Archive | Juni, 2013

Gelöscht {Rezension}

28 Jun

Autor: Teri Terry
Titel:
 Gelöscht
Seitenzahl: 432
ISBN:
 978-3-649-61183-7
Verlag: Coppenrath
Veröffentlichung: Juni 2013
Leseprobe

“Und wenn ich gar kein neuer Mensch bin, ist das, was ich getan habe, immer noch da. Es ist immer noch ein Teil von mir, irgendwo tief in mir versteckt.” (Seite 168)

Kylas Gedächtnis wurde gelöscht, ihre Persönlichkeit ausradiert, ihre Erinnerungen sind für immer verloren. Kyla wurde geslated. Aber die Stimmen aus der Vergangenheit lassen die Sechzehnjährige nicht los – hat sie wirklich unschuldige Kinder bei einem Bombenanschlag getötet? Zählte sie zu einer Gruppe von gefährlichen Terroristen? Und warum steht ein Bild von ihr auf einer geheimen Webseite mit vermissten Kindern? Kyla wird immer wieder von Flashbacks aus ihrem früheren Leben eingeholt und merkt allmählich, dass ihre wahre Identität ein großes Geheimnis birgt. Gemeinsam mit Ben, einem anderen Slater, in den sie sich verliebt, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit – doch wem kann sie überhaupt noch vertrauen? (Verlagsseite)

Wieder eine neue Dystopie. Und auch wenn ich dieses Genre sehr mag, habe ich den Titel erst einmal skeptisch beäugt. Doch die Leseprobe hatte mich schnell überzeugt, so dass ich zum Buch griff. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Welt, in die man hier eintaucht (die Geschichte spielt im Großbritannien der Zukunft), scheint am Anfang gar nicht so dunkel und dystopisch. Die einzige Ausnahme bilden die Slater. Sie leben unter normalen Menschen. Doch sie haben ein großes Erkennungsmerkmal an ihrer Hand: das Levo. Dieses Ding ist wie eine Art Uhr, die das Gefühlsleben und das Aggressionslevel der Slater in Zahlen ausdrückt. Fällt der Wert unter eine bestimmte Grenze, beginnt das Levo zu vibrieren. Fällt der Wert noch tiefer, werden die Personen in einen Blackout-Zustand versetzt.
Das alles dient natürlich nur dem Schutz der Bürger. Denn man wird nicht einfach so ein Slater. Nein, dafür muss man schon Verbrechen in seinem jungen Leben begangen haben. Die Regierung argumentiert, dass man durch das Slaten den Jugendlichen eine zweite Chance gibt. Eine Chance auf ein besseres Leben.
Das Levo können die Jugendlichen nicht selber abnehmen. Aber mit 21 Jahren wird es durch die Regierung entfernt.

“Der Wert sollte zwischen 5 und 6 liegen.
10 ist vollkommenes Glück. 1 ist Wut, die töten könnte, oder so tiefer Kummer, dass man sich nicht mehr bewegen kann. Wenn man unter 3 fällt, steuert man aufs Niemandsland zu - das Levo schaltet den Chip im Gehirn aus und man wird ohnmächtig wie ich neulich nachts. Nur für den Fall, dass nach dem Slating noch irgendwelche gewalttätigen Impulse übrig sind, wird man, wenn man unter 2 sinkt, mehr als ausgeschaltet - ganz ohne Ohnmacht. Man wird eher gegrillt.” (Seite 66)

Kyla ist anders als die anderen Slater. Sie stellt ihrem Umfeld sehr unangenehme Fragen und schafft es, Verbindungen zwischen bestimmten Ereignissen herzustellen und daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Sie hat ein fotografisches Gedächtnis, zeichnet sehr gut und ist sportlich. Sie nutzt den Sport, um ihr Levo auf einem guten Level zu halten.
Was sie noch anders macht: sie kann sich an Dinge aus ihrer Vergangenheit erinnern, die eigentlich gelöscht sein sollten. Nach und nach fallen ihr immer wieder Dinge ein.
Doch diese Erinnerungen sind nicht gut für sie. Sie sind gefährlich. Ebenso wie ihr Drang, weiter über ihre Vergangenheit zu forschen.

Eine sehr interessante Reise, auf die die Autorin uns hier als Leser mitnimmt. Mit flüssigem und ansprechendem Schreibstil geht es durch Kylas jetziges Leben. Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht - die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive geschrieben.

Mit einfachen und treffenden Worten beschreibt Teri Terry das Geschehen, Kylas Albträume und ihre Versuche, die nicht vorhandenen Emotionen zuzuordnen. Überhaupt scheint die Geschichte relativ emotionslos. Das passt hier aber alles sehr gut zusammen, und so konnte ich als Leser die Handlungen und Gedanken sehr gut nachvollziehen.

Kyla als Protagonistin gefällt mir und sie ist mir ans Herz gewachsen. Sie scheint überwiegend wie ein normaler Teenie zu sein, bis auf die Tatsache, dass sie ein Slater ist. Und auch die anderen Personen wirken real und glaubwürdig auf mich.
Bei den Eltern gibt es den guten und den bösen Teil. Doch das verschiebt sich im Laufe der Geschichte. Und man grübelt, wer wohl auf Kylas Seite steht.
Ebenso gibt die Professorin Dr. Lysander mir noch Rätsel auf. Ihre Rolle konnte ich noch nicht ganz durchschauen. Weitere wichtige Charaktere sind die Lehrerin Mrs. Ali, Schwester Amy, Freund Ben. Charaktere, die sich widersprüchlich verhalten, wenn man sie gerade in eine Schublade einsortiert hat.
Die Geschichte fesselt den Leser an das Buch. Und das Ende… ja, das ist wirklich ein ganz, ganz gemeiner Cliffhanger.

Das Thema finde ich sehr interessant. Oft habe ich mich selber gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn mein vorheriges Leben aus meinem Gedächtnis gelöscht wäre. Mit Kyla hatte ich stellenweise wirklich Mitleid.

“Ich will es nicht wissen, aber ich höre die Stimmen aus meiner Vergangenheit in meinem Kopf. Und sie verschwinden nicht.” (Seite 331)

Das Buch konnte mich als Auftakt der Trilogie überzeugen. Es ist gut geschrieben und auf stets gleichem Spannungslevel. Allerdings nicht spannend im Sinne eines Thrillers, sondern eher unterschwellig. Die Zeit verflog nur so beim Lesen und plötzlich klappte ich den Buchdeckel zu. Nun warte ich ganz ungeduldig auf das Frühjahr 2014, denn dann erscheint der zweite Teil “Zersplittert”. Und laut den ersten Aussagen soll dieser deutlich spannender sein. Ich bin sehr gespannt !
Von mir gibt es gute 4 Herzen!

4 Herzen

SaCre

Türkisgrüner Winter [Rezension]

27 Jun
 
Titel: Türkisgrüner Winter
Autor: Carina Bartsch
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3-499-22791-2
Verlag: rororo
Veröffentlichung:  25. Januar 2013
Leseprobe

Zum Inhalt:

Es herrscht Funkstille - Elyas meldet sich nicht mehr bei Emely. Keine SMS, keine Anrufe mitten in der Nacht, keine unangekündigten Besuche mehr. Emely ist verwirrt. Schließlich war dieses Verhalten von Elyas doch ihr ständiger Begleiter während des Sommers. Sie beschließt, auf einer Halloween-Party mit ihm zu reden, die Lage zu klären. Es kommt zu einem ersten Kuss, und eigentlich sieht es auch ganz gut für die beiden aus. Doch dann kommt eine Wahrheit ans Licht, die alles verändert…

Meine Meinung:

>>Wovor hast du Angst, Emely?<<
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Worte tatsächlich über die Lippen brachte. >>Ich … ich habe Angst, dass du mir ein zweites Mal das Herz brichst.<<
(Seite 78)

Seit Kirschroter Sommer ist bei mir einige Zeit vergangen. Doch jetzt war es endlich soweit. Ich habe den Sommer im Winter und den Winter im Sommer gelesen…

Schon im ersten Teil gefielen mir ja die Schlichtheit der Story, die Natürlichkeit der Charaktere und die Nachempfindbarkeit der Situationen und Gefühle. Ich fand es toll, keine übertriebene Lovestory á la Hollywood zu lesen. Und was soll ich sagen? Die Autorin ist ihrer Linie treu geblieben – zum Glück.:)

Eine Situation wie diese hat wohl fast jede junge Frau (und wahrscheinlich auch der eine oder andere unglücklich verliebte junge Mann) schon mal erlebt. Alles fängt so schön an, nach einem ersten langen und innigen Kuss. Doch dann kommt der große Schock und die Welt um einen herum zerbricht. Von jetzt auf gleich… Von mir kann ich das auf jeden Fall behaupten – auch wenn diese Zeit bei mir zum Glück schon lange zurückliegt. Umso so bemerkenswerter finde ich, dass Carina Bartsch es geschafft hat, dass ich mich während des Lesens wieder wie damals gefühlt habe, als ich um die zwanzig Jahre alt war, und ich mich ziemlich gut daran erinnern konnte, wie es mir damals ging.

>>Wenn ich<<, begann er und brach ab, bevor er noch mal neu ansetzte. >>Wenn ich, sagen wir, etwas sehr Dummes getan hätte. Aus den völlig falschen Gründen heraus. Aber die Gründe sich inzwischen geändert hätten – würdest du es dann wissen wollen?<<
(Seite 82)

Carina Bartsch hat mich zusammen mit Emely und Elyas auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Während es in Kirschroter Sommer ja noch fröhlich-frech zugegangen ist, kommen hier die Emotionen auf den Tisch. Und zwar alle, die man sich so vorstellen kann. Emotionen, die jeder schon einmal erlebt hat. Rosa Schäfchenwolken werden von grauen Gewitterwolken vertrieben.

Ich konnte Emelys Herzschmerz so gut nachempfinden. Der gute alte, alles zerfressende Liebeskummer. Die ständigen Fragen, ob und was man selbst falsch gemacht hat. Die verschiedenen Phasen des Leidens. Und obwohl man es nicht direkt mitbekommt, da die Geschichte ja aus Emelys Sicht geschrieben ist, bekommt man einen ziemlich guten Eindruck davon, dass auch Elyas leidet. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Emotionen, Gedanken und Gefühle von Emely und Elyas der Dreh- und Angelpunkt des Buches waren. Ich habe die beiden ja bereits während des Sommers in mein Herz geschlossen. Jetzt, nach dem Winter, haben sie sich diesen Platz aber redlich verdient.

>>Haben wir denn … eine Geschichte?<<, fragte er.
>>Elyas<<, sagte ich mit einem Lächeln. >>Ich glaube, wir haben mittlerweile ein ganzes Buch. So dick, dass man zwei daraus machen könnte.<<
(Seite 127)

Die typischen Emely-Elyas-Wortgefechte gibt es auch in Türkisgrüner Winter wieder. Aber nur zu Beginn, denn mit Voranschreiten der Geschichte gibt es dafür einfach keinen Grund mehr - zu schwer wiegt der Herzschmerz. Und obwohl mir diese witzigen Dialoge der zwei im Sommer sehr viel Freude beschert haben, hat die Geschichte des Winters für mich zu keinem Zeitpunkt an Reiz verloren. Denn Carina Bartsch hat einfach eine ganz tolle Art zu schreiben, selbst wenn es keinen Platz für ihren tollen Humor gibt.

Wer sich nun wünscht, einen Hinweis in Sachen Happy End von mir zu bekommen, den muss ich leider enttäuschen. Keine Silbe werde ich dazu schreiben.😉

Türkisgrüner Winter hat mir emotionale Lesestunden beschert. Ich bin tatsächlich ein wenig traurig, dass ich mich nun von Emely und Elyas verabschieden muss. Und wenn ich jetzt schreibe, dass ich die Bücher von Carina Bartsch liebe, übertreibe ich kein bisschen.

“Die Menschen sprachen immer von einem weißen Winter, doch mein Winter war überschattet von der Farbe Türkisgrün. Egal was ich tat, meine Gedanken gehörten Elyas. Ich trug unsere Geschichte, unser Buch mit all den zahlreichen Kapiteln mit mir herum, gleichgültig wo ich mich befand. Es war, als hätte es jemand beim Lesen einfach zugeschlagen und weggelegt. Genau mittendrin. Gerade, als es am Schönsten gewesen war.”
(Seite 222/223)

5 HerzenSaFi

Das Labyrinth erwacht [Rezension]

25 Jun
Titel: Das Labyrinth erwacht
Autor: Rainer Wekwerth
Seitenzahl: 408
ISBN: 978-3-401-06788-9
Verlag: Arena
Veröffentlichung: Januar 2013
Empfohlenes Lesealter: Ab 14 Jahren
Leseprobe

Zum Inhalt:

Sieben Jugendliche erwachen in einer ihnen völlig unbekannten Umgebung. Sie wissen nicht warum und können sich bloß noch an ihren Namen erinnern. Der einzige Hinweis ist eine Botschaft des Labyrinths: 7 Jugendliche, aber nur 6 Tore, um in die nächste Welt zu gelangen. Insgesamt gibt es sechs Welten. In jeder Welt wird es ein Tor weniger als die Anzahl der Jugendlichen geben. Und sie sind nicht alleine…

Meine Meinung:

Von Geschichten, die ohne einleitende Worte auskommen und mich von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen, kann ich ja nicht genug bekommen. Ich mag es sehr, wenn ich ohne große Vorreden in das Geschehen hineinplumpse. Genauso empfand ich auch den Einstieg in “Das Labyrinth erwacht”. Jeb, Jenna, Mischa, León, Tian, Kathy und Mary erwachen ohne Kleider am Leib in einer fremden Welt – ich erwachte mit ihnen. Sie haben keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen sind – ich auch nicht. Uns blieb also nichts anderes übrig, als uns gemeinsam auf die Suche nach Antworten auf diese und andere Fragen zu machen. Und ich habe diesen Weg lesetechnisch sehr genossen.

“In jeder Welt gibt es Tore, Portale, die euch in die nächste bringen, am Ende des Weges liegt die Freiheit. Derjenige von euch, der alle Welten durchlaufen hat, gewinnt den Preis des Lebens. […] Ihr seid sieben Suchende, doch es gibt nur sechs Tore zur nächsten Welt. So wird es in jeder Welt sein, immer werdet ihr ein Tor weniger finden, als ihr Suchende seid. Einer von euch wird stets zurückbleiben, einer wird allein seinen Ängsten gehören. Wer leben will, muss kämpfen. Gegen andere, gegen sich selbst. Am Ende wird nur einer von euch überleben. Weil ihr im Labyrinth seid. Weil ihr verloren seid.”
(Seite 57/58)

Jeder der sieben Jugendlichen hat von Rainer Wekwerth einen interessanten und individuellen Charakter verliehen bekommen: der geborene Anführer, das nette Mädchen von nebenan, der knallharte Kämpfer, das manipulierende Biest, der schüchterne Einzelgänger… Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Gerade jugendliche Leser, die ja die Hauptzielgruppe dieses Buches sind, dürften sich somit mit dem einen oder anderen Protagonisten ganz gut identifizieren können. Aber auch für erwachsene Leser sind diese unterschiedlichen Charaktere sehr interessant.

Doch so unterschiedlich die Jungs und Mädchen auch sein mögen, sie müssen sich zusammenraufen. Getreu dem Motto: Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Eitel Sonnenschein herrscht deswegen aber nicht - wie auch?! Im Endeffekt ist sich ja jeder selbst der nächste. Gerade wenn es um das eigene (Über)Leben geht. Es kommt zu Spannungen, Zweifeln und vielem mehr. Aber auch freundschaftliche Annährungen entstehen und sogar zarte Gefühle kommen bei zwei der Beteiligten auf. Durch ständig wechselnde Sichtweisen auf das Geschehen und die eingeflochtenen Gedankengänge von Jeb & Co. bekommt man einen guten ersten Eindruck von den Charakteren.

“Purer Überlebenswille treibt uns an. Wir können nicht anders als kämpfen. Um jeden Zentimeter Boden, um die Tore, um die Möglichkeit, einen weiteren Tag zu erleben.”
(Seite 203)

Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf und büßt auf den 400 Seiten auch nichts an Geschwindigkeit ein, ganz im Gegenteil. Die Jugendlichen werden verfolgt, müssen ums Überleben kämpfen, und ganz nebenbei auch noch einen Weg finden, den sie nicht kennen, um etwas zu erreichen, von dem sie nicht wissen, was es ihnen bescheren wird. Denn wer kann zu Beginn ihrer Odyssee schon sagen, ob die ominöse Botschaft stimmt? Die sieben Suchenden bekommen selten Gelegenheit, Luft zu schnappen. Und so erging es mir auch. Mit viel Tempo und Spannung schlugen wir uns gemeinsam durch zwei Welten. Es warten also noch vier weitere auf uns…

Die Idee, die hinter dem hier geschaffenen Labyrinth steckt, hat mich, nach anfänglicher Skepsis, positiv überrascht. Bislang habe ich bei dem Wort Labyrinth irgendwie immer an einen Irrgarten, oder etwas Würfelähnliches wie in “The Cube” gedacht. Das so ein Labyrinth aus verschiedenen Welten bestehen könnte, die durch Portale miteinander verbunden sind, kam mir bis jetzt noch nie in den Sinn. Anscheinend war mein Geist da wohl ein wenig beschränkt.😉 Aber dafür sind Bücher ja unter anderem auch da, oder? Um seinen Horizont zu erweitern.

Während des Lesens ergeben sich natürlich viele Fragen. Antworten erhält man aber nicht. Nun gut, es ist ja auch der Auftakt einer Trilogie.:) Und dieser Auftakt hat mir sehr gut gefallen. In diesem Buch erwacht tatsächlich etwas. Und ich freue mich schon sehr auf die bald folgende Jagd.

5 HerzenSaFi

Rainer Wekwerth liest aus “Das Labyrinth erwacht”
wekwerth-labyrinth.de

Silber - Das erste Buch der Träume {Rezension}

24 Jun

Silber Kerstin GierAutor: Kerstin Gier
Titel:
 Silber - Das erste Buch der Träume
Seitenzahl: 416
ISBN:
 978-3841421050
Verlag: Fischer
Veröffentlichung: 20. Juni 2013
Leseprobe

“Nirgendwo lernt man einen Menschen besser kennen, und nirgendwo kann man mehr über seine Schwächen und Geheimnisse erfahren als in seinen Träumen.” (Seite 257)

Liv Silber und ihre kleine Schwester Mia ziehen mal wieder um. Dieses Mal geht es nach London. Als sie dort bei ihrer Mutter ankommen eröffnet sie den beiden, dass sie alle in das Haus ihres Freundes Ernest und seinen beiden Kindern Florence und Grayson einziehen werden. Sogar Lottie, das deutsche Kindermädchen der Silbers, darf mit einziehen.
Liv beginnt, seltsam zu träumen. In ihren Träumen begegnet sie Grayson und seiner Clique um Jasper, Henry und Arthur. Alles, was im Traum passiert, erscheint ihr so real.
Die Jungs bitten sie schließlich bei einer geheimen und seltsamen Mission um Hilfe. Und plötzlich findet Liv sich auch auf dem Tittle-Tattle-Blog wieder, auf dem sämtliche Gerüchte der Schule von einer unbekannten Person veröffentlicht werden. Und die Traumwelt wird immer aufregender und geheimnisvoller.

“>>Aber was?<<, fauchte Florence. Bei aller Aufregung konnte ich nicht umhin, ihr dankbar zu sein, dass sie aufgehört hatte, sich erwachsen und höflich zu benehmen. Mit dieser hysterischen Stimme und den vor Wut sprühenden Augen war sie mir gleich viel sympathischer. Mia und ich schauten zwischen ihr und Ernest hin und her wie bei einem Tennismatch, Mum fixierte mit ihren Blicken wieder krampfhaft das Blumenbouquet, und Grayson starrte wie gebannt auf sein iPhone. Vielleicht googelte er ja gerade ‘Patchworkfamilie’ und ‘Erste Hilfe’.” (Seite 61/62)

Mit Spannung erwartet wurde diese neue Jugendbuch-Trilogie von Kerstin Gier. Und um es vorweg zu sagen: das ist mit Abstand das beste Buch der Autorin, das ich bisher gelesen habe.

Als Leser begleiten wir Liv und Mia auf ihrem Weg nach London. Die Eltern sind geschieden und die Sommerferien haben sie bei ihrem Vater in der Schweiz verbracht. Ihre Mutter hat eine neue Stelle in London. Was die beiden nicht erwartet hätten: dass ihre Mum einen neuen Freund hat, bei dem sie alle gemeinsam einziehen werden.
Das Chaos, das in der Familie Silber herrscht, spürt man von Anfang an. Und genau das ist es, was die Familie so sympathisch macht. Von Beginn an habe ich mich quasi wie die vierte Frau neben Mutter, Liv, Mia und Lottie - dem dienstältesten Kindermädchen der Welt - gefühlt.
Dem gegenüber wirken Ernest und seine beiden wohlerzogenen Kinder Florence und Grayson schon etwas steif. Doch auch diese sind mit ihren Macken liebenswürdig und runden die Patchwork-Familie perfekt ab.

“>>Mum! Als mir das das letzte Mal passiert ist, war ich sieben! Uh, was ist das?<< In meinem BH schmolz ein Eiswürfel. (Hätte ich auf Lottie gehört und die oberen beiden Blusenknöpfe zugemacht, wäre das nicht passiert.) Ich fischte ihn hastig heraus und legte ihn auf den Teller, egal, ob sich das gehörte oder nicht. Nach Florences und Graysons Blicken zu urteilen, gehörte es sich nicht.” (Seite 70)

Liv und Mia sind mir besonders ans Herz gewachsen. Beide haben in einigen Szenen eine “große Klappe”, die mir gefällt, sind manchmal etwas vorlaut und verhalten sich in einigen Situationen eher unkonventionell. Sie sind erfrischend und Liv ist auch noch mutig.
Nebenbei schafft es ein junger Mann, Livs Herz zu erobern. Das Anbandeln der beiden fand ich echt süß. So muss das wohl in dem Alter gewesen sein.:)

Für jeden Leser ist hier eine Person dabei, mit der er sich identifizieren kann: die hübsche und etwas zickige Florence, der sportliche Grayson, die mutige Liv, die gut organisierte Lottie,…

“>>Du solltest nicht… man spaßt nicht mit einem Dämon der Nacht.<<
>>Tut mir leid…<<, japste ich, um Fassung bemüht. >>Aber dann sollte er sich vielleicht einen furchterregenderen Namen zulegen.<< Nein, keine Chance. Eine weitere Lachsalve platzte aus mir heraus. >>Ich meine, Lulila! Das klingt doch wie aus einem Schlaflied für Teletubbies.<<” (Seite 176)

Die Autorin findet das ganze Buch über die richtigen Worte, gespickt mit jeder Menge Situationskomik und leitet den Leser so ganz charmant durch die Geschichte. Sehr oft habe ich beim Lesen schmunzeln müssen, weil die Wortgefechte so klasse waren. Stellenweise erinnerte mich ihre Schlagfertigkeit ein bisschen an die “Gilmore Girls”.

“Gossip Girl” taucht hier auch auf -  “Secrecy” spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie betreibt den Tittle-Tattle-Blog (den es begleitend zum Buch im Internet wirklich gibt). Keiner weiß, wer dahinter steckt. Aber sie - ich setze im Moment einfach mal voraus, dass es sich um eine weibliche Person handelt - weiß alles. Und dieses Wissen verbreitet sie ungeniert und auf lustig-böse Weise bloggend im Web. Ein leichter, erster Verdacht tut sich mir bereits auf, wer dahinter stecken könnte. Aber das werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Die Traumwelt ist von Kerstin Gier einfach unglaublich bildlich beschrieben. Die Geschichte, die sie drumherum aufgebaut hat, finde ich faszinierend und sehr spannend.
Das Buch endet mit einem ganz bösen Cliffhanger (weil man ja weiß, dass die Geschichte forgesetzt wird)! Also lautet die Parole: bis zum Erscheinen des nächsten Buches die Zeit überstehen. Vielleicht sollte ich in der Zeit auch ein bisschen träumen?!:)

“>>Stellt euch nun im Kreis auf, Brüder und Schwestern<<, forderte Arthur.
Ich biss mir auf die Lippe. Das letzte Mal im Kreis aufgestellt hatte ich mich im Kindergarten. Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann in unser’m Kreis herum… Aber dann fiel mein Blick auf das Messer, und das Lachen, das aus mir herausblubbern wollte, verzog sich wieder.” (Seite 293)

Was ich ebenfalls unglaublich toll finde: die Gestaltung. Der Schutzumschlag ist einfach wunderschön und er passt so gut zur Geschichte. Auch das Cover an sich ist schön gestaltet. In regelmäßigen Abständen sind die Seiten etwas verziert. Und der Tittle-Tattle-Blog ist ebenfalls schön hervorgehoben. Ein sehr stimmiges Konzept, zu dem auch die Website passt.

Der erste Band der “Silber”-Trilogie - ein fulminanter Auftakt! Voller Ironie, Sarkasmus, Wortwitz begleitet von einer  Traumwelt, in der alles möglich scheint, sowie einer zarten Teenager-Liebe. Das Ganze noch gewürzt mit liebevoll gezeichneten Nebendarstellern und perfekt eingebundenen Familiengeschichten. Ein MUST READ!

“O Gott! Das war Pickel-Sam, garantiert. Sein Blick wanderte suchend umher. Wahrscheinlich hatte Florence ihm gerade hundert Pfund geboten, damit er mit mir auf den Ball ging, und jetzt wollte er überprüfen, ob das ausreichend war. Ich war ziemlich sicher, dass Mum auch bereit war, noch mehr dafür zu zahlen, ihre Tochter in einem viktorianischen Ballkleid zu sehen.”
(Seite 199/200)

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Silber - Die Reihe:

1 ||  “Das erste Buch der Träume”
2 || “Das zweite Buch der Träume

3 || “Das dritte Buch der Träume
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5 Herzen

SaCre

Erebos {Rezension}

22 Jun

Ursula Poznanski - ErebosAutor: Ursula Poznanski
Titel:
Erebos
Seitenzahl: 485
ISBN:
 978-3-7855-7361-7
Verlag: Loewe
Veröffentlichung: 2011
Leseprobe

“Tritt ein. Oder kehr um. Dies ist Erebos.” (Seite 33)

An Nicks Schule geht ein Computerspiel zwischen den Jugendlichen rum: Erebos. Alle wollen mitspielen, doch nur wenige bekommen nach und nach Zugang. Die Regeln sind äußerst streng: die Jugendlichen dürfen mit keinem über das Spiel reden, sie dürfen es unaufgefordert nicht weitergeben und sie dürfen nur alleine spielen.
Als Nick endlich eine Kopie der DVD erhält, ist er überglücklich. Er startet das Spiel und ist sofort genauso gefangen davon, wie alle anderen auch. Ganze Nächte schlägt er sich um die Ohren. Bis das Spiel sich zu sehr mit der Wirklichkeit vermischt - und Nick einen grausamen Auftrag erhält: er soll jemanden umbringen…

“Eine coole, unglaubliche, aufregende Welt. Spannend. Mystisch. Fürchterlich. Albtraumhaft. Alles zusammen.” (Seite 276/277)

Wow, da hat die Autorin aber einen rausgehauen. Ein Jugendthriller, gesellschaftskritisch, super spannend!
Aber von vorne.

Direkt von Beginn ein steigt man als Leser gut in die Geschichte um Nick ein. Er ist ein normaler Jugendlicher, der Basketball in einer Mannschaft spielt und natürlich auch einen heimlichen Schwarm hat. Er beobachtet, wie Schüler untereinander DVDs tauschen und dabei mehr als geheimnisvoll tun.
Eines Tages erhält auch er endlich die Chance und ist mehr als überrascht von dem, was ihn erwartet: ein schlaues Computerspiel, das auf seine Fragen antwortet, als säße ein Mensch aus Fleisch und Blut vor ihm.
Es ergeht ihm wie allen anderen auch: er kann sich überhaupt nicht mehr von dem Spiel lösen. Ganze Nächte schlägt er sich um die Ohren und sitzt am nächsten Tag übermüdet in der Schule. Oder er geht gar nicht hin, wie einige andere auch.

“Feinde als Feinde behandeln.” (Seite 272)

Dieses Spiel führt dazu, dass die Schüler sich in eine Zweiklassengesellschaft teilen: die, die dazu gehören, und der Rest. Das ist auch im wahren Leben so. Und das Buch zeigt knallhart auf, wie gefährlich solch ein Zustand sein kann.
Die Jugendlichen checken sich in der Schule gegenseitig ab und wollen wissen, wer welchen Charakter spielt. Misstrauen überwiegt, Freundschaften gehen kaputt.
Teilweise müssen sie dann im realen Leben Aufgaben für “Erebos” erfüllen, und bleiben deswegen der Schule fern. Und jeder tut es, ohne nachzudenken. Denn eins ist klar: auf keinen Fall möchte jemand dieses Spiel verlassen. Denn wer einmal raus ist hat keine Chance, wieder in das Spiel einzusteigen.

“Schaffen. Erhalten. Zerstören. Für jede dieser Aufgaben haben die Hindus eine eigene Gottheit. Ich bewältige all das alleine.” (Seite 289)

Im Laufe der Geschichte vermischt sich das Spiel immer mehr mit der Realität der Schüler. Die Verhaltensweisen der Charaktere im Spiel werden von den Jugendlichen auf das wahre Leben übertragen. Auch Nick ergeht es so. Stellenweise fühlt er wie Sarius, sein Alter Ego im Spiel.
Das alles ist nicht so weit von unserer Realität entfernt. All zu oft haben wir in den letzten Jahren Berichte über Amokläufen von Teenagern gehört, und fast immer stecken Social Media oder brutale Rollenspiele für Computer dahinter (laut Berichterstattung und Erklärungsversuchen von Wissenschaftlern, Psychologen und Verwandten/Freunden).
Dass Jugendliche in einem gewissen Alter leicht beeinflussbar sind, weiß man. Hier wird es einem mit aller Deutlichkeit gezeigt. Fiktiv zwar, aber doch sehr real wirkend und in meinem Kopf absolut vorstellbar.

Sehr unheimlich ist die Tatsache, dass “Erebos” scheinbar vieles aus dem Privatleben der Spieler kennt. Ebenso die richtigen Namen. Die Jugendlichen fühlen sich überwacht und es kommt ihnen sehr unheimlich vor. Und ich musste des öfteren an Orwells “1984” denken. Big Erebos is watching you! Gruselig!

Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist sehr gut. Die Geschichte lässt sich schön geschmeidig lesen. Die Sprache, auch die der Jugendlichen, ist absolut passend. Die Spielszenen beschreibt sie ebenfalls sehr bildhaft und detailliert. Man könnte denken, dass man gerade selber dem Tun auf dem Bildschirm folgt.

Von der ersten Seite an hielt “Erebos” auch mich gefangen. Nicht wie die Schüler in der Geschichte vor den Bildschirmen, sondern vor dem Buch. Aber mit gleich starkem Sog, der mir nicht erlaubte, das Buch aus der Hand zu legen. Also eigentlich war es dann doch “Erebos”, was mich gefangen hielt… irgendwie…:)

“Ich entziehe der Welt meine Zustimmung.” (Seite 219)

“Manchmal glaube ich, es lebt.” (Seite 89)

Das Buch kann ich jedem absolut empfehlen! Es ist spannend, erschreckend, sehr real wirkend. Es hat also alles, was ein gutes Buch braucht!
Ursula Poznanskis Buch “Fünf” konnte mich als aktive Geocacherin nicht so überzeugen. Aber nach dieser Lektüre muss ich sagen: das war ganz sicher nicht das letzte Mal, dass ich eins ihrer Werke gelesen habe.

5 Herzen

SaCre

Solange am Himmel Sterne stehen [Rezension]

21 Jun
Solange am Himmel Sterne stehen von Kristin HarmelTitel: Solange am Himmel Sterne stehen
Autor: Kristin Harmel
Seitenzahl: 480
ISBN: 978-3-442-38121-0
Verlag: Blanvalet
Veröffentlichung:  15. April 2013
Leseprobe

 

Zum Inhalt:

Hope ist 36 Jahre alt und führt die familieneigene Bäckerei am Cape Cod. Nach der Scheidung von ihrem Mann besteht ihre Familie aus ihrer 12jährigen Tochter Annie und ihrer Großmutter Rose, die an Alzheimer erkrankt ist. In ihren klaren Momenten weiß Rose, dass ihr Gedächtnis bald völlig erloschen sein wird. Und so bittet sie ihre Enkelin eines Abends, nach Paris zu reisen, um dort hinter die Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu kommen, über die sie selbst all die Jahre geschwiegen hat…

Meine Meinung:

“Rose starrte aus dem Fenster und suchte, wie sie es immer tat, nach dem ersten Stern am Horizont. Sie wusste, dass er aufgehen würde, so funkelnd und strahlend wie eine ewige Flamme, sobald die untergehende Sonne Streifen aus Feuer und Licht an den Himmel malte. Als sie ein kleines Mädchen war, nannten sie diese Dämmerung l’heure bleue, die blaue Stunde, die Zeit, wenn es nicht mehr ganz hell und noch nicht völlig dunkel war. Rose hatte in diesem besonderen Moment stets Trost gefunden.”
(Seite 45)

Der Leser wird nicht einfach in die Geschichte hineingeworfen - Hope macht sich nicht bereits auf Seite 5 auf den Weg nach Paris. Mir hat das sehr gut gefallen. Denn so begleitet man Hope schon vor der Reise; lernt sie, Annie und die anderen kennen, und kann sie, so wie ich, ins Herz schließen. Hopes Ängste, Wünsche und Gedanken konnte ich ebenso gut nachvollziehen wie die kleinen und auch größeren Ausraster, die sich ihre 12jährige Tochter Annie so manches Mal leistet. Aber nicht bloß mit der Darstellung ihrer Protagonisten hat Kristin Harmel mich begeistert. Sie hat mich mit ihren tollen Worten und ihrer tollen Art zu schreiben förmlich in dieses Buch hineingezogen.

Ein großes Thema in diesem Buch ist die Schoah (die Verfolgung der Juden während des zweiten Weltkriegs). Und wann immer einer der Beteiligten von dieser Zeit berichtet hat, war ich sehr berührt. Natürlich bin ich mir bewusst, dass diese Schilderungen fiktiv sind. Auf mich wirkten sie aber sehr real. So real, dass sich mein Herz zusammenzog und die Tränen in mir aufstiegen. Ich wurde mir einmal mehr bewusst, wie wichtig es ist, dass es – zum Glück – Einrichtungen und Überlebende des Holocaust gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die grausamen Ereignisse von damals und die damit verbundenen Schicksale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

>>… Dort waren wir vielleicht sieben- oder achttausend Menschen. Man konnte sie unmöglich alle zähen. Es war ein Meer von Menschen. Es gab kein Essen. Kaum Wasser. Wir waren zusammengepfercht wie die Sardinen. Manche Leute haben sich umgebracht. Ich habe eine Mutter gesehen, die ihr Baby erstickt hat, und ich dachte, sie sei verrückt, aber am Ende des dritten Tages begriff ich, dass sie gnädig gewesen war. Später, als sie laut wimmerte, sah ich, wie ein Wachmann sie erschoss. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich dachte: die Glückliche.<<
(Seite 179)

Je weiter die Geschichte voranschreitet, merkt man, dass es sich nicht bloß um eine Reise in die Vergangenheit von Rose handelt. Es ist auch eine Reise zu Hopes wahrem Ich. Am Anfang wirkt sie niedergeschlagen, da sie sich u. a. wegen ihrer Scheidung und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Tochter, wie eine Versagerin fühlt. Mit der Zeit bekommt sie aber eine andere Sicht auf sich selbst und schöpft neue Hoffnung. Und so verändert sich, parallel zu Hope, auch die Stimmung des Buches. Von melancholisch zu hoffnungsvoll.

Noch ist zwar erst die Hälfte des Lesejahres rum, aber bereits heute weiß ich, dass dieses Buch ein absolutes Lese-Highlight für mich ist. Und nicht bloß in diesem Jahr, denn diese Geschichte werde ich wohl nicht so schnell vergessen können. Und das ist auch gut so. Es steckt so viel in diesem Buch. Es kann einem so viel geben. Wenn man es mit dem Herzen liest.

Rose holte einmal tief Luft. >>Von manchen Geheimnissen kann man nicht sprechen, ohne ein ganzes Leben zunichtezumachen<<, sagte sie. >>Aber ich weiß, wenn mein Gedächtnis stirbt, dass werden auch meine Liebsten sterben, die ich all die Jahre tief in meinem Herzen bewahrt habe.<<
(Seite 96)

5 HerzenSaFi

Sterntörtchen - Exklusives Rezept von Kristin Harmel / Das Kochbuch zu “Solange am Himmel Sterne stehen”

Im Gespräch mit… Florian Tausch

20 Jun

Vor kurzem hat SaFi “Und es hat Om gemacht” von Florian Tausch gelesen und rezensiert. Und nun hatten wir die Möglichkeit, dem Autor ein paar Fragen zu stellen. Hier seine Antworten:

© Peter von Felbert

  • Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor.

Berlin, Saigon, Berlin, Saigon, München. Das waren meine letzten geografischen Stationen. Es ging für mich lange hin und her. Auch beruflich pendelte ich zwischen verschiedenen Bereichen. Insgesamt war mein Leben bisher ein erlebnisreicher Weg, und das spiegelt sich hoffentlich auch in meinen Büchern wider. So musste ich mir beispielsweise für meinen ersten Roman „Miss Saigon, der Hund, der Japaner und ich“ nicht ausdenken, dass die Hauptfigur an ein und demselben Tag seinen Job, seine Wohnung und seine Freundin verliert – ich hatte es selber so erlebt …

  • In deinem aktuellen Buch „Und es hat Om gemacht“ geht um Yoga. Hast du auch Erfahrungen damit? Bist du selbst ein Yogi?

Das neue Buch ist sicher weniger autobiografisch als der Erstling. So habe ich meinen ersten Yoga-Kurs erst absolviert, als ich mich auf das Schreiben vorbereitet habe. Aber ich hätte das Thema nicht angefasst, wenn ich mich nicht dafür interessieren würde: Seit meiner Jugend habe ich mich mit östlichen Religionen und Lebensphilosophien beschäftigt, außerdem einige Jahre die chinesische Kampfkunst Wushu betrieben. Und auch die Zeit in Asien hat meinen Blick auf diese Dinge sicher geschärft.

  • Gibt es Parallelen zwischen Viktor, dem Hauptakteur aus „Und es hat Om gemacht“, und dir?

Nein, ich musste jedenfalls nicht so eine dramatische Wandlung durchlaufen, um mich den Themen Yoga und östliche Religionen zu öffnen. Und ich bin leider auch weder so ein begnadeter Koch wie er, noch habe ich jemals dermaßen abgefahrene Visionen entwickelt …
Nachdem die Hauptfigur im ersten Buch eher autobiografisch angelegt war, hat es mich gereizt, aus einer völlig anderen Perspektive zu schreiben.

  • Du hast vier Jahre in Vietnam gearbeitet und wurdest dadurch zu deinem Debütroman “Miss Saigon, der Hund, der Japaner und ich” inspiriert. Was genau hat dich dazu inspiriert?

Ich habe damals unter ausgesprochen obskuren Umständen meine jetzige Frau kennengelernt. Später habe ich für ein Männer-Magazin Kolumnen geschrieben, in der ich viele Erlebnisse aus dem Themenkreis „interkontinentale Liebe “ habe einfließen lassen. Am Ende hat mich ein Literaturagent darauf gebracht, dass dies ein guter Buchstoff wäre.

  • Wie sieht dein Schreib-Alltag aus?

Schreib-Alltag. Das hört sich für mich zu groß an, denn es ist ja nicht mein Hauptberuf. Ich bin seit drei Jahren Chefredakteur vom SkiMagazin. Das hat zwar auch viel mit Sprache und Texten zu tun, aber auch viel mit Planung, Organisation und Abstimmung. Was man sich unter dem klassischen Schreib-Alltag eines Schriftstellers vorstellt, das habe ich nur zeitweise erlebt: Da es schwer war, neben dem Job und der Familie an „Und es hat Om gemacht“ zu arbeiten, habe ich mich immer mal wieder ein, zwei Wochen auf eine Tiroler Hütte zurückgezogen. Da war ich wirklich ungestört.

© Peter von Felbert

  • Liest du selbst auch gerne? Wenn ja, was/wen?

Ja, es gab immer Bücher oder Autoren, die mir sehr wichtig waren. In jüngeren Jahren war das Hermann Hesse. Oder auch Philippe Djian. Dann natürlich Murakami. Was Sprachwitz angeht, so habe ich sicher bei Tibor Fischer einmal genauer hingesehen.

  • Wer oder was inspiriert dich?

Inspiration – das hört sich für mich so sehr nach einer Muse an, oder nach einem anderen Einfluss, ohne den man nicht kreativ sein könnte. Aber das ist nicht so. Ich setze mich hin und sammele Ideen, male mir Situationen aus, die für den Leser interessant oder unterhaltsam sein könnten. Ich überlege mir, wie die Geschichte laufen könnte, was die wichtigen Eckpunkte sind. Während des Schreibens kommen einem ständig neue Ideen, oft ergibt sich das eine erst aus dem bereits geschriebenem. Woher das alles kommt? Das meiste hat seinen Ursprung bestimmt in ganz kleinen Details, die man im Alltag aufschnappt.

  • Was bereitet dir Freude?

Ich könnte jetzt vom Lachen meiner Tochter anfangen, oder von irgendwelchen Reisen und Freundschaften. Aber das sind ja nur Mosaiksteine vom großen Ganzen. Ich bin Optimist. Ich finde das Leben toll. Also: Das Leben bereitet mir Freude. Naja, meistens …

  • Welche drei Dinge würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Ich hoffe, dass ich nie ernsthaft vor diese Wahl gestellt werde!

  • Was können wir in nächster Zukunft von Dir erwarten? Ist ein neues Buch von dir in Planung?

Im Augenblick sitze ich an keinem neuen Buch – und das genieße ich. Denn es ist wirklich viel Arbeit und mit Familie und Beruf nur schwer zu vereinen. Aber kürzlich hat es mich schon wieder in den Fingern gejuckt und ich habe mir einige Szenarien ausgemalt. Mal schauen, ob sich daraus nicht noch etwas entwickelt. Einen passenden Titel hätte ich schon …

Florian Tauch 4 - © Peter von Felbert

© Peter von Felbert

Wir bedanken uns bei Florian Tausch, dass er sich dazu bereit erklärt und sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten.:) Wer mehr über den Autor, seine Bücher und Reportagen erfahren möchte, sollte sich mal auf seiner Homepage umschauen - es lohnt sich.

Die Bilder stammen von der Autoren-Seite des Goldmann Verlages. Das Copyright liegt bei dem angegeben Fotografen.

Und es hat Om gemacht von Florian Tausch

Wir freuen uns auf… Neuerscheinungen Juli 2013

19 Jun

Auch wenn euch dank der momentan herrschenden Temperaturen wahrscheinlich schon warm genug ist (uns übrigens auch ;)), wollen wir euch trotzdem gerne noch ein wenig mehr “einheizen”.😀 Und zwar mit einer kleinen Vorschau auf den Bücher-Juli.

Eure Bookwives. ♥

Crossfire. Erfüllung - Teil 3
Sylvia Day
Heyne
Taschenbuch, 480 Seiten
ISBN: 978-3-453-54560-1
VÖ: 08. Juli 2013

“Wie ein Blitz, der die Finsternis erhellt, trat Gideon Cross in mein Leben …
Er war attraktiv und charismatisch, kompliziert und leidenschaftlich. Zu diesem Mann fühlte ich mich hingezogen wie zu nichts und niemandem je zuvor. Ich ersehnte seine Berührung wie eine Droge, obwohl ich ahnte, dass sie schmerzen würde. Mühelos legte er die Brüche in meinem Innern offen, denn auch ihn verfolgten Dämonen. Und so waren wir Spiegel, die einander reflektierten - unsere innersten Welten, unsere Begierden … Die Fesseln seiner Liebe verwandelten mich, und ich hoffte, unsere erlittenen Qualen würden uns nicht auseinanderreißen.”

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen
Julia Bähr, Christian Böhm
Blanvalet
Taschenbuch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-442-38024-4
VÖ: 15. Juli 2013

Luisa und Mark sind das ideale Paar. Alles, was ihnen noch zum ganz großen Glück fehlt, ist der längst fällige Heiratsantrag von Mark – findet zumindest Luisa. Als Mark ihr endlich den Verlobungsring an den Finger steckt, schwebt sie im siebten Himmel. Allerdings haben beide die Rechnung ohne Luisas Vater gemacht, der überhaupt nichts von seinem künftigen Schwiegersohn hält. Und der sich kurzerhand selbst auf die Suche nach dem richtigen Mann für sein geliebtes Töchterlein macht. Als dann auch noch Marks sexy Exfreundin auftaucht, scheint das Chaos perfekt … und eine Hochzeit in weiter Ferne.

Dark Eden - Das Camp - Band 1
Patrick Carman
cbj
Taschenbuch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-570-40173-6
Vö: 08. Juli 2013

Schon als Will das erste Mal seinen Fuß ins Camp Eden setzt, spürt er, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Und von da an vergeht kein Tag, an dem sich nicht einer der sieben Jugendlichen, die sich dort aufhalten, einem schrecklichen Geheimnis stellen muss. Und zuletzt ist Will dran, er, der als Einziger weiß: Sie werden uns hier nicht heilen. Dieser Ort wird uns alle zerstören!

Das Haus der Tänzerin
Kate Lord Brown
Piper
Taschenbuch, 528 Seiten
Vö: 16. Juli 2013

Die alte Villa in den Hügeln von Valencia ist für Emma der perfekte Rückzugsort: Der verwilderte Garten duftet nach Orangenblüten, die Leute im Dorf sind hilfsbereit und schon bald eröffnet die gelernte Parfümeurin einen Blumenladen. Doch warum vermachte ihre verstorbene Mutter ihr dieses Anwesen? Immer mehr fühlt sich Emma von der geheimnisvollen Vergangenheit des Hauses angezogen. Und dann entdeckt sie ein zugemauertes Zimmer …

Die Zerbrachlichkeit des Glücks
Helen Schulman
Goldmann
Taschenbuch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-442-47720-3
Vö: 15. Juli 2013

Es ist die unbedachte Tat eines Teenagers, doch die Konsequenzen sind dramatisch: Als der fünfzehnjährige Jake Bergamot die E-Mail einer Mitschülerin erhält, die sich bei erotischen Handlungen gefilmt hat, leitet er das Mail schockiert und verwirrt an einen Freund weiter. Von dort aus verbreitet sich das Video in Windeseile im Netz. Von den einen als unschuldiges Opfer betrachtet, von anderen als gewissenloser Übeltäter beschimpft, steht Jakes Leben über Nacht kopf. Und auch das junge Mädchen leidet unter den Konsequenzen seiner Tat. Unterdessen läuft die Affäre immer weiter aus dem Ruder, obwohl alle nur das Richtige tun wollen: Eltern, Schule, Anwälte und Psychologen. Noch Jahre später werden die Folgen dieser Ereignisse das Leben der Beteiligten prägen …

Tödlicher Sumpf
 Joy Castro
dtv
Taschenbuch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-423-21454-4
VÖ: Juli 2013

Die 27-jährige Nola ist Zeitungsreporterin in New Orleans und muss sich ihre Sporen in der Lokalredaktion mit Veranstaltungstipps und Klatschgeschichtchen verdienen. Doch schließlich bekommt sie ihre erste wirkliche Chance: Sie soll einen großen Artikel über freigelassene Sexualstraftäter schreiben. Die Gespräche mit Tätern und Opfern, die sie führen muss, sind allerdings nicht leicht zu verkraften. Ihre Recherche führt Nola in die verschiedensten Gegenden des immer noch von Hurrikan Katrina schwer mitgenommenen New Orleans. Als eine junge Touristin aus einem Restaurant entführt und etwas später ermordet aufgefunden wird, beschleicht Nola die Furcht, dass sie selbst im Laufe ihrer Recherche für den Artikel womöglich mit dem Täter gesprochen hat und er jetzt sie verfolgen könnte. Dann verschwindet eine zweite Frau …

Oder sie stirbt
Gregg Hurwitz
Knaur TB
Taschenbuch, 512 Seiten
ISBN: 978-3-426-63897-2
VÖ: 01. Juli 2013

Auf Schritt und Tritt beobachtet, überall, jederzeit – ein Alptraum: Als Patrick, Lehrer an einer Highschool, im Nebenberuf Drehbuchautor, morgens wie immer die Zeitung aus dem Briefkasten holt, findet er dort eine mysteriöse, unbeschriftete DVD. Darauf sind er und seine Frau Ariana zu sehen, in allen Räumen ihres Hauses, beim Schlafen, beim Aufstehen, buchstäblich überall. Zunächst glaubt Patrick an einen dummen Scherz. Doch dann kommt plötzlich diese Mail: »Komm alleine, tu, was wir dir sagen – oder sie stirbt.« Für Patrick und Ariana beginnt ein tödliches Spiel …

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