Autor: Paul Cleave
Titel: Das Haus des Todes
Seitenanzahl: 576
Verlag: Heyne
Zum Inhalt:
Caleb Cole hat in dieser Nacht so einiges vor. Er fühlt sich gut, ist frisch geduscht und an seinem Körper klebt nun kein Blut mehr. Das wird sich aber bald wieder ändern, denn Caleb hat gerade erst damit begonnen zu morden…
Meine Meinung:
Meist folgen Thriller ja einem bekannten Muster: ein Killer zieht mordend durch die Stadt und die Polizei folgt seiner blutigen Spur der Verwüstung. In diesem Thriller ist das in gewisser Weise zwar ähnlich, aber irgendwie auch komplett anders.
Ich muss zugeben, dass ich eigentlich eine etwas andere Story erwartet hatte. Daran sind der Klappentext und der Titel schuld. Ich bin davon ausgegangen, dass Caleb in einem Haus diverse Menschen zusammenrotten und dann blutrünstig abschlachtet wird. So spielt es sich zwar nicht ab, ich wurde aber dennoch nicht enttäuscht.
“Er ist müde und blutverschmiert, und ihm fehlt seine Familie. Ein toter Mann sollte eigentlich nicht so müde sein. Er möchte, dass das hier alles vorbei ist, dabei hat er noch nicht mal angefangen.” (S. 68)
Caleb Cole musste schwere Schicksalsschläge hinnehmen. All diese Erlebnisse entschuldigen natürlich nicht was er tut, aber diese Erfahrungen liefern die Erklärung für sein Handeln, und sorgten bei mir für das Gefühl des Verstehen Könnens, und stellenweise sogar für Mitleid dem eigentlich verabscheuungswürdigen Serienkiller gegenüber. Paul Cleave lässt Caleb nicht einfach mordend durch die Gegend ziehen. Vielmehr lässt er den Leser Caleb Stück für Stück näher und schließlich an einen Punkt kommen, an dem dann jeder für sich selbst entscheiden muss, was er von Caleb Cole hält.
Mit Theodore Tate, der anderen Hauptperson in diesem Thriller, ist es dasselbe. Obwohl er in dieser Geschichte eigentlich der Gute ist. Aber auch er hat Schreckliches erlebt, hat in der Vergangenheit Fehler begangen, saß sogar schon im Knast, und ist somit eigentlich nicht der typische Held in glänzender Rüstung.
“Auf den Toten wurde so oft eingestochen, dass von der Klinge immer wieder Blut an den Ventilator gespritzt ist, der es dann im Raum verteilt hat; die Gesetze der Physik sind hier auf die Gesetze der Kreativität getroffen.” (S. 77)
Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die Seiten flogen nur so durch meine Hände. Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Zum einen das Tun von Caleb, zum anderen die Polizeiarbeit aus der Sicht von Tate.
Dieser Thriller lebt nicht von blutrünstigen Mordszenarien, die man als geneigter Thriller-Leser vielleicht gewohnt ist und bevorzugt und wartet dann am Ende auch nicht mit einem großen, alles erklärenden Finale auf. Die Spannung ergab sich aus den komplexen Charakteren und daraus, dass ich beide Seiten der Medaille zu gleichen Teilen kennen lernte. Immer in der Gewissheit, dass ich, dank der geschickten Erzählweise, immer mehr wusste als die Polizei, und regelrecht auf die Folter gespannt wurde, wie lange sie wohl brauchen werden, um das zu entdecken, was ich selbst schon seit ein paar Seiten wusste. In den meisten Thrillern ist das ja doch anders.
Für mich ein absolut lesenswerter Thriller.
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