Archive | März, 2013

Ein allzu braves Mädchen [Rezension]

30 Mär
Ein allzu braves Mädchen
 
Autor: Andrea Sawatzki
Titel: Ein allzu braves Mädchen
Seitenzahl:
176
Verlag: Piper
Veröffentlichung: 12. März 2013
Leseprobe
 

Zum Inhalt:

Die Hunde bellen tagelang im Garten des Anwesens, bevor man Winfried Ott findet. Der 71-Jährige liegt nackt im Schlafzimmer seiner Villa, er ist mit einer scharfkantigen Waffe ermordet worden. Zur gleichen Zeit entdeckt die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau. In einem schillernden grünen Paillettenkleid hockt sie frierend unter den Zweigen einer Tanne – sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Nach ihrer Einweisung in die Psychiatrie öffnet sie sich nur ganz allmählich ihrer Therapeutin. Was sie schließlich erzählt, ist bewegend, tragisch und schockierend zugleich.

Meine Meinung:

Auf 176 Seiten eine interessante Geschichte erzählen? Dies ist Andrea Sawatzki gelungen, keine Frage. Leider blieb die von mir erhoffte Spannung dabei aber auf der Strecke. Es ist zwar nirgends auf oder in dem Buch das Wort Thriller oder Krimi zu lesen, vom Klappentext her hatte ich aber schon ein wenig Spannung erwartet.

“Plötzlich aber hob sie den Blick und sah die Polizisten von unten an. Ihre Augen waren von einem eisigen Blau, und ein kalter Schauer überlief die Männer, als die junge Frau plötzlich die Zähne fletschte und ein kaum wahrnehmbares Knurren von sich gab. Dann kicherte sie leise und senkte den Blick wieder.” (S. 10)

Die fehelende Spannung wird aber durch einen Faktor fast komplett aufgewogen: Durch den Schreibstil. Auch wenn die Geschichte mich nicht fesseln konnte, dann doch der Schreibstil. Ich bin ja nun kein Experte, schreibe Rezensionen lediglich, weil es mir Spaß macht, aber ich finde den Stil der Autorin richtig klasse. Er ist nicht 08/15 und fordert ein gewisses Maß an Konzentration während des Lesens.

Zu der Geschichte an sich ist dem Klappentext nicht mehr viel hinzuzufügen, wie ich finde. Nach und nach erfährt man immer mehr, was diese junge Frau, deren Name lange ein Geheimnis bleibt, in ihrem Leben bislang erlebt hat. Diese Erlebnisse sind verstörend und tragisch. Ob sie am Ende nun den Tod von Winfried Ott zu verantworten hat, bleibt fast bis zum Ende der Geschichte ungeklärt.

Ich hatte während des Lesens ab und zu Schwierigkeiten, den Schilderungen der jungen Frau zu folgen, konnte nicht wirklich auseinanderhalten, was davon nun wirklich passiert, was ihrer Fantasie entsprungen ist. Dies kann von Andrea Sawatzki so natürlich beabsichtigt sein, mich hat es aber stellenweise bloß verwirrt.

>>Ich weiß es nicht. Es tut mir leid, ich kann mich an gar nichts mehr erinnern.<< Panik trat in ihr Gesicht, und sie knetete ihre Hände.
>>Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde Ihnen helfen, sich zu erinnern. Wir werden gemeinsam herausfinden, was geschehen ist. Und bald werden wir sicher auch wissen, wo Sie wohnen und wer Sie sind. Sie können wieder nach Hause zurück.<<
>>Das wäre ganz schön.<< (S. 20)

Wäre das Buch ein Schmöker von 400 oder 500 Seiten, hätte ich es sicherlich nicht zu Ende gelesen. Daran hätte mich die fehlende Spannung gehindert. So war es aber ein kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem mich die Geschichte leider nicht gänzlich überzeugen konnte, der Schriebstil dafür aber umso mehr.

3 HerzenSaFi

 
“Rollentausch - Andrea Sawatzki über ihre Arbeit als Autorin”
Andrea Sawatzki im Interview zu Ihrem Debütroman bei »Leute heute« am 11.3.2013.
 
 

Der Nachtwandler [Rezension]

29 Mär

1 Buch - 2 MeinungenDer Nachtwandler

Autor: Sebastian Fitzek
Titel: Der Nachtwandler
Seitenzahl: 320
Verlag: Knaur TB
Veröffentlichung: 14. März 2013
Leseprobe
 

Zum Inhalt:

In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte er geheilt zu sein - doch eines Tages, Jahre später, verschwindet Leons Frau unter unerklärlichen Umständen aus der gemeinsamen Wohnung. Ist seine Krankheit etwa wieder ausgebrochen? Um zu erfahren, wie er sich im Schlaf verhält, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und als er am nächsten Morgen das Video ansieht, macht er eine Entdeckung, die die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengt: Sein nächtliches Ich steigt durch eine ihm völlig unbekannte Tür hinab in die Dunkelheit …

Meinung

SaCre

Ein neuer Fitzek! Juhuuu!

Ein paar Bücher habe ich bisher von ihm gelesen. Mit entsprechend hohen Erwartungen bin ich also an die Geschichte heran gegangen.

Was ich hier fand? Eine Story, die von Null auf Hundert startet. Mittendrin statt nur dabei. Das kann Herr Fitzek. Das weiß ich.

Als Leser begleiten wir Leon nun also durch sein Abenteuer - durch seine schlaflosen Nächte. So viel mag ich hier verraten ohne zu Spoilern. Was Leon hier erlebt ist unglaublich, verwirrend, unfassbar und eine ganze Menge.

Und genau hier liegt für mich der kleine Kritikpunkt: ich hätte mir an einigen Stellen gewünscht, dass nicht alles Schlag auf Schlag geht; wir dafür etwas mehr Emotionen von Leon und Einblick in sein Seelenleben bekommen. Hier und da wirkte der Verlauf der Geschichte für mich sehr konstruiert. Ich weiß, dass der Autor das besser kann!

Die Verdachtsmomente, die ich zwischendurch gehegt habe, wurden immer wieder bekräftet, entkräftet und über den Haufen geworfen. Als die Geschichte auf das furiose Finale zusteuerte, war ich erst einmal total verwirrt. Meine Thesen liefen wohl alle ins Leere. Aber war es wirklich so? Das bleibt erst mal mein Geheimnis:)
Aber auch noch nach Stunden des Lesens grübele ich über das Ende nach und frage ich, wie ich das wohl deuten soll?

Das Thema des Buches ist sehr interessant. Ich habe auch zwischendurch dazu ein bisschen im Internet recherchiert. Ich finde es super, dass der Autor es schafft, für das Thema so mein Interesse zu wecken.

Tja, und dann die Danksagung. Lieber Sebastian Fitzek, ohne dir zu nahe treten zu wollen… Aber das finde ich doch GRUSELIG!
Das schlimme daran ist: ich frage mich gerade tatsächlich, was ich wohl im Schlaf mache. Bin ich jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, überhaupt wach?

“Diesmal hatte er es ohne Strampeln und Schreien geschafft, sich aus dieser Umklammerung seines Alptraums zu reißen. Er wusste, fast jeder zweite Mensch hatte in seinem Leben ähnliche Erfahrungen erlitten wie er und war schon einmal in der Schattenwelt zwischen Schlafen und Wachen gefangen gewesen. Eine Schattenwelt, umstellt von Torwächtern, die sich nur mit äußerster Willenskraft vertreiben ließen. Oder durch eine paradoxe Störung von außen. Wenn zum Beispiel jemand mitten in der Nacht grelles Licht anschaltete, laute Musik spielte, eine Alarmanlage ansprang oder wenn … wenn jemand weinte?” (Seite 17)

SaFi

Was war das denn bitte? Das meine ich nun nicht negativ – ganz im Gegenteil. Ich bin immer noch völlig wuschig im Kopf. Und verwirrt. Und sprachlos. Und…

Ich habe schon viele, sehr viele Thriller gelesen. Kunststück – Bücher dieses Genres gehren ja seit jeher zu meinem bevorzugten Lesestoff. Somit habe ich auch schon einige Psychothriller gelesen. Viele gute, ein paar schlechte. Aber… kein Psychothriller hat diese Bezeichnung, für meinen Geschmack, jemals mehr verdient als „Der Nachtwandler“.

Sebastian Fitzek hat dafür gesorgt, dass es mir während des Lesens schlichtweg nicht möglich war, das Buch aus den Händen zu legen. Nach dem Lesen wollte es mir lange Zeit nicht gelingen einzuschlafen. In diesem Sinne: Vielen Dank für die „lieben Wünsche“ am Ende des Buches, Herr Fitzek – bei mir hat es funktioniert.😉

Ich habe fast ein wenig Schiss, diese Rezension zu schreiben. Denn ich möchte eigentlich so wenig wie möglich verraten, damit ich mir im Nachhinein nicht irgendwelche Vorwürfe machen (lassen) muss. Zum Glück verrät der Buchrücken nicht zu viel. Ich wollte möglichst unvorbereitet in diese Geschichte eintauchen. Mich von ihr packen lassen. Dies ist der Geschichte auch zweifelsohne gelungen. Mehr noch: Sie hat mich nicht mehr losgelassen.

Zusammen mit Leon Nader erwacht man als Leser und spürt sofort, dass dieser Tag kein guter werden kann. Und die folgenden wahrscheinlich auch nicht. Die Geschichte, die Sebastian Fitzek hier zu Papier gebracht hat, ist rasant, schonungslos und vor allem eines: Angsteinflößend. Zumindest empfand ich es so. Quasi „Paranormal Activity“ im eigenen Schlafzimmer. Während des Lesens befand ich mich in einem Sog. Gemeinsam mit Leon habe ich irgendwie versucht zu verstehen, was da vor sich geht. Gelungen ist es mir nicht. Zumindest so lange nicht, bis die Auflösung des Ganzen mich sprachlos, verstörend und fast noch ängstlicher zurückgelassen hat, als die gelesenen Seiten zuvor.

Das zugrunde liegende Thema des Buches ist mir so zuvor noch nie über den Weg gelaufen. Aber auch hier möchte ich nicht zu viel verraten. Nur so viel noch: Am Ende des Buches, in der Danksagung des Autors, bekam das Ganze noch mal eine ganz andere Dimension für mich. Und jedem, der sich sonst eben diese Danksagungen spart, möchte ich dringend dazu raten, sie bei diesem Buch zu lesen.

“Leon kannte das Gefühl, das er nun nicht mehr zu ignorieren vermochte. Wie eine Grippe hatte es mit Symptomen begonnen, die man anfangs verdrängen kann, die sich aber schon bald nicht mehr unterdrücken lassen und irgendwann den gesamten Körper im Klammergriff halten: Er hatte Angst. Und das vor einer konkreten Person, die sich hier unten aufhielt und der er noch nie zuvor in seinem Leben begegnet war, obwohl sie sich immer in seiner Nähe befand: Er hatte Angst vor sich selbst. Vor seinem zweiten, schlafenden Ich.” (Seite 110/111)

Bewertung

SaCre

Für mich nicht das beste Buch von Herrn Fitzek, aber die Bewertung wird wirklich nur minimal geschmälert. Und selbst ein Fitzek in Nicht-Höchstform (nur meine persönliche, bescheidene Meinung!) ist ganz klar mit das Beste, was Deutschland in diesem Genre zu bieten hat. Auch so bereitet er schlaflose Nächte und führt einem bildhaft das Grauen vor Augen.

LESEEMPFEHLUNG!

4 Herzen

SaFi

Ich ziehe meinen imaginären Hut vor Sebastian Fitzek und muss zugeben, dass ich mich fast ein wenig schäme, weil ich bislang noch kein Buch des Autors gelesen habe. Obwohl schon seit längerem zwei seiner Werke im meinem Regal stehen. Vielleicht habe ich mir durch das Lesen des aktuellen Buches nun auch ein Eigentor geschossen. Denn viel besser können seine früheren Bücher nicht sein.:)

Abschließend möchte ich nur noch eines sagen: LESEN! LESEN! LESEN!

5 Herzen

Wo die Nacht beginnt {Rezension}

27 Mär

Autor: Deborah Harkness
Titel: Wo die Nacht beginnt
Seitenzahl:
 800
Verlag: Blanvalet
Veröffentlichung: 18. März 2013
Leseprobe

Zum Inhalt:

“>>Ihr behauptet, dass Ihr ihn liebt.<< Kit wandte sich mir zu und sah mich flehentlich an. >>Wisst Ihr wahrhaftig, was er ist? Habt Ihr zugesehen, wie er sich ernährt, habt Ihr den Hunger in ihm gespürt, sobald sich ein Warmblüter nähert? Könnt Ihr Matthew ganz und gar annehmen - nicht nur das Licht in seiner Seele, sondern auch die Dunkelheit -, so wie ich es tue? Ihr könnt immer noch Trost in Eurer Magie finden, ich hingegen bin ohne ihn nicht lebendig. Sobald ich nicht in seiner Nähe bin, entflieht die Poesie meinem Geist, und nur Matthew erkennt das Gute in mir. Lasst ihn mir. Bitte.<<” (Seite 115)

Die Hexe Diana und der Vampir Matthew haben gerade ihren ersten Zeitsprung erfolgreich gemacht. Und so finden sie sich im Jahr 1590 wieder. Hier führt Matthew seine Frau in die damalige Gesellschaft und in seinem Freundeskreis ein. Die beiden hoffen, mit der Hilfe einer Hexe an Dianas Zauberfähigkeiten arbeiten zu können und das Geheimnis um Ashmole 782 zu lüften.

Doch auch wenn Diana sich auf diese Reise vorbereitet hat dauert es seine Zeit, bis sie sich im 16. Jahrhundert zurecht findet. Sie arbeitet hart daran, sich in die Gesellschaft zu integrieren und den Gegebenheiten und Gepflogenheiten dort anzupassen, und gleichzeitig an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Und dann ist da ja auch noch die Suche nach dem Geheimnis um die alte Schrift. Und schließlich gibt es da ja noch Matthews Verehrer.

Doch die erste große Herausforderung besteht in einem Treffen mit Matthews Vater. Die beiden haben kein sehr gutes Verhältnis zueinander. Und außerdem wird in der Zukunft etwas Schreckliches passieren, dass zwischen den beiden Männern steht.  Diana fürchtet, vor Philippes Augen nicht bestehen zu können.

Diana und Matthew müssen um ihre Liebe kämpfen. Und ihr Alltag ist voller Magie und alles andere als langweilig.

Meine Meinung:

“Das war mein letzter blick auf Matthew Clairmont, den Wissenschaftler. Der Mann, der danach auf die Tür zuschritt, war kein Oxford-Gelehrter mehr, sondern ein Renaissanceprinz. Das zeigte sich in seiner Haltung und seinen durchgestreckten Schultern, in der kontrollierten Kraft, die von ihm ausstrahlte, und in seinem kühlen Blick. Hamish hatte mich zu Recht gewarnt, dass Matthew hier ein anderer wäre als in unserer Zeit. Unter Matthews unveränderlichem Äußeren vollzog sich eine grundlegende Metamorphose.
Irgendwo hoch über uns schlugen die Glocken.
Wissenschaftler. Vampir. Krieger. Spion. Die Glocken verharrten vor dem letzten Schlag.
Prinz.” (Seite 143)

Mit großer Spannung erwartete ich dieses Buch, hat mich “Die Seelen der Nacht” doch sehr begeistert.

Wo Band 1 aufhört, geht es hier nahtlos weiter: der Zeitsprung von Diana und Matthew. Ich war am Ende vom ersten Teil schon fast ein bisschen schockiert, dass das Buch mit einem solchen Cliffhanger endet.

Mit Diana Bishop ging es nun also in 16. Jahrhundert. Und es blieb es auch fast das ganze Buch über dabei. Sehr detailreich beschreibt die Autorin das Leben zur damaligen Zeit. Als Leser finden wir uns in Gesprächen zwischen Sir Walter Raleigh und Shakespeare wieder, erleben die Regentschaft von Königin Elizabeth (Tudor). Und all das ist so gut beschrieben und geschildert, als hätte Deborah Harkness damals gelebt. Ist sie in Wirklichkeit so alt wie Matthew?:)

Die Sprache und der Stil sind hier auch wieder gut. Die Autorin versteht es, den Leser in die fantastische Welt zu entführen und ihn dort zu “integrieren”. Die Geschichte liest sich flüssig.
Leider muss ich aber auch sagen, dass ich mir ein bisschen was anderes hierunter vorgestellt habe. Ich hätte nicht erwartet, dass das Buch zu 98% im 16. Jahrhundert spielt. Persönlich hätte ich es für mich besser gefunden, wenn die ausführlichen Dialoge und Beschreibungen etwas gestraffter wären und ein größerer Teil wieder im Hier und Jetzt spielt. Aber das erwarte ich dann vom Abschluss dieser Trilogie!:)

“>>Sei dir über eins im Klaren, Diana: Deine Liebe zu meinem Sohn wird viele Leben kosten. Einige werden sich selbst opfern. Andere werden sterben, weil jemand sterben muss, und dir wird die Entscheidung obliegen, ob du es bist, ob sie es sind oder ob es jemand sein wird, den du liebst…<<” (Seite 229)

Bei der Bewertung schwanke ich zwischen 3 und 4 Herzen. Das Buch ist nicht schlecht, ganz und gar nicht, und auch besser als der Durchschnitt. Aber meine Erwartungen wurden leider nicht ganz erfüllt. Es wäre mir nicht möglich gewesen, ohne Erwartungen an das Buch heran zu gehen.
Zum Veröffentlichungstermin zum dritten Teil lässt sich leider noch nichts sagen. Die Autorin hat auf ihrer Website geschrieben, dass sie genau weiß, wie die Geschichte sein soll, aber es leider noch nicht komplett zu Papier gebracht hat.

Bedanken möchte ich mich ganz herzlich beim Team vom Blanvalet Verlag, die mir das Buch zur Verfügung gestellt haben.

3 Herzen

SaCre

Wo Milch und Honig fließen [Rezension]

26 Mär
 
Autor: Grace McCleen
Titel: Wo Milch und Honig fließen
Seitenzahl:
384
Verlag: DVA Belletristik
Veröffentlichung: 04. März 2013
Leseprobe
 
 
 

Zum Inhalt:

Bis Montag muss ein Wunder geschehen. Sonst wird Judiths Klassenkamerad Neil sie wahrscheinlich in der Schultoilette ertränken. Denn Judith ist anders als ihre Mitschüler und wird jeden Tag gehänselt und verspottet. Nicht zuletzt, weil alle in der Stadt ihren tief religiösen Vater für einen Sonderling halten – und somit auch Judith selbst als Sonderling gilt.

Schnee wäre die Lösung. Viel Schnee. Dann würde vielleicht die Schule am Montag ausfallen. Aber es ist erst Oktober… Trotzdem versucht die zehnjährige Judith ihr Glück, und lässt es in ihrer selbst geschaffenen Welt, dem Land der Zierde, schneien.

Und am Montag liegt draußen tatsächlich Schnee. Viel Schnee. Und die Schule fällt aus, und Judiths Probleme fangen damit erst an…

Meine Meinung:

Ich habe einen bewegenden, aber auch heiteren Roman über eine junge Heldin erwartet, die sich ihre eigene kleine Welt in ihrem Zimmer erschaffen hat. Irgendwie habe ich auch genau das bekommen, aber leider nicht so, wie ich es erwartet hatte. Denn ich hatte doch einige Probleme mit dem übergeordneten Thema Religion. Hätte ich schon vor dem Lesen gewusst, dass die Religion einen dermaßen großen Platz in Anspruch nimmt, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gelesen.

“Ich heiße Judith McPherson. Ich bin zehn Jahre alt. Am Montag ist ein Wunder geschehen. So werde ich es nennen. Und das Wunder habe ich vollbracht. Weil Neil Lewis gesagt hatte, er würde meinen Kopf in die Toilette stecken. Weil ich Angst hatte. Aber auch, weil ich Glauben hatte.” (S. 16)

Dies ist aber nicht die Schuld des Buches, oder der Autorin, sondern meine ganz eigene Meinung, quasi ein selbst geschaffenes Problem. So erging es mir auch schon bei anderen Büchern, die an sich nicht schlecht waren, mir aber aufgrund dieser besonderen Thematik nicht gefallen haben.

Zugegebenermaßen ist aber gerade die Religion ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte. Ohne sie würde die Geschichte nicht funktionieren - und genau deshalb hat die Geschichte bei mir leider nicht so richtig funktioniert. Die Geschichte an sich ist eigentlich ganz schön, der Schreibstil angenehm zu lesen. Ich konnte halt nur nicht so viel damit anfangen, wie ich es mir vom Buchrücken her gewünscht hätte.

“In meinem Zimmer ist eine Welt. Sie ist aus lauter Dingen gemacht, die niemand haben wollte, und sie ist aus Dingen gemacht, die meiner Mutter gehört haben, die sie mir hinterlassen hat, und ich habe fast mein ganzes Leben gebraucht, um diese Welt zu bauen.” (S. 22)

Dennoch hat mich Judiths Schicksal durchaus berührt. Ich habe mit ihr gelitten, wenn sie in der Schule von Neil und den anderen Mitschülern immer wieder aufs Neue gehänselt, ausgelacht und verspottet wurde, ihr Vater ihr mal wieder nicht zuhören wollte und sie mit ihm von Haus zu Haus tingeln musste um im Namen der Zeugen Jehovas neue Jünger zu finden.

Letzten Endes entscheide ich mich mit drei Herzen für eine neutrale Bewertung.

3 HerzenSaFi

Der Regen in deinem Zimmer [Rezension]

20 Mär
 
Autor: Paola Predicatori
Titel: Der Regen in deinem Zimmer
Seitenzahl:
238
Verlag: Aufbau Verlag
Veröffentlichung: 06. März 2013
Leseprobe
 
 
 

Zum Inhalt:

Alessandra verliert mit 17 Jahren ihre Mutter. Sie ist dem Krebs zum Opfer gefallen. Zurück bleiben sie und ihre Großmutter. Alessandra kann und will nicht einsehen und verstehen, dass das Leben um sie herum einfach so weitergeht. Um ihrer Rebellion Ausdruck zu verleihen setzt sich von nun an in der Klasse in die letzte Reihe. Neben den schweigsamen Klassen-Loser, den alle bloß Zero nennen.

Bald schon fühlt sich Alessandra in Zerolandia, wie sie die schweigsame Welt am Tisch in der letzten Reihe nennt, geborgen. Und auch dem schweigsamen Zero kommt sie näher…

“Sobald ich sitze, geht mir auf, dass ich nicht ganz bei Trost sein muss: Bis vor wenigen Monaten wäre ich in meinen kühnsten Träumen nicht darauf gekommen, so etwas zu tun, nicht einmal im Drogenrauch. Und jetzt hocke ich hier, zugedröhnt mit einem Cocktail aus Traurigkeit und einer lächerlichen Prise Wahnsinn, und der Countdown läuft: drei, zwei, eins, Zero.” (S. 19)

Meine Meinung:

Das Buch besteht aus zwei Erzählebenen. Auf der einen Seite sind da Alessandras Erinnerungen an ihre Mutter, auf der anderen Seite beschreibt sie ihr Leben nach dem Tod ihrer Mutter.

Die Erinnerungen an ihre Mutter stecken voller Liebe und Leid. Man merkt schnell, dass Alessandra sich Vorwürfe zu machen scheint, dass sie nicht immer die perfekte Tochter war, die sich ihre Mutter vielleicht gewünscht hätte, wie sie meint.

“Hätte ich eine wie dich in meinem Alter getroffen, wäre sie meine beste Freundin geworden. Ganz bestimmt. Und bestimmt wäre ich mit ihr nachsichtiger gewesen.” (S. 45)

In ihren Beschreibungen des Alltags in der Schule und daheim, in der Zeit nach dem Tod ihrer Mutter, merkt man, dass das alles andere als leicht für sie zu verdauen ist. Was ja auch nur all zu verständlich ist.

An sich fand ich das Buch sehr schön geschrieben. Die Gedanken und Gefühle einer 17jährigen, die gerade ihre Mutter verloren hat und sich ihrer Gefühle nicht ganz sicher ist, die sie ausgerechnet dem Klassen-Loser gegenüber zu entwickeln scheint, sind sehr schön, aber auch eindringlich beschrieben.

“Ich fühle mich albern und euphorisch zugleich. Gefällt er mir, oder gefällt mir nur, dass er nett zu mir war? In Zerolandia wirbeln die Trommeln: Das heilige Gesetz des Schweigens ist gebrochen.” (S. 43)

Während des Lesens habe ich mich immer mal wieder gefragt, für wen Alessandra diese Zeilen geschrieben hat. Im Grunde erinnert das Geschriebene doch sehr an ein Tagebuch. Manchmal hatte ich aber auch das Gefühl, sie würde einen Brief an ihre verstorbene Mutter oder an Zero schreiben. Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Stellenweise fand ich ihn sehr poetisch.

Leider konnte ich mich aber nicht komplett in dieser Geschichte verlieren. Ob das nun an mir oder an dem Buch lag, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Es hat mich leider nicht so gepackt und berührt, wie ich es eigentlich vom Klappentext her erwartet hätte.

“Ich schließe die Augen, denke an die Küsse von vor wenigen Stunden, an Gabrieles Haut auf meiner, und frage mich, was ich empfinde, ob ich ihn wieder sehen will. Nicht mal Handynummern haben wir getauscht. Schlechtes Zeichen. Was für eine beknackte Losergeschichte, denke ich. Würde ich die jemandem erzählen wollen, wüsste ich nicht, wie. Sie hat weder Hand noch Fuß.” (S. 102/103)

Der italienische Titel lautet „Il mio inverno a Zerolandia“, was so viel bedeutet wie „Mein Winter in Zerolandia“. Diesen Titel hätte ich irgendwie passender gefunden. Aber dies nur als Info am Rande.

Bei der Bewertung tue ich mich ein wenig schwer. Und obwohl wir hier keine halben Herzen haben, entscheide ich mich für 3,5 - da ich zwischen drei und vier schwanke.

3 HerzenSaFi

Totenkünstler [Rezension]

17 Mär
 
Autor: Chris Carter
Titel: Totenkünstler
Seitenzahl:
448
Verlag: Ullstein
Veröffentlichung: 08. März 2013
 
 

Zum Inhalt:

Sommer in der Stadt der Engel. Los Angeles wird von einem neuen Mörder heimgesucht. Sein erstes Opfer ist ein ehemaliger Staatsanwalt, dessen abgetrennte Gliedmaßen er zu einer mysteriösen Skulptur formt und am Tatort zurücklässt. Aber mit einem Opfer ist noch lange nicht Schluss.

So ist es mal wieder Zeit für Robert Hunter und Carlos Garcia, sich an die Fersen eines Serienkillers zu heften…

Meine Meinung:

“Hart. Härter. Carter.” Heißt es auf der Homepage des Ullstein Verlages. Ich wandle das Ganze mal ein wenig ab: Gut. Besser. Carter.😀

Manche mögen es vielleicht als wenig kreativ betrachten, dass seine Thriller immer nach dem gleichen Schema aufgebaut sind. Ich hingegen genieße die daraus resultierende Erwartungshaltung, mit der ich mittlerweile zu seinen Büchern greife. Chris Carters Bücher überraschen mich immer wieder dadurch, dass sie mich nicht überraschen, obwohl sie mich schlussendlich dann doch überraschen. Hä?!?! Ich hoffe, man kann verstehen, was ich damit meine.:)

>>Na toll<<, brummte er und nahm das Gespräch an. Er wusste genau, was zehn verpasste Anrufe und sein Partner in der Leitung frühmorgens an einem freien Tag zu bedeuten hatten.
>>Carlos<<, sagte Hunter, nachdem er das Handy ans Ohr gehoben hatte. >>Was gibt’s?<<
>>Meine Güte, wo warst du denn? Ich versuche seit einer halben Stunde, dich zu erreichen!<<
Ein Anruf alle drei Minuten, dachte Hunter. Das verhieß nichts Gutes. (S. 9)

Ohne große Vorreden ist man mittendrin im Geschehen, bekommt die erste Leiche präsentiert. In gewohnter Manier lenkt Chris Carter den Blickwinkel auf verschiedene Fährten, beleuchtet verschiedene Aspekte und bindet den Leser in die Ermittlungen mit ein. Das Ermittler-Team, das in diesem Teil ohnehin schon durch ein weiteres Mitglied ergänzt wird, besteht somit im Prinzip aus vier Personen.

Der Aufbau der Geschichte ist im Nachhinein zwar logisch, während des Lesens aber vor allem eines: unvorhersehbar. Und genau das macht einen guten Thriller ja aus - zumindest für mich. Ich möchte, von wenigen Ausnahmen in diesem Genre mal abgesehen, nicht von Anfang an wissen, wie zum Schluss alles ausgehen wird. Ich möchte mir den Kopf zerbrechen, meine eigenen Schlussfolgerungen ziehen und Vermutungen anstellen, nur um dann am Schluss eines besseren belehrt zu werden. Genau das bekam ich während des Lesens.

Ich hätte es eigentlich nicht für möglich gehalten, aber die Mordszenarien in “Totenkünstler” sind noch ekeliger, perfider und scheußlicher als in den bisherigen Büchern der Robert-Hunter-Reihe, und somit nichts für schwache Nerven und Leser, die eine Abneigung gegen Blut haben. Die Bedeutung hinter diesen Szenarien, die Aufklärung des Falles, hat mich am Ende sprachlos und schockiert zurückgelassen. Psychologie spielte bisher auch immer eine große Rolle in seinen Thrillern, aber in diesem hat Chris Carter noch einen draufgesetzt.

“Hunter hatte nur Augen für die Nachbildung. Wie explodierende Feuerwerkskörper leuchteten im Sekundentakt Bilder der echten Skulptur vor seinem inneren Auge auf, und diese Bilder brachten auch die Gefühle zurück, die er beim Anblick des Tatorts empfunden hatte. Er sah die blutverschmierten Wände und die Blutlachen am Boden, sah die Schlieren von Blut auf der Skulptur aus menschlichem Fleisch.” (S. 85)

Auf den rund 450 Seiten kam für mich nicht einmal Langweile auf. Dies lag neben dem gewohnt knackigen und präzisen Schreibstil von Chris Carter vor allem wieder an den kurz gehaltenen Kapiteln und den häufigen Szenenwechseln. Die Spannung nahm von Seite zu Seite zu.

Man kann diesen Teil (und auch die vorherigen) lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Chris Carter lässt die wichtigsten Begebenheiten im bisherigen Leben seiner Protagonisten immer wieder einfließen. Den Fans von Chris Carter werden so die alten Fälle und sonstigen Ereignisse wieder ins Gedächtnis gerufen, neue Leser erhalten einen Crash-Kurs.

Ich habe bislang alle Bücher von Chris Carter (Der Kruzifix-Killer, Der Vollstrecker, Der Knochenbrecher) gelesen und fand sie alle ziemlich gut. Der aktuelle Fall von Robert Hunter und seinem Partner Carlos Garcia bildet da keine Ausnahme!

Für mich als Chris-Carter-Fan definitiv ein Must-Read-Thriller, den ich aber auch allen anderen Thriller-Fans ans Herz legen möchte.

5 HerzenSaFi

Crossfire. Offenbarung [Rezension]

15 Mär

1 Buch - 2 Meinungen

Autor: Silvia Day
Titel: Crossfire. Offenbarung
Seitenzahl: 416
Verlag: Heyne
: 11. März 2013
Leseprobe

Der Inhalt

Schon seit ein paar Wochen sind die junge attraktive Eva und der erfolgreiche Geschäftsmann Gideon Cross ein Paar. Eva liebt seine dominante Art und findet in der Unterwerfung Geborgenheit und sexuelle Erfüllung. Noch nie konnte sie einem Mann so vertrauen. Doch dann verändert Gideon sich, er will sie immer stärker kontrollieren, und auch die alten Dämonen aus seiner Vergangenheit belasten Eva. Denn Gideon schweigt nach wie vor darüber, was ihm zugestoßen ist. Eva weiß: Ihre Beziehung hat nur eine Zukunft, wenn es keine Geheimnisse und keine Tabus zwischen ihnen gibt …

Die Story - als Fortsetzung

SaCre

Oft ist man als Leser ja bei Fortsetzungen etwas skeptisch. Vor allem, wenn das erste Buch einem gefallen hat. Kann Band 2 also die Erwartungen erfüllen?
Hier kann ich sagen: JA!
Es passiert viel, in der Beziehung von Eva und Gideon. Es gibt weiter Ups and Downs. Und manchmal habe auch ich als Leserin mich gefragt, ob das mit den beiden noch einen Sinn hat. Es gab einige unvorhergesehene Ereignisse, die ich hier natürlich nicht verraten möchte - ihr sollt ja alle selber noch Spaß beim Lesen haben.:)
Es wird spannend. Und es geht nicht nur um Sex.

SaFi

Als ich das Buch zuklappte, war ich im ersten Moment doch ein wenig verwirrt. Ich musste die Geschehnisse für mich erst mal einordnen und verdauen. Als mir dies dann gelungen war, wurde mir klar, dass mir dieser zweite Teil im Großen und Ganzen tatsächlich ein wenig besser gefallen hat als Teil 1.

Es geht hier nicht mehr bloß um das wilde Treiben der beiden, wobei sie genau das natürlich immer noch tun. Im Grundsatz geht es eher um die Beziehung von Eva und Gideon, oder besser gesagt: den Aufbau eben dieser. Wie können zwei so verstörte Menschen, die beide Schreckliches erlebt haben, eine normale Beziehung führen?

Wo ich grad beim Thema bin – bei Eva haben wir ja bereits im ersten Teil erfahren, was ihr zugestoßen ist. In Bezug auf Gideon gab es da ja nur Vermutungen seitens Eva. Dies ändert sich – man erfährt, was ihm zugestoßen ist. Zumindest schon mal ansatzweise. Was und wie werd ich natürlich nicht verraten. Wo kämen wir denn da hin?!😉

Nach vielen Höhen und Tiefen nimmt die Geschichte zum Ende hin richtig Fahrt auf und verwandelt sich sogar in einen kleinen Krimi - mit einem, für mich, unerwarteten und fast erschütternden Ende.

“Wir waren zusammen, weil wir süchtig nach einander waren. Wenn wir gemeinsam glücklich waren, verspürte ich einen Rausch wie noch nie in meinem Leben, und ich wusste, dass er genauso empfand. Für diese perfekten Momente strampelten wir uns ab, und sie blieben dennoch so rar gesät, dass wir nur aus Trotz, Entschlossenheit und Liebe den Kampf um sie nicht aufgaben.” (S. 35)

Die Hauptcharaktere

SaCre

Eva und Gideon sind weiterhin so komplex und kompliziert wie im ersten Teil. Als Leser erfahren wir nun, was Gideon in der Vergangenheit passiert ist. Zumindest teilweise - ich habe das Gefühl, da kommt noch was…😉
Mit Evas Vergangenheit konnten wir uns im ersten Band schon auseinander setzen. Doch hier werden wir wieder voll mit in die alte Geschichte hinein gezogen.

Die Charaktere gehen - mit der ganzen Geschichte zusammen - einen Schritt weiter nach vorne. Verbunden mit Höhen und Tiefen. Aber sie arbeiten sehr an ihrer Beziehung. So, wie es auch im wahren Leben ist bzw. sein sollte.

SaFi

Eva und Gideon müssen in diesem zweiten Teil einige Kämpfe ausfechten. Sei es nun mit sich selbst, mit dem jeweils anderen oder mit Außenstehenden. Dabei drehen sich diese Kämpfe im Kern um das Thema Vertrauen. Beide verlangen vom anderen Vertrauen, sind aber gleichzeitig nicht fähig, dieses Vertrauen im gleichen Maß zurückzugeben. So entstehen natürlich Konflikte und auch die Beziehung der beiden gerät dadurch in Gefahr.

Die Entwicklung der beiden in diesem Teil hat mir gut gefallen. Sie geht nicht gradlinig nach Schema F vonstatten. Beide machen mal einen Schritt nach vorne und dann wieder zwei zurück, ständig begleitet von der Frage, ob es ihnen je gelingen wird, sich irgendwo in der Mitte zu treffen.

“Ich lehnte mich wieder zurück und wartete, während er offensichtlich mit sich kämpfte. >>Du musst doch wissen, dass du mir alles anvertrauen kannst<<, sagte ich sanft.
>>Wirklich?<< Er blickte mich durchdringend an. >>Hast du nicht dein eigenes Päckchen zu tragen? Wie viel kann ich dir zumuten, ohne dass du das Weite suchen wirst?<<” (S. 233)

Der Schreibstil

SaCre

Der Schreibstil und die Sprache sind wie im ersten Teil: direkt, unverblümt, und beim Sex vulgär. Das passt und das gehört zu dieser Geschichte.

SaFi

Die etwas mehr als 400 Seiten flogen auch dieses Mal durch meine Finger. Sylvia Day schreibt wieder locker und leicht. In den Sexszenen geht es gewohnt detailliert und auch versaut und vulgär zur Sache. Wer schon nicht gerne “normale” Sex-Szenen liest, wird hieran sicherlich Anstoß nehmen.

Der Sex

SaCre

Der Sex ist spielt hier genauso eine Rolle, wie in Teil 1. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es hier noch öfter zum Sex kam. Er wird hier - meiner Meinung nach - auch immer öfter als “therapeutisches” Mittel, nach Streit usw. eingesetzt. Die Lust, die Eva und Gideon aufeinander haben, und das Verlangen nach dem Körper des anderen und der sexuellen Befriedigung, ist schier unbändig.
In ein oder zwei Situationen hätte ich mich an Evas Stelle allerdings erniedrigt gefühlt. Sie und Gideon haben Streit, er beachtet sie überhaupt gar nicht, doch sie verpasst ihm erst mal einen Blow-Job, da sie sich dadurch auch besser fühlt. Nun ja, davon kann man als Leserin halten, was man will. Meinem Verhalten entspricht das nicht.:)

SaFi

Ohne Sex geht’s bei Eva und Gideon ja nun mal nicht. Für sie ist die körperliche Vereinigung, in welcher Art und Form auch immer, der beste Weg zu zeigen, dass alles ok ist. Bzw. wird der Sex dazu genutzt, dass nach Problemen und Streits wieder alles ins Lot kommt. Davon kann man als „Normalsterblicher“ nun halten was man will, bei den beiden ist das aber halt so.

In diesem zweiten Teil der Trilogie geht es auch wieder ordentlich zur Sache. Für mein Empfinden aber deutlich weniger als noch in Teil 1. Was aber vor allem an der Entwicklung der Story liegt.

“Ich konnte ihm zwar immer und immer wieder sagen, dass ich ihn liebte, und zweifellos berührte es ihn auch, wenn ich es tat, aber dennoch benötigte er diese absolute körperliche Hingabe - ein Vertrauensbeweis, dessen besonderer Wert ihm bewusst war, da er meine Vorgeschichte kannte -, um restlos überzeugt zu sein.” (S. 129/130)

Die Bewertung

SaCre

Eine Fortsetzung, die ich gerne gelesen habe und die mir gefallen hat. Ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt. Und ich bin sehr gespannt auf den Abschluss dieser Reihe.

4 Herzen

SaFi

Da ich im Vergleich zu Teil 1 ein wenig mehr begeistert war, was Charaktere und Story angeht, bleibt mir nichts anderes übrig, als diesem Teil die volle Punktzahl zu geben (Teil 1 hat vier Herzen von mir erhalten).

Ich freue mich auf den abschließenden Teil dieser Trilogie und bin vor allem gespannt darauf, noch mehr von Gideons erschütternden und schockierenden Erlebnissen zu erfahren.

5 Herzen

Schattenspieler {Rezension}

14 Mär

Autor: Michael Römling
Titel: Schattenspieler
Seitenzahl:
 352
Verlag: Coppenrath

Zum Inhalt:

“>>Er ist nach vier Wochen geflohen und hat sich nach Hause durchgeschlagen. Sein Dorf gab es nicht mehr. Ein Dreivierteljahr zuvor war die SS durchgezogen, hatte alle Leute in die Kirche gejagt und das Gebäude angesteckt. Seine Frau und seine Tochter sind mit den anderen verbrannt. Das nannte man Partisanenbekämpfung. Seine Tochter war fünf Jahre alt.<<
>>Mein Gott<<, murmelte Leo.

>>Meiner nicht<<, sagte Sirinow.” (Seite 106/107)

1945 in Berlin. Alles ist zerstört und zerbombt. Berlin existiert fast nicht mehr. Leo Goldstein, ein jüdischer Junge, schafft es mit Hilfe von Wilhelm, sich in Berlins Untergrund versteckt zu halten. Doch plötzlich verschwindet sein Helfer, über den er auch sehr wenig weiß, da dieser kaum etwas von sich Preis gibt. Leo findet in Wilhelms Wohnung Hinweise darauf, dass er möglicherweise ein Spitzel ist. Doch bevor er sich genauer damit befassen kann, wird er von russischen Soldaten aufgegriffen und mitgenommen. Erstaunlicherweise passiert ihm nichts. Im Gegenteil, sie umsorgen ihn erst einmal. Und schließlich nehmen sie ihn mit ins Westend.
Hier kommt er bei Friedrich und seiner Familie unter. Friedrichs Vater ist vor einiger Zeit verschwunden. Und in ihrem Haus leben die russischen Soldaten und seine Familie scheinbar ganz gut zusammen.
Der Krieg ist vorbei. Die Jungen suchen in den Resten Berlins nach Wilhelm. Sie finden Hinweise darauf, dass dieser etwas mit Friedrichs Vater zu tun hatte. Scheinbar waren die Herren in Kunstraub verwickelt. Schließlich taucht Wilhelm wieder auf. Gemeinsam machen die drei sich auf die Suche nach Hauptsturmführer Albrecht Sommerbier, der sich unter einer falschen Identität mit sehr wertvollen Schätzen auf und davon gemacht hat…

Meine Meinung:

“Hier und da waren verblasste Werbesprüche zu sehen. Ein aufgeklebtes Plakat forderte zum Volksopfer auf. Was für ein Scheiß, dachte Sommerbier.” (Seite 93)

Es ist schon länger her, dass ich ein Buch gelesen habe, dass zu Kriegszeiten in Deutschland spielt. Diese Kriegsszenarien sind vom Autor sehr gut beschrieben. Immer wieder war ich etwas schockiert, weil ich auch sofort Bilder vor meinem geistigen Auge hatte. Erschreckend und schlimm, was die Leute damals alles durchmachen mussten!

Die Geschichte spielt erst einmal in drei verschiedenen Handlungssträngen: Leo, Friedrich, Albrecht Sommerbier. Bis diese schließlich nach und nach zusammenführen.
Ich konnte mich schnell in der Story zurecht finden und empfand die Schilderungen als recht intensiv. Alles ist so beschrieben, dass man es wunderbar lesen kann und in einer Sprache, die einem das volle Elend, das damals herrschte, sehr nahe bringt. Die Stimmung, die damals herrschte, kommt gut rüber. Leute hatten den Gedanken, sich zu wehren, aber sie konnten es nicht - denn was ihnen dann gedroht hätte, wissen wir alle.

“>>Nein. Nur das eine Wort. Und weißt du, was das Grandiose dabei ist?<<
Leo ahnte, worauf Wilhelm hinauswollte, aber er ließ ihn weiterreden. Wilhelm konnte die Dinge besser auf den Punkt bringen.

>>Dieses Nein ist für sie viel schlimmer als >Nieder mit Hitler!< oder >Die Kommune lebt!<. Das sind Parolen. Dieses Nein ist eine Haltung.<<
Leo verstand. >>Und eine Einladung zum Selberdenken<<, sagte er.
Wilhelm nickte. >>Falls dazu noch jemand fähig ist hierzulande.>>” (Seite 9) 

Was die Leute so alles veranstaltet haben, um zu überleben?! Man log, betrog und bestach, plünderte Tote aus, stahl Identitäten, und so weiter. Noch schlimmer, dass das auch heute noch so ist, und wir einige Kriegs- und Krisengebiete in nicht allzu großer Entfernung haben.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir außerordentlich gut! Das Cover ziert komplett eine Karte von Berlin. Der Schutzumschlag ist transparent, sodass die Karte immer durchschimmert. Das ist sehr schön.
Auf den ersten und letzten Umschlaginnenseiten gibt es Bilder aus damaligen Zeiten: das zerstörte Berlin, Panzer, und so weiter. Das alles ist stimmig und rundet den guten Eindruck des Buches ab.

Für alle, die den Autor nicht kennen, hier eine kurze Information von der Coppenrath Website:
Dr. Michael Römling, geboren 1973 in Soest, studierte Geschichte in Göttingen, Besancon und Rom. Nach einem Stipendium am dortigen Deutschen Historischen Institut promovierte er mit einer Arbeit über spanische Soldaten in Italien im 16. Jahrhundert. Er lebt inzwischen als freier Autor in Münster. Bei Coppenrath erschien von ihm noch das Buch “Signum - die verratenen Adler“.

Die deutsche Geschichte ist nicht schön. Wir können es nicht ändern. Wir dürfen es aber auch nicht vergessen! Und gegen das Vergessen helfen solch tolle Bücher!

Vielen Dank an das Team vom Coppenrath Verlag, die mir dieses Buch zur Verfügung gestellt haben.

 “Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen, in der britischen Uniform durch die Stadt zu laufen. Die meisten Leute hatten ihm verstohlen hinterhergeblickt. Er war auf die Gewinnerseite gewechselt. Aber hatte er jemals woanders gestanden als auf der Gewinnerseite?<< (Seite 192/193)

4 Herzen

SaCre

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