Autor: Michael Robotham
Titel: Erlöse mich
(Originaltitel: Watching You)
Übersetzung: Kristina Lutze
Seiten: 444 Seiten
Verlag: Goldmann
Veröffentlichung: 19. Oktober 2015
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„Seit dreizehn Monaten erfindet Marnie Rechtfertigungen. Daniel muss im Koma liegen oder als Geisel gefangen gehalten werden. Vielleicht hat er das Gedächtnis verloren oder wartet in einem Zeugenschutzprogramm darauf, seine Aussage zu machen. Das Einzige, dem sie sich bisher nicht stellen konnte, ist das Offensichtliche – er kommt nicht nach Hause, weil er nicht kann. Sie schluckt heftig und versucht den Satz auszusprechen: Mein… Mann… ist… tot.“ (Seite 32)
Marnies Mann Daniel ist spurlos verschwunden und niemand weiß, was mit ihm passiert ist. Seitdem sorgt sie allein für die fünfzehnjährige Zoe und den kleinen Elijah, doch das Geld ist knapp. Daniel hat ihr Spielschulden hinterlassen, die sie in der Escort-Agentur seines Gläubigers abarbeiten muss und ohne Gewissheit über seinen Verbleib weder seine laufenden Angelegenheiten regeln, noch das Geld aus seiner Lebensversicherung erhalten kann, das sie so dringend benötigt.Mit ihrer Angst über den Verlust ihres vermissten Ehemanns und dem ständigen Gefühl beobachtet zu werden, wendet sie sich an den Psychologen Joe O’Loughlin. Dass Marnie in frühester Kindheit bereits eine längere psychiatrische Behandlung über sich ergehen lassen musste, verschweigt sie Joe jedoch. Als plötzlich Menschen aus Marnies Umgebung tot aufgefunden werden und ein Album mit Videos und Fotos von Personen aus ihrer Vergangenheit auftaucht, mit dem Daniel sie zu ihrem Geburtstag überraschen wollte, gehen Marnie, Joe und dessen alter Freund, der pensionierte Detective Inspector Vincent Ruiz, den Hinweisen nach und decken die wahre grausame Geschichte auf.
Meine Meinung:
Das Buch spielt in und um London und erzählt einen neuen Fall der Figuren Joe O’Loughlin und Vincent Ruiz, denen man schon in vorherigen Büchern von Michael Robotham begegnet. „Erlöse mich“ ist ein in sich abgeschlossener Psychothriller.
Die Hauptfiguren Marnie, Joe und Vincent werden wie auch die Nebenfiguren detailliert beschrieben. Man erfährt mehr über Marnies und Daniels Leben vor seinem Verschwinden, wie Zoe auf ihre Weise mit der Situation umgeht und was in der beobachtenden Person vorgeht. Er ist von Marnie praktisch besessen, liebt und vergöttert sie, ohne dass sie von seiner Existenz weiß. Ich fand es etwas schade, dass die Person so früh in die Handlung eingebunden wird und man dadurch von Anfang an eine Idee für den weiteren Verlauf hat.
Der Schreibstil von Michael Robotham ist sehr anschaulich und flüssig. Unter der langen Vorstellung der Charaktere und der vielen Perspektivenwechsel kommt aus meiner Sicht gerade in der ersten Hälfte die Spannung zu kurz. Das Buch hat mich leider nicht gefesselt, sondern ich musste mich eher zum Weiterlesen motivieren statt Seite für Seite zu verschlingen. Ab der Hälfte nimmt die Handlung dann etwas mehr an Fahrt auf und es kommt kurzzeitig zu einer vermeintlichen Wendung, mündet dann aber wieder in vorhersehbaren Ereignissen. Wo zu Beginn des Buches die Detailtiefe für meinen Geschmack zu hoch war, werden zum Ende hin einige Punkte nicht beschrieben und Taten nicht aufgeklärt. Bei manchen Büchern finde ich es passend, wenn am Ende noch ein wenig Platz für die eigene Interpretation bleibt, bei Thrillern möchte ich aber gerne wissen, wie es zu den einzelnen Delikten gekommen ist und welche Geschichte dahintersteckt.
Fazit:
Die vielen guten Bewertungen, von denen ich im Vorfeld gehört hatte und der interessante Klappentext hatten mich neugierig auf das Buch gemacht. Leider hat „Erlöse mich“ diesen Eindruck für mich nicht bestätigt. Die fehlenden Spannungs- und Überraschungsmomente hat der gekonnte Schreibstil des Autors nicht aufwiegen können. Trotz aller Kritik würde ich einem neuen Fall des sympathischen Duos Joe O’Loughlin und Vincent Ruiz noch eine zweite Chance geben.
Steffi
Kommentare? Immer her damit! :-)