Erebos {Rezension}

22 Jun

Autor: Ursula Poznanski
Titel:
Erebos
Seitenzahl: 485
ISBN:
 978-3-7855-7361-7
Verlag: Loewe
Veröffentlichung: 2011
Leseprobe

“Tritt ein. Oder kehr um. Dies ist Erebos.” (Seite 33)

An Nicks Schule geht ein Computerspiel zwischen den Jugendlichen rum: Erebos. Alle wollen mitspielen, doch nur wenige bekommen nach und nach Zugang. Die Regeln sind äußerst streng: die Jugendlichen dürfen mit keinem über das Spiel reden, sie dürfen es unaufgefordert nicht weitergeben und sie dürfen nur alleine spielen.
Als Nick endlich eine Kopie der DVD erhält, ist er überglücklich. Er startet das Spiel und ist sofort genauso gefangen davon, wie alle anderen auch. Ganze Nächte schlägt er sich um die Ohren. Bis das Spiel sich zu sehr mit der Wirklichkeit vermischt - und Nick einen grausamen Auftrag erhält: er soll jemanden umbringen…

“Eine coole, unglaubliche, aufregende Welt. Spannend. Mystisch. Fürchterlich. Albtraumhaft. Alles zusammen.” (Seite 276/277)

Wow, da hat die Autorin aber einen rausgehauen. Ein Jugendthriller, gesellschaftskritisch, super spannend!
Aber von vorne.

Direkt von Beginn ein steigt man als Leser gut in die Geschichte um Nick ein. Er ist ein normaler Jugendlicher, der Basketball in einer Mannschaft spielt und natürlich auch einen heimlichen Schwarm hat. Er beobachtet, wie Schüler untereinander DVDs tauschen und dabei mehr als geheimnisvoll tun.
Eines Tages erhält auch er endlich die Chance und ist mehr als überrascht von dem, was ihn erwartet: ein schlaues Computerspiel, das auf seine Fragen antwortet, als säße ein Mensch aus Fleisch und Blut vor ihm.
Es ergeht ihm wie allen anderen auch: er kann sich überhaupt nicht mehr von dem Spiel lösen. Ganze Nächte schlägt er sich um die Ohren und sitzt am nächsten Tag übermüdet in der Schule. Oder er geht gar nicht hin, wie einige andere auch.

“Feinde als Feinde behandeln.” (Seite 272)

Dieses Spiel führt dazu, dass die Schüler sich in eine Zweiklassengesellschaft teilen: die, die dazu gehören, und der Rest. Das ist auch im wahren Leben so. Und das Buch zeigt knallhart auf, wie gefährlich solch ein Zustand sein kann.
Die Jugendlichen checken sich in der Schule gegenseitig ab und wollen wissen, wer welchen Charakter spielt. Misstrauen überwiegt, Freundschaften gehen kaputt.
Teilweise müssen sie dann im realen Leben Aufgaben für “Erebos” erfüllen, und bleiben deswegen der Schule fern. Und jeder tut es, ohne nachzudenken. Denn eins ist klar: auf keinen Fall möchte jemand dieses Spiel verlassen. Denn wer einmal raus ist hat keine Chance, wieder in das Spiel einzusteigen.

“Schaffen. Erhalten. Zerstören. Für jede dieser Aufgaben haben die Hindus eine eigene Gottheit. Ich bewältige all das alleine.” (Seite 289)

Im Laufe der Geschichte vermischt sich das Spiel immer mehr mit der Realität der Schüler. Die Verhaltensweisen der Charaktere im Spiel werden von den Jugendlichen auf das wahre Leben übertragen. Auch Nick ergeht es so. Stellenweise fühlt er wie Sarius, sein Alter Ego im Spiel.
Das alles ist nicht so weit von unserer Realität entfernt. All zu oft haben wir in den letzten Jahren Berichte über Amokläufen von Teenagern gehört, und fast immer stecken Social Media oder brutale Rollenspiele für Computer dahinter (laut Berichterstattung und Erklärungsversuchen von Wissenschaftlern, Psychologen und Verwandten/Freunden).
Dass Jugendliche in einem gewissen Alter leicht beeinflussbar sind, weiß man. Hier wird es einem mit aller Deutlichkeit gezeigt. Fiktiv zwar, aber doch sehr real wirkend und in meinem Kopf absolut vorstellbar.

Sehr unheimlich ist die Tatsache, dass “Erebos” scheinbar vieles aus dem Privatleben der Spieler kennt. Ebenso die richtigen Namen. Die Jugendlichen fühlen sich überwacht und es kommt ihnen sehr unheimlich vor. Und ich musste des öfteren an Orwells “1984” denken. Big Erebos is watching you! Gruselig!

Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist sehr gut. Die Geschichte lässt sich schön geschmeidig lesen. Die Sprache, auch die der Jugendlichen, ist absolut passend. Die Spielszenen beschreibt sie ebenfalls sehr bildhaft und detailliert. Man könnte denken, dass man gerade selber dem Tun auf dem Bildschirm folgt.

Von der ersten Seite an hielt “Erebos” auch mich gefangen. Nicht wie die Schüler in der Geschichte vor den Bildschirmen, sondern vor dem Buch. Aber mit gleich starkem Sog, der mir nicht erlaubte, das Buch aus der Hand zu legen. Also eigentlich war es dann doch “Erebos”, was mich gefangen hielt… irgendwie… :)

“Ich entziehe der Welt meine Zustimmung.” (Seite 219)

“Manchmal glaube ich, es lebt.” (Seite 89)

Das Buch kann ich jedem absolut empfehlen! Es ist spannend, erschreckend, sehr real wirkend. Es hat also alles, was ein gutes Buch braucht!
Ursula Poznanskis Buch “Fünf” konnte mich als aktive Geocacherin nicht so überzeugen. Aber nach dieser Lektüre muss ich sagen: das war ganz sicher nicht das letzte Mal, dass ich eins ihrer Werke gelesen habe.

5 Herzen

SaCre

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