Autor: Robert M. Sonntag
Titel: Die Scanner
Seitenzahl: 192
ISBN: 978-3-596-85537-7
Verlag: Fischer KJB
Veröffentlichung: 07. März 2013
Empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Leseprobe
Zum Inhalt:
Mzzzp. Im Jahr 2035 ist die Welt nicht mehr die, die wir kennen. Die Welt ist digitalisiert. Gedruckte Bücher, Zeitungen, Zeitschriften – Druckerzeugnisse aller Art – will die Scan AG aufspüren und einscannen. Ihr Motto lautet: Alles Wissen für alle! Jederzeit! Kostenlos!
Die Buchscanner Rob und Jojo arbeiten für die Scan AG und machen Jagd auf die letzten verbliebenen Papierbündel.
Aber es gibt da natürlich auch noch die andere Seite. Die Büchergilde. Ein Zusammenschluss von ehemaligen Buchhändlern, Verlegern und Autoren.
Meine Meinung:
„Alles Wissen für alle! Jederzeit! Kostenlos!“
Wie so vieles klingt das im ersten Moment doch prima, oder? Ja klar. Aber wenn man mal genauer darüber nachdenkt und am besten noch dieses Buch liest, sieht man diesen Satz mit anderen Augen. Garantiert.
Auf nicht mal 200 Seiten ist es Robert M. Sonntag gelungen, ein wahres Schreckensszenario, das zwar utopisch aber nicht unvorstellbar ist, zu Papier zu bringen. Ich bin eigentlich hartgesotten, lese auch gerne blutige Thriller, aber selten hat es mich während des Lesens so gegruselt wie bei diesem Buch. Gegruselt vor mir, vor uns…
„Jojo und ich arbeiteten für die Scan AG – ein Tochterunternehmen des Weltkonzerns Ultranetz. Unser Arbeitgeber wollte die glatzige Welt papierfrei machen. Alles Wissen für alle! Jederzeit! Kostenlos! lautete das Motto. Wir halfen der Scan AG bei der Verwirklichung dieses Traumes. Jojo hatte mich reingeholt. Und ich träumte mit.“ (S. 13)
Das Buch liest sich so weg, der Schreibstil ist gut verständlich. Auch die anfangs noch ungewohnten Begriffe der technischen Neuerungen der Zukunft sind nach ein paar Seiten sehr vertraut. Die Geschichte bietet die eine oder andere unvorhersehbare Wende, wenn auch manches durchaus vorhersehbar war.
Mehr möchte ich zu dem Buch an sich eigentlich auch schon gar nicht sagen. Ich möchte eher darauf eingehen, was dieses Buch in meinem Kopf angestellt hat. Ich denke, es wird darauf hinauslaufen, dass dieses Buch die Leserschaft wahrscheinlich spalten wird. Entweder man erkennt, was der Autor mit diesem Buch sagen will und ist diesem Buch somit sehr zugetan, oder man kann sich das geschaffene Szenario nur schwer vorstellen bzw. nicht erkennen, welchen Schaden wir mit unserem Verhalten anstellen können, und stempelt dieses Buch somit als Zukunftsquatsch ab.
In diesem Buch stehen nicht die Protagonisten im Vordergrund. Und auch nicht Bücher und andere Druckerzeugnisse. Auch wenn diese den Rahmen dieser Geschichte vorgeben. Im Vordergrund stehen wir als Konsumenten. Gläserne Kunden sind wir ja auch heute schon alle mehr oder weniger. Aber ein Leben, in dem jeder alles jederzeit von jedem sehen kann, ist doch noch eine andere Nummer. Digitale Brillen auf dem Kopf sorgen dafür, dass man keine Privatsphäre mehr hat, Beziehungen führen und gemeinsam Spaziergänge unternehmen kann, obwohl man in verschiedenen Städten wohnt. Abgerundet wird das geschaffene Szenario durch eine 3-Klassen-Gesellschaft, Senioren die wortwörtlich abgeschoben werden, Geburtenkontrolle, Finanz- und Gen-Eignungschecks. Kurzum: die totale Kontrolle.
>>Mobril und Ultranetz – kannst du dir ein Leben ohne noch vorstellen?<< (S. 60)
Während des Lesens habe ich viel nachgedacht. Ich selbst gehöre zwar nicht zu denen, die über 300 oder noch mehr virtuelle Freunde auf FB hat, oder alles und damit meine ich wirklich alles auf dieser Plattform teilt, aber dennoch bin ich ins Grübeln gekommen. Meine diversen Profile werde ich nun nicht löschen, aber mit ein bisschen Glück, überdenke ich mein Online-Verhalten. Und ich hoffe sehr, dass viele, viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, dieses Buch lesen und verstehen werden.
Normalerweise verzichte ich in meinen Rezensionen auf nähere Informationen zum jeweiligen Autor. Bei diesem Buch fühle ich aber verpflichtet, die Vita des Verlages zu zitieren:
„Robert M. Sonntag, geboren 2010, lebte nach dem letzten der großen Kriegen in der A-Zone. Er arbeitete für den Ultranetz-Konzern. Seit 2035 liegen keine Einträge mehr über ihn vor. Sein Ultranetz-Profil ist gelöscht. Robs Buch und diese Zeilen erreichten den S. Fischer Verlag auf bisher ungeklärten Wegen.“
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommt mir in den Sinn, dass z. B. „Der Schimmelreiter“ Pflichtlektüre war. Ich würde mir wünschen, dass „Die Scanner“ ebenso Einzug in den Schulunterricht erhält. Schaden kann es in unserer heutigen Zeit sicherlich nicht.
SaFi
Schlagwörter: ab 12 Jahren, Bücher, Die Scanner, Jugendbuch, Jugendthriller, Robert M. Sonntag, Zukunft