nicht alle witzigen Dialoge und Spitzfindigkeiten richtig verstanden habe, von denen es zugegebenermaßen jede Menge gibt.

Vielleicht, weil mir stellenweise das nötige Wissen fehlte, diese richtig verstehen zu können, weil ich weder Albanerin noch Amerikanerin bin. Vielleicht, weil in manchen Aussagen doch ein wenig zu viel Bissigkeit steckte und ich sie nicht als lustig empfinden konnte. Vielleicht lag es auch an einer Mischung aus beidem. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass ich nur kopfschüttelnd über diesem Buch gesessen habe und mich fragte, wie man so was schreiben kann – ich habe auch herzlich gelacht. Hier mal Beispiele für alle drei Varianten. Wobei ich es offenlasse, auf welche was zutrifft.

„Lula wappnete sich. Winziger Gefallen konnte bedeuten, nach Dubai und zurück zu fliegen, beide Strecken Holzklasse, mit Dutzenden Kondomen voller Heroin im Arsch.“ (S. 41)

„Kein Wunder, dass zwischen albanischen Männern und Frauen so viel Bitterkeit bestand. Das war die albanische Version von Aschenputtel. Was machst du, wenn ein Mädchen dich nicht leiden kann? Du schüttest ihr Säure ins Gesicht und bezahlst dann für die Schönheits-OP.“ (S. 116)

„Lula sagte: >Wenn Hoxha und Milosevic ein Baby hätten und das Baby ein Junge wäre, sähe es aus wie Dick Cheney.<“ (S. 127)

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Immer mal wieder kommen ellenlange, verschachtelte Sätze vor, die für eine gewisse Auflockerung sorgen. Im Großen und Ganzen war die Geschichte, die aus Lulas Sicht erzählt wird, gut und flüssig zu lesen. Die ersten Seiten haben mich ein wenig verwirrt, weil erst mal mit vielen Sprüngen die Vergangenheit aufgerollt wird. Das kommt zwar auch im weiteren Verlauf noch des Öfteren vor, dann aber im Rahmen der eigentlichen Handlung, was für mich dann nicht mehr so verwirrend war.

Der Verlauf der Geschichte nahm immer mal wieder Wendungen – teilweise zu erahnende, teilweise unerwartete, teilweise absurde. Insgesamt fand ich die Story anfangs etwas zu langatmig, in der Mitte gut und spannend und das Ende einen guten Abschluss.

Die versprochenen schrägen Charaktere gibt es durchaus in diesem Buch. Mit ihnen verhält es sich aber ähnlich, wie mit den witzigen Dialogen. Teilweise gut gelungen, teilweise ein wenig überzogen.

Der Titel hätte fast nicht besser gewählt werden können. Lügen, egal ob groß oder klein, sind fester Bestandteil von Lulas Leben in den USA.

Francine Prose erzählt in ihrem Buch eine hauptsächlich komische, aber auch berührende und spannende Geschichte, die mich leider nicht vollkommen überzeugen konnte.

Vielen Dank an den carl’s books Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

3 Herzen

SaFi

Playground [Rezension]

31 Dez

Autor: 50 Cent
Titel: Playground
Seitenzahl:
192
Verlag:

Zum Inhalt:

“Aber ich frage mich, was sie wohl gesagt hätte, wenn ich ihr all das erzählt hätte, was nicht in dem Bericht stand. Zum Beispiel, wie ich an dem Morgen aufgewacht war und diese Spezialsocke aus meiner Wäscheschublade holte und sie mit den dicken Batterien füllte. Die Dinger hatte ich ihm Drugstore gekauft, als ich das letzte Mal meinen Dad in der Stadt besuchte. Aber niemals würde ich Liz oder sonst jemandem je erzählen, was an diesem Tag wirklich gelaufen war oder was meine Gründe dafür waren.
Niemals.” (Seite 10)

Butterball. Diesen Namen hat der 13-jährige Burton weg, seit er mit seiner Mutter von New York nach Garden City umgezogen ist und auf die neue Schule wechselte. Von Anfang an ist er ein Außenseiter: er ist farbig, fett und unbeliebt. Doch es gibt da dieses Mädchen, das er toll findet: Nia. Sie ist - neben Maurice, den er als Nerd abstempelt - die einzige, die nett zu ihm ist.
Doch dann passiert etwas und Butterball verprügelt Maurice. Er wird für eine Woche von der Schule suspendiert und muss fortan zu Liz, einer Psychotherapeutin, zu einer Gesprächstherapie. Doch seine Aktion hat auch scheinbar Gutes: die Gang um Andres, Bobbie und Darrell findet ihn plötzlich interessant. Bei der Gesprächstherapie versperrt Butterball sich Liz gegenüber. Er ist tough und macht einen auf unnahbar.
Die Rettung in seinem ganzen tristen Leben sind die Wochenenden, an denen er seinen Vater in New York besuchen kann. Dort kann er mit ihm ins Kino gehen, Marken-Schuhe kaufen. All das, was seine Mutter, die ständig immer nur arbeitet, nie mit ihm unternimmt. Doch dann passiert etwas in New York, was die Beziehung zwischen Vater und Sohn verändert.

Meine Meinung:

“Als ich Liz’ Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass ich es schon wieder getan hatte: Ich hatte der Frau geradewegs in die Hände gespielt. Sie lächelte und nickte immer wieder, wärend doch wieder eine dämliche Träne nach der anderen über mein Gesicht rollte.” (Seite 80)

“Playground” ist das erste Buch von Curtis Jackson. Wir kennen ihn als weltweit erfolgreichen Rapper 50 Cent. Jackson wird als Sohn einer 15-jährigen Drogendealerin in ärmsten Verhältnissen geboren. Als er 8 Jahre alt ist, wird sie ermordet. Einige Jahre später startet er ebenfalls eine Dealer-“Karriere”. Mit Mitte 20 überlebt er knapp einen Mordanschlag. Wer also könnte besser diese Geschichte erzählen, als er?

Es geht rau und hart zu in den Straßen der Ghettos. Es wird geprügelt und beschimpft. Keiner nimmt Rücksicht auf den anderen, jeder ist sich selbst am nächsten. Gefühle werde ignoriert. Man muss hart und tough sein, wenn man es zu etwas bringen möchte. Die Eltern geschieden. Der Vater lebt in New York, hat wechselnde Frauenbekanntschaften und findet, mit Schlägen erarbeitet man sich Respekt; und von Alimente zahlen hält er nicht so viel. Die Mutter arbeitet ständig. Schließlich muss sie Geld verdienen, damit man überleben kann. Außerdem möchte sie einen sicheren Job haben - also arbeitet sie auch schon mal 24-Stunden-Schichten im Krankenhaus, wenn Not am Mann ist. Was bleibt einem Teenie also? Schule nervt. Ebenso der Nachbarsjunge. Und ein Nerd kann ihm kein Freund sein. Nein, da sind die Jungs aus der Gang doch viel cooler.

Die Sprache im Buch ist so, wie man sie zwischen Jugendlichen erlebt: respektlos. Es wird geflucht und geschimpft, Kraftausdrücke fallen. Und genau das ist es, was dieses Buch so authentisch macht. Jeden einzelnen Satz glaube ich dem Autor. Es wird nichts beschönigt. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in den Ghettos und den zerrütteten Familien leider genau so zugeht.

So ein Buch hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. Schön zu lesen, sowohl für Teenies, als auch Erwachsene. Ich bin positiv überrascht und kann mich Bette Midler’s Worten nur anschließen: “Ich verneige mich vor 50 Cent, weil er dieses Buch geschrieben hat.”

“Es fiel mir schwer, das Gefühl in genaue Worte zu fassen. Aber ausnahmsweise rannte ich diesmal nicht vor irgendetwas weg, wie ich es in den letzten zwei Jahren dauernd getan hatte. Nein, diesmal wollte ich irgendwo hin. Und das fühlte sich… gut an. Beängstigend, aber gut.” (Seite 181)

5 Herzen

SaCre

Der Zauberer von Oz [Rezension]

28 Dez

Autor: L. Frank Baum
Titel: Der Zauberer von Oz
Seitenzahl:
188
Verlag: Dressler

 

 

Zum Inhalt:

Ein Wirbelsturm hat Dorothy und ihren Hund Toto ins geheimnisvolle Land Oz geweht. Nur der Zauberer von Oz, Herrscher des Landes, kann ihr helfen, den Weg zurückzufinden. Auf ihrer abenteuerlichen Reise in die Smaragdstadt, wo der Zauberer lebt, trifft sie eine Vogelscheuche, einen Holzfäller aus Blech und den feigen Löwen. Gemeinsam erreichen sie die Stadt und erleben dort eine große Überraschung …

Meine Meinung:

“>Nein, das kann ich leider nicht<“, sagte die alte Frau. >Ich werde dir jedoch einen Kuss geben. Niemand wird wagen, einem Wesen etwas zu Leide zu tun, das von der Nord-Hexe geküsst wurde.< Sie trat dicht an das Mädchen heran und gab ihm einen zarten Kuss auf die Stirn. Doroty merkte später,  dass dort, wo die Hexe sie mit den Lippen berührt hatte, ein runder schimmernder Fleck zurückgeblieben war.” (Seite 21)

Dorothy lebt bei ihrer Tante und ihrem Onkel in der Öde von Kansas. Eines Tages kommt ein heftiger Wirbelsturm auf, der sie mitsamt dem Haus fortwirbelt - nur der kleine Hund Toto ist noch bei ihr. Sie landen im Mümmlerland. Und bei der Landung kommt das Haus genau auf der bösen Ost-Hexe auf und tötet sie dabei. Dorothy ist schockiert. Doch die Mümmler und die gute Nord-Hexe sind erleichtert.
Doch leider weiß keiner, wie Dorothy zurück nach Kansas gelangen kann. Also befolgt sie den Rat der guten Nord-Hexe und macht sich auf Richtung Smaragdstadt, um dort den Zauberer von Oz um Hilfe zu bitten. Doch vorher gibt die Hexe dem Mädchen noch die Silberschuhe der toten Ost-Hexe und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn, der dort ein kleines Zeichen hinterlässt und sie vor allem Bösen schützen soll. Auf ihrem Weg trifft Dorothy eine Vogelscheuche, die sich ein Gehirn wünscht; einen Holzfäller-Blechmann, der sich ein Herz wünscht; und einen Löwen, der sich Mut wünscht.
Gemeinsam mit ihren Gefährten macht sie sich auf die abenteuerliche und nicht immer ungefährliche Reise zur Smaragdstadt. Als sie schließlich dort ankommen sind sie überrascht: ihr Abenteuer ist hier noch nicht zu Ende. Bevor der Zauberer ihnen ihre Wünsche erfüllt, sollen die Fünf die böse West-Hexe töten - erst dann will er ihnen helfen. Hier beginnen für Dorothy und ihrer Begleiter noch gefährlichere Abenteuer. Und der Zauberer ist ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt haben…

“>Der ist ausgestopft?<, fragte der Löwe verblüfft und sah mit erstaunten Augen zu, wie das kleine Mädchen den Strohmann aufhob, auf die Füße stellte und liebevoll zurechtschüttelte.
>Natürlich ist er ausgestopft<, entgegnete Dorothy, immer noch ärgerlich. >Kannst du deine Augen nicht aufmachen? Jedes Kind sieht, was mit ihm los ist!<
>Aha<, sagte der Löwe, <darum ist er so leicht umgekippt! Ich war ganz baff, als er so herumwirbelte. - Ist der andere auch ausgestopft?<
>Nein<, sagte Dorothy unwirsch. >Er ist aus Blech.<
Damit half sie auch dem Holzfäller wieder auf die Beine.” (Seite 52/53)

“Der Zauberer von Oz” ist ein echter Klassiker. Wer hat als Kind nicht von dieser Geschichte gehört, oder als Erwachsener einen Film dazu gesehen oder gar ein Musical?
Es ist eine schöne Geschichte, in der es um Freundschaft von Charakteren geht, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Es geht aber auch darum, dass das Gute das Böse besiegt. Wie eigentlich fast immer bei Märchen. ;o)
Mir persönlich gefällt die Geschichte, und ich komme auch gut mit dem Schreibstil des Autors klar. Zum ersten Mal wurde das Original im Jahr 1900 veröffentlicht, und wurde noch im gleichen Jahr das meistverkaufte Kinderbuch zur Weihnachtszeit. Doch es war, und ist, nicht ganz unumstritten. Es gibt Kritiker, die dem Autor vorwerfen, dass er einen schlechten Stil hat.  Außerdem wurden ihm politische Botschaften in seine Bücher “hineinzitiert”. Ich möchte das jetzt hier nicht komplett erörtern, aber gerne auf den Wikipedia-Eintrag verweisen, der die ganzen Diskussionen und Allegorien zusammenfast. Sehr interessant, wie ich finde.

Mein Fazit noch einmal kurz zusammengefasst: eine tolle Geschichte, mit viel Charme und fantastischen Elementen. Ein echter All-Time-Klassiker und eine schöne Geschichte für Kinder und Jugendliche. Gerne habe ich die Geschichte gelesen. Und dass nicht nur, um einen weiteren Punkt bei der Rory Gilmore Lesechallenge  zu erhalten.:)

4 Herzen

SaCre

Wenn Rezensionsexemplare verkauft werden… Teil 3

27 Dez

Wir Bookwives sind den Verlagen, mit denen in der kurzen Zeit, die es unseren Blog nun gibt, eine enge und gute Zusammenarbeit entstanden ist, sehr dankbar - natürlich auch für die Rezensionsexemplare, die sie uns zur Verfügung stellen. Wir schätzen dieses Vertrauen der Verlage sehr und tun unser Bestes, dem gerecht zu werden.

Daher ärgert es uns umso mehr, wenn wir (mal wieder) hören/lesen, dass Rezensions-/Leseexemplare verkauft werden. Bei manchen ist ja nicht mal sichtbar, dass es sich um eben diese handelt. Andere wiederum sind ganz deutlich gekennzeichnet - wie im aktuellen Beispiel.

Auf der Seite einer großen Online-Verkaufsplattform wird zurzeit ein Buch angeboten, welches auf dem Cover ganz deutlich gekennzeichnet ist:

“Ihr persönliches Leseexemplar
Unkorrigierte, unverkäufliche Fassung”

Und dazu dann auch noch zu einem Preis, der über der Hälfte des Original-Preises liegt.

Ich habe mich dann dazu entschlossen, den Verkäufer zu kontaktieren. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und ich möchte euch diese nicht vorenthalten:

“Leseexemplare dürfen verkauft werden!!!! Zumal es sich um ein gebrauchtes Ememplar handelt!!!!”

Ich verstehe einfach nicht, was daran so schwer zu verstehen ist. Unverkäuflich. Schluss, Ende, Aus. Interpretationsspielraum sehe ich da nicht.

Meine Nachricht an den Verkäufer inkl. dieser netten Antwort habe ich dann auch an die Plattform und den entsprechenden Verlag geschickt.

SaFi

 

Drüberleben [Rezension]

25 Dez

Autor: Kathrin Weßling
Titel: Drüberleben
Seitenzahl:
320
Verlag: Goldmann

Zum Inhalt:

Ida steht zum wiederholten Mal in ihrem Leben vor der Tür einer psychiatrischen Klinik, mit einem Zettel, auf dem ihr Name und der Grund für ihren Aufenthalt genannt sind. F 32.2. Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome. »Drüberleben« erzählt von den Tagen nach diesem Tag, von den Nächten, in denen die Monster im Kopf und unter dem Bett wüten, den Momenten, in denen jeder Gedanke ein neuer Einschlag im Krisengebiet ist. Es erzählt von Gruppen, die merkwürdige Namen tragen, von Kaffee in ungesund großen Mengen, von Rückschlägen und kleinen Fortschritten, von Mitpatienten und von Therapeuten. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich zehn Wochen in eine Klinik begibt und dort lernt zu kämpfen. Gegen die Angst und gegen das Tiefdruckgebiet im Kopf.

Meine Meinung:

“Jeder Versuch, einen Tag so zu verbringen, dass er mit dem eines Menschen vergleichbar wäre, dem die anderen nicht raten würden, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, scheitert schon bei dem kläglichen Unterfangen, vor dreizehn Uhr das Bett zu verlassen.” (Seite 15)

Ida Schaumann hat Depressionen. Sie war schon wiederholt in Behandlung. Doch nun scheint die Krankheit stärker zu sein, als zuvor. Daher ist sie nun in einer Spezialklinik und soll dort 8 Wochen bleiben. Sie teilt ihr Zimmer mit Isabell - einer Leidensgenossin, die einiges in ihrer Vergangenheit erlebt hat. Ihr Alltag besteht nun aus Gruppen- und Einzelgesprächen, Ergotherapie usw. Damit versucht sie, ihr Leben, oder was davon übrig ist, in den Griff zu bekommen. Als die Therapie weiter fortgeschritten ist schlägt man ihr vor, ihre Eltern zu besuchen. Das ist purer Streß für Ida. Außerdem wird sie nun mit Geschehnissen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, die sie am liebsten verdrängen würde. Dieser Besuch läuft anders, als gedacht. Er bedeutet für sie Fluch und Segen zugleich…

“Es blieb nur dieser eine Satz, den das Unaussprechliche sich selbst beschreibend einem Mantra gleich wiederholte.
Leben ist sinnlos.” (Seite 120)

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt:
1. Fallen
2. Liegen
3. Steigen

Und genau das erlebt man als Leser mit Ida: man fällt, man liegt, man steigt - nicht wie Phönix aus der Asche. Aber wie ein Mensch. Ein Mensch, der sich mit realen Problemen und seiner Krankheit beschäftigen muss. Und der jeden Tag versucht, das Beste zu geben.

“Wir sitzen uns in meiner Küche gegenüber, und er beginnt zu erzählen und erzählt vom März im letzten Jahr, und ich frage mich, was ich zu dieser Zeit gemacht habe, und ich erinnere mich daran: Ich war traurig. Und er erzählt vom Juli im letzten Jahr, und ich frage mich, was ich zu dieser Zeit gemacht habe, und ich erinnere mich daran: Ich war traurig. Und er erzählt von letzten Jahr, und ich frage mich, was ich im verdammten letzten Jahr eigentlich zum Teufel gemacht habe, und ich erinnere mich daran: ich war traurig.” (Seite 192)

Katrin Weßling ist 27 Jahre alt und bekannt durch Slam-Poetry. An Depressionen litt sie schon mehrere Jahre. Zuerst wurden diese medikamentös behandelt. Doch als diese nicht mehr halfen, kam sie um einen Aufenthalt der Psychatrie nicht herum. Seit dem Jahr 2010 bloggt sie auf drueberleben.wordpress.com über ihr Befinden und das, was sie bewegt. Und das überaus erfolgreich.

Ich zolle der Autorin ganz großen Respekt, dass sie sich traut, dieses Thema “in der Öffentlichkeit” anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen. Für Viele ist es wohl noch immer ein Tabu. Doch ein solches Buch hilft, die Leute darauf aufmerksam zu machen und die Problematik in die Öffentlichkeit zu integrieren. Da ich selber bisher mit Depressionen noch nicht in Kontakt gekommen bin, kann ich kaum darüber urteilen oder gar etwas Schlechtes zu dem Buch sagen. Aber wie könnte ich auch? Mehrfach habe ich mich gefragt, wie sich das wohl anfühlen muss. Was einem in so einer Situation wohl durch den Kopf gehen mag?

“Drüberleben” ist ein wunderbares Buch, eine aufrichtige und ehrliche Geschichte mit einer Protagonistin, die versucht, jeden Tag zu überleben und jeden Tag ins Leben zurück zu finden. In ein Leben “vor der Krankheit”, an das sie sich aber kaum noch erinnert (gab es dieses Leben überhaupt?). Und das Ganze ohne in Selbstmitleid zu zerfließen. Ein interessantes und aufwühlendes Buch - eine wirkliche Empfehlung!

Vielen Dank an den Goldmann Verlag, der mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat.

5 Herzen

SaCre

Ich lebe, lebe, lebe [Rezension]

24 Dez

Autor: Alison McGhee
Titel: Ich lebe, lebe, lebe
Seitenzahl:
160
Verlag: DTV

 

 

Zum Inhalt:

Sie hatten einen schrecklichen Unfall, Rose und ihre große Schwester Ivy. Jetzt liegt Ivy im Koma, und Rose verbringt jeden Nachmittag an ihrem Bett im Pflegeheim. Immer und immer wieder erlebt Rose den Zusammenprall ihres Autos mit einem Lieferwagen in einer vereisten Kurve, den Moment, der sie aus der Zeit katapultiert hat. Nur der Freund der Familie, William T., schafft es, an Rose heranzukommen. Und noch jemand ist da, der auf sie aufpasst: Tom. Lange sträubt sich Rose, sich ihre Gefühle für Tom einzugestehen, bis zu dem Moment, wo sie über ihre Verzweiflung und Einsamkeit mit ihm sprechen kann. Sie begreift, dass sie Ivy loslassen muss, um ins Leben zurückkehren zu können.

Meine Meinung:

“Er bringt mich zur Schule, biegt in die Warteschleife ein und wartet mit laufendem Motor.
>Hör mir zu<, sagt er. >Du steigst jetzt aus. Richtest deine Füße in Richtung Eingang aus und marschierst los. Gehst rein. Zu dem Raum, in dem du deine erste Stunde hast. Später zum nächsten. Noch später zum übernächsten.<
Immer noch dieser Ausdruck in seinem Gesicht.
>Eine Viertelstunde, dann noch eine<, sagt er. >Immer nur die nächste Viertelstunde, an mehr musst du nicht denken.<
Aber ich bin müde. So müde.” (Seite 65)

Ivy und ihre jüngere Schwester Rose sind ein Herz und eine Seele. Bis zu jenem schicksalhaften Tag: die beiden sidn in einen Autofunfall verwickelt. Während Rose mit leichten Verletzungen davon kommt, hat es Ivy als Fahrerin deutlich schlimmer erwischt: sie liegt von nun an im Koma. Für ihre Mutter innerhalb von kürzerer Zeit der zweite schlimme Schicksalschlag: zuvor wurde sie von ihrem Mann und Vater der beiden Töchter verlassen. Als die Mutter sich nicht um die Mädchen kümmern konnte, sprang ihr etwas verschrobener Nachbar William T. ein. Er kümmerte sich um die Kinder. Und das tut er auch heute noch: Nach dem Unfall kam Ivys Mutter nicht damit klar, dass ihre Tochter nun im Krankenhaus liegt. Sie war nur einmal dort; ganz am Anfang, als Ivy eingeliefert wurde. Seitdem nicht mehr. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, sitzt sie in einem Schaukelstuhl und schaukelt vor und zurück, bastelt dabei Papierkraniche.

Das bedeutet weiteren zusätzlichen Druck für Rose. Dank William T. besucht sie Ivy jeden Tag. Sie ist traurig, dass ihre Mutter es nicht schafft, ihre Tochter zu besuchen und so lethargisch ist. Rose hat Probleme, loszulassen. Sie möchte nicht wahrhaben, dass Ivy nicht mehr die wird, die sie früher war. Immer wieder hat Rose die Bilder vom Unfall vor Augen. Sie kann einfach nicht vergessen. Als sie schließlich wieder zur Schule geht, hört sie, wie die Mitschüler über sie und ihre Schwester reden. Rose versucht, ihren Schmerz zu betäuben. Sie hat Sex mit diversen Jungs von ihrer Schule. Doch auch das hilft ihr nicht. Sie gerät nur noch weiter in die Schusslinie. Doch dann ist da noch Tom Miller. Sie freunden sich weiter an. Er ist der einzige, der ihr scheinbar aus ihrem Trott und ihrer Trauer helfen kann.

“Je länger du schweigst, desto mehr Macht hast du. Schweigen ist das, womit Menschen niemals rechnen. Sie rechnen mit Worten, mit Bewegung, Verteidigung, Beleidigungen hin und her. Sie sind kampfbereit. Startklar, mit erhobenen Fäusten, Worte fliegen aus ihrem Mund. Schweigen? Das nicht.” (Seite 152)

Ein nachdenklich stimmendes Buch über die innere Zerrissenheit eines jungen Mädchens und ihrem Versuch, mit dem tragischen Schicksal ihrer Schwester fertig zu werden. Die Geschichte ist aus der Sicht von Rose erzählt. Die Hauptcharaktere sind feinfühlig beschrieben. In fast jedem Satz kann man die Verzweiflung von Rose erkennen. Das stimmt traurig. Und ich habe mich des öfteren selber gefragt, wie ich wohl in dieser Situation reagieren würde.

Die Autorin Alison McGhee hat schon mehrere Jugend- und Erwachsenenbücher geschrieben. Der Originaltitel des Buches ist “All rivers flow to the sea”. Diesen Titel finde ich - aufgrund einiger Aussagen und des Autoren-Nachworts - treffender, als den deutschen Titel. Auch das deutsche Buchcover würde sehr gut dazu passen. Dieses war mein erstes Buch, welches in von der Autorin gelesen habe. Aber mit Sicherheit nicht mein Letztes.

“Deine Schwester Ivy und du, ihr hattet einen Unfall. Die erde hätte aufhören müssen, sich zu drehen, doch das tat sie nicht. Die Erde drehte sich weiter.” (Seite 8)

Vielen Dank an den DTV, von dem mir dieses Buch zur Verfügung gestellt wurde.

4 Herzen

SaCre

Weihnachtsbücher vom HERDER Verlag [Rezension]

23 Dez

Vom HERDER Verlag bekamen wir drei kleine, feine Weihnachtsbücher zur Verfügung gestellt. Diese möchten wir euch hier gerne vorstellen:

Ulrich Sander: Im Licht des Weihnachtssterns
Format: 10,3 x 15,0 cm, 160 Seiten, Kartoniert
HERDER spektrum, Band 7149
ISBN 978-3-451-07149-2

In dieser Anthologie finden sich kurze Geschichten verschiedener, namhafter Autoren: z. B. Anselm Grün, Margot Käßmann, Phil Bosmans, Jörg Zink, Andrea Schwarz, usw. Das Buch ist in 6 Kapitel unterteilt, die die Geschichten und Gedichte thematisch zusammen fassen:
1. Ein Licht entzünden
2. Unterm Lichterbaum
3. Im Licht der heiligen Nacht
4. Geschichten im Kerzenlicht
5. Der Weihnachtsstern
6. Licht für die kommende Zeit
Es sind schöne, die Weihnachtszeit begleitende Gedanken.

Andrea Schwarz: Vom Engel, der immer zu spät kam
Format: 13,0 x 16,5 cm, 144 Seiten, Gebunden mit Leseband
ISBN 978-3-451-32258-7

In diesem sehr schön aufgemachten Buch findet der Leser sechs Geschichte von Adrea Schwarz. Es sind weihnachtliche Geschichten, die Groß und Klein begeistern. Man lernt zum Beispiel wie es dazu kam, dass der Osterhase dem Nikolaus half. Oder wer die Weihnachtsplätzchen erfand und wie es überhaupt passierte. Und natürlich erfahren wir auch, was mit dem Engel geschah, der immer zu spät kam… Die Märchen sind fröhlich, tiefgründig, berührend und erheiternd. Ebenfalls ein schöner Geschenktipp!

Christa Spilling-Nöker: Vom Engel, der nicht fliegen konnte
Mit Strichillustrationen von Andrea Schraml
Format: 10,9 x 17,9 cm, 128 Seiten, Gebunden
ISBN 978-3-451-30497-2

17 wunderbare Kurzgeschichten von und über Engel. Sie sind sehr schön geschrieben und regen zum Nachdenken und Innehalten an. Jede der Geschichten endet mit einem kurzen Gedicht. Durch die tollen Illustrationen ist das Buch zudem auch schön anzuschauen. Es eignet sich wunderbar zum Vorlesen und als Geschenk.

“Wo Liebe
Hass überwindet
und zerstörtes Leben
wieder heilen kann,
 
wo Vertrauen
Argwohn überwächst
und neue Zuversicht
zur Lebensmitte wird,
 
wo Frieden
Streitigkeiten ausräumt
und Hoffnungszweige
alle Wege säumen,
 
da öffnet dir ein Engel
die Tür zum Himmel
auf Erden.” (S. 127)

Schloss der Engel [Rezension]

22 Dez

Autor: Jessica & Diana Itterheim
Titel: Schloss der Engel
Seitenzahl:
430
Verlag: Aufbau Verlag

 

 

Zum Inhalt:

Lynn wird von ihren Eltern auf ein Internat geschickt und verirrt sich in eine Schule für angehende Schutzengel. Hier begegnet sie Christopher, einem Racheengel. Nach anfänglichen Reibereien verliebt sich die sechzehnjährige Internatsschülerin in den zunächst anmaßenden und allzu selbstgefälligen Mister Perfect, der ihr die kalte Schulter zeigt. Doch Lynns Erscheinen in Christophers Welt weckt nicht nur sein, sondern auch das Interesse der anderen, der gefährlichen Seite des Universums der Engel. Zwei mächtige Wesen, die Totenwächterin und ein dunkler Wächterengel, verstricken sie bei ihrem diabolischen Kampf um Einfluss und Macht in ihr unheilbringendes Spiel. Und Christophers Entscheidung, Lynn vor beiden zu schützen, verlangt mehr von ihm, als er bereit ist zu geben.

Meine Meinung:

“Erkannt
berührt
geküsst
begehrt
unendliche Liebe
für immer verloren
auf ewig getrennt.” (Seite 364)

Lynn ist ein ganz normaler Teenie. Als ihre Eltern sie auf ein Internat schicken, lernt sie Christopher kennen und verliebt sich in ihn. Doch hier fangen die Probleme an: Christopher ist kein normaler Junge, sondern ein Racheengel; sie ist versehentlich auf der Schule für angehende Schutzengel gelandet. Wie sie dorthin kommen konnte, bleibt allen Beteiligten ein Rätsel.

Christopher kann in Lynns Welt nicht existieren. Also versucht sie mit allen Mitteln, wieder in seine Welt zu gelangen. Sie möchte bei ihm sein und die Zweisamkeit genießen.
Doch ihr Vorhaben birgt jede Menge Gefahren. Ein Mensch kann nicht so ohne weiteres in die Welt der Engel eintreten. Auf ihrem Weg lernt sie weitere Engel und Racheengel kennen, ebenso wie die Totenwächterin und einen Flüsterer. Jeder versucht auf seine Art und Weise, Lynn und Christopher von einander fern zu halten. Doch Lynn gerät immer weiter in diese faszinierende und gefährliche Welt hinein und spielt dabei mit ihrem Leben.

“Ich schloss die Augen. Tausend Empfindungen schossen durch mich hindurch: Angst, Kälte, Tod, aber auch Sicherheit, Wärme und vertraute Nähe, verbunden mit den Vorzeichen eines heraufziehenden Sturms. Die Luft um mich begann zu vibrieren, verdichtete sich und raubte mir den Atem. Ich verlor mich in dem berauschenden Gefühl. Ich kannte es - brauchte es. Es schützte mich. Und ich hielt mich an ihm fest, obwohl es versuchte, mir zu entkommen.” (Seite 240)

“Schloss der Engel” ist der Auftakt einer Trilogie von Jessica & Diana Itterheim - Mutter und Tochter. Bemerkenswert ist hier der Werdegang von Jessica: die 17-jährige schreibt, seit sie 8 Jahre alt ist. Sie studiert an der Hochschule für Medien in Stuttgart und ist dort eine von 4 minderjährigen Studenten. Filmen und Schauspielern gehören unter anderem zu ihren Hobbies. Auf der Website erscheint bald ein Trailer zum zweiten Teil der Trilogie. In diesem werden wir die Jungautorin selber sehen. Weitere Infos zu den beiden gibt es auf ihrer Internetpräsenz itterheim.com.

Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite konnte ich manche Handlungsstränge und Vorkommnisse nicht richtig verstehen und tat mich schwer. Es gab für mich ein paar nicht so ganz nachvollziehbare Sprünge in den Handlungen. Auf der anderen Seite gab es einige Stellen, die mich gefesselt haben. Das war vorallem am Schluss so. Das hätte ich mir für das ganze Buch so gewünscht.

Der Schreibstil der Autorinnen ist gut und als Leser kann man das Buch schön flüssig lesen, während man in die Geschichte eintaucht. Bei dem Charakter von Christopher hätte ich mir noch ein bißchen mehr Tiefgang gewünscht - das ist bei einem Engel aber wahrscheinlich auch schwierig.:) Das Internat bzw. Schloss als Hauptort der Geschichte finde ich sehr gut gewählt. Es vermittelt eine mystische Stimmung. Diese wird durch tolle Bilder auf der Autoren-Website weiter untermauert. Sehr stimmig gewählt. Das Cover des Buches finde ich wunderschön. Es hat mich sofort angesprochen.

Auch wenn es erst einmal so scheint, dass ich “nur” 3 Herzen vergebe: ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht! Ich bin also gespannt auf den zweiten Teil “Tanz der Engel”, der am 18.02.2013 im Aufbau Verlag erscheint.

Vielen Dank an den Aufbau Verlag, der mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat.

3 Herzen

SaCre

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