Tag Archives: Jugendthriller

{Gast-Rezension} Klammroth | Isa Grimm

8 Jul

Klammroth

Autor: Isa Grimm
Titel: Klammroth
Seitenzahl: 335 Seiten
 ISBN-13: 978-3-7857-6107-6
Verlag: Bastei Lübbe
Veröffentlichung: 13. März 2014
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„Vielleicht wäre es klüger gewesen, einen Stollen geradewegs durch das Herz des Berges zu treiben, eine Klinge durch den Leib des Feindes.“ (Seite 10)

Bereits das Bild auf dem Buchcover, auf dem ein Mädchen zu sehen ist, das aus einer glühenden Tunnelöffnung tritt, führt uns gleich zum zentralen Punkt des Romans. Dreh- und Angelpunkt sind die Geschehnisse in dem Tunnel, der einst die Verbindung des Städtchens Klammroth mit der Außenwelt war. Dieser Tunnel war in der Vergangenheit Schauplatz einiger Unglücke.

17 Jahre vor den Geschehnissen in diesem Roman, welcher in der Gegenwart spielt, kam es dann zu einer der schlimmsten Katastrophen, als vier Schulbusse ineinander fuhren und Feuer fingen und dabei die Jugendlichen des Ortes zu Tode kamen oder schwere Brandverletzungen davon trugen. Eine der Verletzten ist Anais, die Hauptperson dieses Buches.
Sie hatte ihre Heimatstadt damals schwer verletzt und traumatisiert gleichsam fluchtartig verlassen und war nie zurück gekehrt. Nun ist jedoch ihr Elternhaus abgebrannt und ihre Stiefmutter in den Flammen umgekommen und ihr demenzkranker Vater kann die Dinge nicht alleine regeln.
So kehrt Anais in ihre Heimatstadt Klammroth zurück und wird dort mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Der Leser erfährt nicht nur Gegenwärtiges, sondern in Rückblenden wird er auch in das Klammroth in der Zeit vor dem Unfall eingeführt. Hier ist Anais eine schöne Teenagerin, ihre beste Freundin ist Christina, ihre große Liebe Sebastian und weiter lernt man Sebastians Schwester Nele und den von allen verspotteten Außenseiter Erik kennen.

In der Gegenwart trifft der Leser all diese Personen wieder, mit Ausnahme von Christina, die in den Flammen umkam. Alle anderen Protagonisten haben mit schweren Brandverletzungen überlebt und haben ihre eigene Art entwickelt mit den physischen und psychischen Verletzungen jener Tage umzugehen.

Anais erscheint auf den ersten Blick mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Sie ist eine anerkannte Autorin und Performancekünstlerin und stellt sich der Herausforderung, Klammroth zu betreten zunächst mit einer gewissen Robustheit, in die sich jedoch zunehmend Verunsicherung mischt.
Gezielt werden bei Anais - und damit auch beim Leser - Unsicherheiten geweckt. Ist Sebastian der Nette und Erik, der Grobschlächtige, eine Gefahr? Was ist mit dem Vater? Ist er so dement, wie es scheint, oder flüchtet er in diese Demenz? Welche Rolle spielt die verstorbene Stiefmutter? Die doch zunächst als klassische böse Stiefmutter erscheint, aber von den meisten der Klammrother fast als Heilige gesehen wurde, weil sie in ihrer Schmerzklinik die Leiden der Brandopfer zu behandeln wusste. Geht in der Klinik überhaupt alles mit rechten Dingen zu? Und dann gibt es auch noch den undurchschaubaren Kommissar Herzog, der den Tod der Stiefmutter untersucht und den alten, aber seltsam vitalen Herrn von Stille, der eine ganz besondere Beziehung zu Anais‘ Stiefmutter hatte.

Allen gemein ist nur das eine: der Leser kann sich stets nicht sicher sein, was die Beziehung dieser Personen zu Anais angeht. Auch daraus bezieht das Buch einen Großteil der Spannung.

Ferner versteht es die Autorin mit bewährten Gruselszenarien zu arbeiten: da ist zunächst natürlich der alles beherrschende Tunnel. Hinzu kommt das alte Anwesen derer von Stille, welches Spukschloßcharakter hat. Die verbrannte Ruine des Elternhauses, die Klinik, die ein Geheimnis birgt und der Dauerregen. Und nicht zuletzt der einsame Friedhof bei Nacht.
Klammroth selbst leidet unter dem Ausbleiben von Touristen und viele Häuser stehen leer und sind dem Verfall preisgegeben. All dies beschwört eine beklemmende Atmosphäre herauf.

 Fazit:

Der Schreibstil von Isa Grimm gefällt mir gut. Klammroth läßt sich flüssig lesen. Langeweile kam zu keiner Zeit auf.
An einigen Stellen übertreibt die Autorin es mit der bildlichen Sprache. Wenn sich ein Weg „wie ein Soßenrand in einer Schüssel“ windet (Seite 104) oder „Rücklichter wie Raubtieraugen glühen“ (Seite 79) dann wirkt die Metaphorik schon arg bemüht, bisweilen effekthascherisch. Glücklicherweise sind diese Stellen eher selten und deshalb wenig störend.

Das Buch hat keine übertriebenen Mystery Elemente, die Angst entsteht hauptsächlich aufgrund der durch und durch beklemmenden Szenerie. Anais kann niemandem im Ort vertrauen und der Ort selbst strahlt nun auch wahrlich keine Herzlichkeit aus.
Man könnte dem Roman vorwerfen, dass er zu sehr auf Klischees setzt. Das örtliche Setting ist nun wirklich aus allzu bewährten Zutaten zusammen gerührt.
Aber: es funktioniert. Die dahin siechende Kleinstadt erscheint bildlich vor dem Auge des Lesers, die Einwohner, die alle mehr oder weniger noch an den Folgen des Unglücks leiden, werden nachvollziehbar gezeichnet.

Einige Handlungsstränge werden für mich nicht ganz plausibel aufgelöst oder versanden irgendwo - hier hätte ich mir den einen oder anderen sauberen Abschluss gewünscht, aber das mag Geschmacksfrage sein.
Insgesamt habe ich das Buch gerne in die Hand genommen und gerade das letzte Drittel habe ich dann ohne Pause zu Ende gelesen. Ein gutes Zeichen.

Rana

[Rezension] Dreh dich nicht um | Jennifer L. Armentrout

7 Jul

Dreh dich nicht um von Jennifer L Armentrout

Titel: Dreh dich nicht um
Autor: Jennifer L. Armentrout
Seitenzahl: 384 Seiten
Verlag: Heyne
Genre: Jugendbuch, ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-453-26939-2
Veröffentlichung: 12. Mai 2014
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Jennifer L. Armentrout über ihren Thriller „Dreh dich nicht um“ - »klick«

Zum Inhalt:

Als die 17jährige Samantha Jo Franco an einer verlassen Landstraße von einem Deputy aufgelesen wird, hat sie keine Ahnung, wo sie ist und wer sie ist. Sie weiß auch nicht, dass sie vier Tage lang verschwunden war, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Cassie Winchester. Von ihr fehlt auch weiterhin jede Spur.
Sam kann der Polizei, ihren Eltern und Freunden, nicht erklären, was in den Tagen des Verschwindens geschehen ist. Sie kann ihnen auch nicht, wie es Cassie geht, denn sie hat ihr Gedächtnis verloren - sie erkennt nicht einmal mehr ihr eigenes Spiegelbild.
Mühsam versucht Samantha sich in ihrem alten, neuen Leben zurechtzufinden und muss erkennen, dass sie früher scheinbar ein echtes Miststück gewesen ist und zusammen mit Cassie ihren Mitmenschen das Leben schwer gemacht hat.
Was ist mit Cassie geschehen? Fiel sie einem Verbrechen zum Opfer? Und hat Samantha etwas damit zu tun?

Meine Meinung:

„Wie ich hieß? Jeder wusste doch, wie er hieß. Aber ich starrte den Deputy nur an. Ich konnte seine Frage nicht beantworten. Die Magenkrämpfe wurden stärker. »Ich … ich weiß nicht, wie ich heiße.«“ (Seite 7)

Kaum hatte ich das Buch aufgeschlagen und die ersten Seiten gelesen, hatte mich die Geschichte auch schon gepackt. Als Leser weiß man, abgesehen davon, dass Sam verschwunden und vorher ein Ekelpaket war, nämlich nicht viel mehr als die Protagonistin selbst. Und so beginnt bereits nach wenigen Seiten die Suche nach Antworten.

Während dieser Suche fühlte ich mich Samantha unglaublich nah; wollte wissen, was an Abend des Verschwindens wirklich passiert ist, wo Cassie ist und wie es ihr geht. Vor allem aber konnte ich verstehen, warum diese Situation alles andere als einfach für Sam ist. Nicht zu wissen, was man mag, mit wem man befreundet ist, in wen man verliebt ist, und, am allerschlimmsten, nicht zu wissen, wer man selbst ist, ist nicht bloß eine 17-jährige eine äußerst schwere Situation. Zudem plagen Sam auch immer wieder Visionen aus ihrem früheren Leben, die sie nicht wirklich einordnen kann, und sie muss sich ständig fragen, warum sie ausgerechnet mit ihren früheren Freunden befreundet war und sich so unmöglich anderen gegenüber verhalten hat. Dieser innere Zwiespalt von Samantha ist auf allen Seiten deutlich spürbar und wurde von Jennifer L. Armentrout sehr gut und nachvollziehbar dargestellt.

„Überhaupt nichts war gut, und es würde auch nicht gut werden. Ich steckte hier in einem Leben fest, an das ich mich nicht erinnern konnte, steckte in der Schale dieses Mädchens - dieser Samantha Jo Franco -, und je mehr ich über sie erfuhr, umso mehr begann ich sie zu hassen.“ (Seite 31)

Zum Schreibstil von Jennifer L. Armentrout kann ich gar nichts anderes sagen als hervorragend. Unnötiges Ausschmücken von Situationen, Gedanken und Äußerlichkeiten sucht man in „Dreh dich nicht um“ glücklicherweise vergeblich. Auf ein intensives Leseerlebnis muss man bei diesem Jugendthriller aber nicht verzichten. Selbst dann nicht, wenn man dem Teenageralter schon eine Weile entwachsen ist.

„Wahrscheinlich hatte ich einen so üblen Ruf weg, dass mir viele unterstellten, ich hätte Cassie etwas ganz Schreckliches angetan. Ich wollte darüber nicht nachdenken, spürte aber irgendwo tief in mir die Angst, dass es eventuell genau so gewesen sein könnte.“ (Seite 100)

Samanthas Suche nach Antworten und nach sich selbst ist die ganze Zeit über spannend zu verfolgen und hat mich mitgerissen. Schritt für Schritt erfährt Samantha mehr über ihr früheres Leben und muss sich dabei auf die Aussagen der Menschen in ihrer Umgebung verlassen, von denen nicht immer alle die Wahrheit sagen. Außerdem muss sie mit der ständigen Angst leben, was passieren könnte, wenn sie sich wieder erinnern kann.

Dank des guten Plots mit all seinen Überraschungen, der entstehenden Gefühle zwischen Samantha und Carson, ihrem besten Freund aus Kindertagen, und des etwas mysteriösen Touchs durch Sams Visionen fehlt es „Dreh dich nicht um“ an nichts. Am Ende, nachdem alle Fragen beantwortet und alle Ungereimtheiten aufgeklärt waren, klappte ich das Buch völlig zufrieden zu und hatte das Gefühl, einen rundherum gelungenen, wenn nicht sogar perfekten, Jugendthriller gelesen zu haben.

„Ich blieb stehen.
Er blieb stehen.
Ich machte einen Schritt. Er ebenfalls.
Das – war nicht gut. Bei mir schrillten sämtliche Alarmglocken. Dann rannte ich los. Neben meinen eigenen Schritten hörte ich, wie er durchs Unterholz brach und mir folgte, mich jagte …“ (Seite 179)

5

 SaFi

{Kurz-Rezension} Die Verschworenen (Eleria Trilogie #2) | Ursula Poznanski

22 Jun

Die Verschworenen

Autor: Ursula Poznanski
Titel: Die Verschworenen
Seitenzahl: 464 Seiten
Verlag: Loewe
ISBN: 978-3-7855-7547-5
Veröffentlichung: 2013
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Ria und ihre Freunde leben weiterhin versteckt bei Quirin, in der Stadt unter der Stadt. Leider sind sie auch hier alles andere als sicher. Aureljo bereitet seine Abreise in eine Sphäre vor, während Ria weiterhin verbissen nach Jordans Chronik sucht.
Nach einem schrecklichen Vorfall wird Sandor plötzlich Clanfürst - und für Ria ändert sich innerhalb von Sekunden alles. Sie hat keine andere Chance, als nun doch mit Aureljo in die Sphären zu gehen.

„Lieblinge des Schicksals, hat Melchart, der Mann, der die Sphären erdacht hat, uns Bewohner in seiner berühmtesten Rede genannt, und die Clans gebrauchen diesen Begriff mit ebenso viel Hohn wie wir Sphärenbewohner den Ausdruck Prim.“ (Seite 37)

Weiterhin müssen sich Ria und ihre Begleiter unter der Erde versteckt halten. Aus mehreren Gründen ist das gefährlich: sie wissen nicht, wem sie trauen können und die Chance ist groß, dass Clanmitglieder sie überraschend sehen könnten. Die Dunkelheit, die sie dort umgibt, drückt die Stimmung aller und die Gruppe beginnt, sich zu teilen. Auf der einen Seite Aureljo, der mit allen Mitteln in eine der nahegelegenen Sphären möchte. Auf der anderen Seite Ria, die unter allen Umständen bei Quirin bleiben möchte. Schuld hieran hat wohl auch Sandor, der Rias Sympathien gewonnen hat und dem sie mehr Bedeutung in ihrem Leben einräumt.

Als Leser merkt man, dass die Situation sich bei Ria bemerkbar macht - trotz des guten Trainings, durch das sie eine Maske aufsetzen und ihre wahren Gefühle verbergen kann.

„Vielleicht war er deshalb die Nummer 1 und ich nur die 7. Weil ich mich auch mit kleineren Zielen zufriedengebe als mit der Vereinigung von Sphären und Stämmen. Mit Pfeil und Bogen einen Kreidehasen auf einer Holzwand treffen, zum Beispiel.“ (Seite 157)

Bei Aureljo habe ich mich gefragt, ob er so überheblich ist, oder ob er es einfach wirklich nicht merkt, wie sehr Ria sich von ihm entfernt. In seinem Vorhaben ist er genauso kompromisslos, wie seine Freundin.
Auch die anderen Charaktere durchlaufen eine Entwicklung, die interessant ist und für den Verlauf der Geschichte logisch und gut.
Der Knackpunkt der Geschichte ist Sandors plötzliche Berufung zum Clanführer. Ab hier ändert sich alles. Ria muss ihre Pläne über den Haufen werfen und mit Aureljo zu den Sphären aufbrechen.

Wie schon beim ersten Teil führt Ursula Poznanski geschickt und mit treffender Sprache durch die Geschichte. Der Plot ist spannend und hat einige unvorhergesehene Wendungen parat. Als Leser wird man voll in der Geschichte gefangen genommen und fühlt sich zugehörig. Ich entwickelte Misstrauen Personen gegenüber, die ich vorher eigentlich mochte. Die Autorin hat mich also geschickt manipuliert.

„Aureljo verlässt sich auf sein Charisma und auf die Fairness der Obrigkeit. Er glaubt nicht, dass der Befehl, uns zu töten, von höchster Stelle gekommen ist, und wenn doch, dass es ein Irrtum war. Falls das stimmt, könnte er eine Chance haben. Falls nicht…“ (Seite 72)

„Die Verschworenen“ ist an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Atmosphärisch dicht erzählt, kann man diese beinahe Greifen. Der Sog lässt einen nicht mehr los. Für mich gehört diese Reihe bisher mit zu dem Besten, was ich in diesem Genre gelesen habe. Chapeau, Frau Poznanski! (Wie schön, dass der Abschluss in greifbarer Nähe ist.)

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Reiheninfo:
1. 
2. Die Verschworenen
3. Die Vernichteten
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5

SaCre

{Rezension} Du kannst keinem trauen (Variant #1) | Robinson Wells

23 Mai

du kannst keinem trauen von robinson wells

Autor: Robinson Wells
Titel: Du kannst keinem trauen (OT: Variant)
Seitenzahl: 480 Seiten
ISBN: 978-3-8414-2140-1
Verlag: Fischer FJB
Veröffentlichung: 22. Mai 2014
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 Der 18 jährige Benson fühlt sich gut: er hat ein Stipendium für ein Elite-Internat erhalten. Doch als er an der Maxfield Academy ankommt muss er feststellen, dass es hier ganz anders ist, als er erwartet hatte. Hohe Mauern und Stacheldraht umsäumen das Grundstück. Nicht nur, dass die Schüler 24 Stunden am Tag von Kameras überwacht werden; auch Kontakt zur Außenwelt ist verboten. Wenn sie sich nicht an die Regeln halten, werden sie mit harten Strafen belegt.
Doch wer oder was steckt wirklich  hinter dieser Academy? Und wem kann Benson eigentlich trauen?

„Ich konnte es nicht fassen. Eine ganze Schule voll mit Leuten wie mir - ohne Freunde, ohne Familie. Ohne jemanden, dem auffallen würde, dass sie nicht mehr da waren.
Ich schlug mit der Faust auf die Sofalehne.

>>Sie nehmen nur solche, die keiner vermisst.<<
[…] Genau danach hatten sie auf dem Antragsformular für das Stipendium gefragt. Allerdings hatten sie es Persönlichkeitsprofil genannt. Wie viele enge Freunde haben Sie? Wem vertrauen Sie sich an? Ich hatte genau richtig geantwortet: keinem und niemanden.“ (Seite 34)

Sobald ich mit Benson die Academy betrat, fiel mir die seltsame Stimmung auf. Die Mitschüler wirkten verängstigt und aggressiv. Sie kuschten vor etwas, dass sie nie zu Gesicht bekamen und von dem sie auch gar nicht wussten, ob es wirklich existiert.
Als Neuling hatte Benson es von Beginn an ganz schön schwer. Die Jugendlichen sind misstrauisch und selber wusste man nicht, wem man vertrauen kann. Sie müssen Jobs erfüllen, um eine Bezahlung zu erhalten. Um die Jobs besser aufzuteilen und so etwas wie „Gerechtigkeit“ walten zu lassen, haben die Studenten sich in drei verschiedene Banden aufgeteilt. Jede Bande hat einen anderen Charakter. Und Benson muss sich entscheiden, welcher Gruppierung er beitreten möchte.
Benson, der bisher in 33 Pflegefamilien untergebracht war, tut sich schwer, sich zu integrieren. Zu flüchten beherrscht seine Gedanken. Doch immer wieder erzählen seine Mitschüler ihm, dass das nicht möglich sein wird.

„>>Ich hau hier ab<<, sagte ich.
Mason  zuckte die Achseln. >>Das sagen alle.<<“ (Seite 69)

Becky macht die Einführungsrunde mit Benson und zeigt ihm alles. Doch weder er noch ich wussten, wie wir Becky einzuschätzen haben. Zu widersprüchlich schien auch mir ihr Verhalten.
Jane dagegen baut eine Beziehung zu Benson auf. Es scheint, dass beide etwas mehr verbinden könnte. Bis zu dem Tag, als Benson eine grausame Entdeckung macht, die ihn wieder an allem zweifeln lässt.

Die Story hat ein gewisses Spannungslevel - was ich persönlich mir selber aber noch höher gewünscht hätte. Ich muss aber dazu sagen, dass ich die Woche unter starken Schmerztabletten stand und daher etwas „benebelt“ war und erkläre mir das damit. Denn das Buch hat alles, was mir gefällt und was einen Bestseller ausmacht:
- eine gute Idee, die zwar nicht neu, aber sehr gut ausgearbeitet und umgesetzt ist
- ein absolutes Cliffhanger-Ende - da MUSS man einfach auf Teil 2 gespannt sein (wie schön, dass es bis August nicht mehr so lange ist)
- ein nüchterner Schreibstil, mit dem der Autor trotzdem die Emotionen und Ängste, ja die ganze Stimmung des Buches, wiedergeben kann
- interessante Charaktere, in denen man schnell „Lieblinge“ und persönliche „Feindbilder“ finden kann
- jede Menge Intrigen und falsche Fährten, bis man als Leser wirklich nicht mehr weiß, wem man trauen kann
-> Ich habe noch nie eine Aufzählungsform dieser Art in einer Rezension benutzt. Warum ich das jetzt mache? Ich weiß es gerade nicht. Erschien mir passend. o.O

„Ich drehte mich auf dem Absatz um und stürmte davon. Sie waren schon so lange an dieser Schule, dass sie Angst hatten fortzugehen, Angst davor, etwas  zu riskieren.  Und jetzt verurteilten sie mich zum selben Schicksal.“ (Seite 392)

Im August erscheint bereits Teil 2.  Das Cover finde ich hier auch wieder sehr gelungen.

Ihr seid nicht allein

 

Mit „Du kannst keinem trauen“ legt Autor Robison Wells einen durchaus gelungenen Anfang einer Dilogie vor. Ein Internat voller Intrigen, falschen Freunden und falscher Tatsachen. Spannung und der eine oder andere Gänsehautmoment sind garantiert! Und eins steht fest: trauen können wir hier niemandem!

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Reiheninfo:
1. Variant // Du kannst keinem trauen
2. Feedback // Ihr seid nicht allein (VÖ 21. August 2014)
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3,5

SaCre

{Rezension} Code Black (Two Lies and a Spy #1) | Kat Carlton

19 Mai

Autor: Kat Carlton
Titel: Code Black (OT: Two Lies and a Spy)
Seitenzahl: 304 Seiten
ISBN: 978-3-492-70316-1
Verlag: ivi
Veröffentlichung: 14. April 2014
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„Obwohl ich als Tochter zweier Spione aufgewachsen bin und trotz des teils beabsichtigten, teils unvermeidlichen Trainings in der Arena der Heimlichkeiten hatte ich selbst nie Spionin sein wollen. Diesem Leben haftet, wenn man selbst drinsteckt, nichts Glamouröses an. Es macht keinen Spaß, die Eltern ständig zu vermissen, zuzusehen, wie der kleine Bruder sie vermisst, und sich zu fragen, wo sie wohl gerade sind.“ (Seite 94)

Kari Andrews ist 16 Jahre alt als es passiert: sie erhält den mit ihren Eltern ausgemachten Code Black auf ihr Handy. Das bedeutet, dass sie sich ihren kleinen Bruder Charlie schnappen und zu den verabredeten Treffpunkten kommen soll. Doch dort warten die beiden Geschwister vergebens auf ihre Eltern. Doch irgendetwas ist nicht in Ordnung. Ihre Eltern erscheinen nicht.
Schließlich macht das CIA, Arbeitgeber ihrer Eltern, Jagd auf sie. Die beiden Jugendlichen sind nun auf Hilfe ihrer Freunde angewiesen, vor allem auf die von Luke, für den Kari heimlich schwärmt…

„Mein Dad hat mich früh gelehrt, wie ich mir die Schuhe zubinden muss, wie man Fahrrad fährt und wie man sich einen Wagen >>leiht<<. Ich suche also nach einem einfachen, älteren Modell, das keine Aufmerksamkeit erregen dürfte.“ (Seite 53)

Man schlägt die erste Seite auf und ist schon mittendrin in diesem Agententhriller.
Direkt zu Beginn erhält Kari die SMS ihrer Eltern, die für Außenstehende so harmlos klingt und für sie doch alles ändert. Für sie bedeutete das: „Lauf um dein Leben!“.
Kari war mir von Anfang an eine sympathische Protagonistin, zu der ich einen guten Draht aufbauen konnte. Sie wirkt sehr erwachsen, verantwortungsbewusst und clever. Doch bei all dem durfte man nicht vergessen, dass sie doch noch so jung ist. Eine „normale“ Kindheit, in der sie sorglos in einem stabilen Umfeld aufwachsen konnte, hat sie nicht gehabt. Das bringt der Agentenberuf ihrer Eltern nun mal so mit sich. Früh schon ist sie so in die Mutterrolle geschlüpft.

Charlie ist Karis kleiner Bruder. Er ist richtig intelligent und konnte schon Klassen überspringen. Auch bei ihm war ich verwundert, welche Ruhe er trotz dieser extremen Situation an den Tag legt. Er wirkt deutlich reifer, als es Kinder in seinem Alter normalerweise sind.

Rita ist Karis beste Freundin. Sie ist eine Diplomatentochter, sieht aus wie ein Topmodel - und hat eine erstaunliche Fähigkeit. Luke ist Football-Spieler und Karis heimlicher Schwarm. Lacey ist seine Schwester - und das Gegenteil von Kari. Um es umgangssprachlich auszudrücken: eine Tussi.
Evan bietet ebenfalls seine Hilfe an, obwohl er und Kari sich überhaupt nicht leiden können.
Die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet.

„Ich starre lieber in die schwarze Mündung als in die Augen, die für mich nun alles verraten haben, was mir wichtig ist: Ideale, mein Land, die Familie und das Konzept der Mütterlichkeit selbst.“ (Seite 261)

Die Geschichte hat mich überrascht. Ich bin ohne Erwartungen daran gegangen. Und von der ersten Seite an wurde ich in diesen Agententhriller hinein gezogen. Die Story ist abwechslungsreich, spannend und es passiert unglaublich viel. Es gab die eine oder andere unerwartete Wendung und Szenen, die mich zum Schmunzeln brachten. Kari konnte mich das ein oder andere mal in Erstaunen versetzen. Das Ende kam für mich eher unerwartet.
Das Setting passt ebenfalls sehr gut zur Geschichte. Die Autorin Kat Carlton kann hier auf ganzer Linie überzeugen.

Ein Wort zum Aussehen des Buches: das schwarze Cover mit dem pinken Buchschnitt erregt Aufmerksamkeit und sieht im Regal einfach fantastisch aus. Ich bin sehr gespannt, wie Band 2 aussehen wird.

„Code Black“ ist ein rasanter, spannender und pinker Agententhriller. Die Geschichte besticht durch Spannung und Action und bringt so interessante und kurzweilige Lesestunden. Das Buch hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient!

„In dem Schließfach liegen vier Notfallrucksäcke. Ich gebe Charlie seinen, der drei verschiedene Sätze gefälschter Ausweispapiere und Schülerausweise mehrerer Schulen enthält. Außerdem sind da fünfhundert Dollar Bargeld, der Gegenwert von fünfhundert Dollar in diversen anderen Währungen, zwei Prepaid-Telefone, ein paar winzige Telekommunikationseinheiten, ein sicherer Laptop, zwei Sätze Kleidung zum Wechseln, ein paar Energieriegel und eine Flasche Wasser. […] Meiner ist im Wesentlichen genauso bestückt, aber ich habe keinen Computer. […] Sie sind die Spione. Ich bin nur ein Kind.“ (Seite 32)

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Reiheninfo:
1. Two Lies and a Spy // Code Black
2. Sealed with a Lie // ?? (im Original nocht nicht veröffentlicht)
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4

SaCre

{Rezension} Bald wird es Nacht, Prinzessin | Anna Schneider

16 Apr

 

Autor: Anna Schneider
Titel: Bald wird es Nacht, Prinzessin
Seitenzahl: 224
Verlag: planet girl
Veröffentlichung: 19. März 2014
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Auf einer Party findet Daniel ein Mädchen bewusstlos im Garten. Es handelt sich um Nova, die den Schülern sehr gut bekannt ist. Allerdings weiß keiner, was genau passiert ist. Und die Jungs, die sie gefunden haben, können dazu nichts sagen.
Im Krankenhaus lernt Daniel Jessi kennen. Sie ist Novas beste Freundin. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten raufen sich beide zusammen und versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Was ist mit Nova passiert?

„Ihr versteht es nur einfach ist. Meine Seele schreit. Und keiner hört mich. NIEMAND. Meine Verzweiflung, meine Angst, die wollt ihr nicht sehen. DAS bleibt alles tief in mir verborgen. Nur da drinnen, in meiner Seele, da ist es mittlerweile so laut, dass ich manchmal glaube, es nicht mehr lange zu ertragen.“ (Seite 25)

Nova wirkt nach außen hin immer stark und voller Leben. Doch dass es in ihr ganz anders aussieht, lernen wir als Leser schnell kennen. Und das, obwohl  Nova es uns kaum selber erzählt. Direkt zu Anfang der Geschichte liegt sie im Koma. Zwischen die Kapitel hat die Autorin Anna Schneider Auszüge aus Novas Videoblogs geschaltet. Und hier stellen wir als Leser fest, dass Nova gerne vieles wäre, nur nicht sie selber.
Ihre Mitschüler kennen sie als Partyluder. Doch tief in ihr herrscht die Angst. Sie ist krank, was sie aber vor ihren Partyfreunden zu vertuschen weiß. Lediglich ihre beste Freundin Jessi weiß Bescheid. Novas Videoblogs zeigen aber das Ausmaß ihrer wahren Gefühle. Immer wieder spricht sie davon, dass sie noch nicht einfach so von der Bildfläche verschwinden möchte.

Jessi ist ein junges, aufgeschlossenes Mädchen, das durch unkonventionelle Klamotten auffällt. Sie ist Novas beste Freundin, kann dem ganzen Partygetue aber überhaupt nichts abgewinnen. Im Gegenteil, sie ist total geerdet. Sie macht sich Sorgen und gleichermaßen Vorwürfe. Für mich ist sie der absolute Kumpeltyp und ein Mädchen, mit dem ich im wahren Leben auch befreundet wäre.

Daniel kennt Nova vom Sehen her. Doch als er sieht, dass sie in Not ist, ist er sofort bereit zu helfen. Ganz im Gegensatz zu ihren „Freunden“. Er ist ganz erpicht darauf zu erfahren, was mit Nova an dem Abend passiert ist und lässt nicht locker. Das gab mir zu Anfang doch etwas zu denken und ich habe mich gefragt, ob er was im Schilde führt.  Genauso ging es auch Jessi. Sie kann nicht glauben, dass er einfach so helfen möchte, den Fall aufzuklären. Trotz meiner Skepsis war ich ihm nicht ganz abgeneigt.

„Ich kann nicht einfach so verschwinden. Noch nicht, bitte! Ich habe hier doch nichts hinterlassen. Nichts. Nur ein paar Fotos, ein paar Videos. Aber das kann nicht alles gewesen sein, oder? Es muss irgendeinen Sinn machen, dass ich hier bin. Findet ihr nicht? Irgendeinen.“ (Seite 121)

Die Autorin hat hier aktuelle Themen in eine tolle Geschichte gepackt. Spannend und vorallem realitätsnah erzählt sie das Geschehen. Die Charaktere sind gut gezeichnet und bieten für jeden eine Identifikationsfigur. In die Geschichte konnte ich als Leserin richtig gut eintauchen und mich treiben lassen. Mit Nova und Daniel habe ich zusammen an der Auflösung des Falls gearbeitet und es schließlich auch zu Ende gebracht. Und das Ende kam leider viel zu schnell. Ein paar Seiten hätte ich gerne noch gelesen.

„Cool girls can’t die.“ (Seite 163)

„Bald ist es Nacht, Prinzessin“ ist ein spannendes und altersgerechtes Jugendbuch mit liebenswerten Charakteren und einer guten Geschichte. Aktuelle Themen, die jeden Jugendlichen betreffen, sind geschickt in die Handlung eingebaut. Ein unterhaltsames Buch, das leider zu schnell endet.

Es gibt auch noch ein Zusatzkapitel, welches man auf der Website des Thienemann Verlages findet. Oder klickt >>hier<<.

 

4

SaCre

{Auslosung} Arno Strobel | „Abgründig“

6 Apr

Herzlichen Dank, dass ihr so zahlreich bei unserem Gewinnspiel mitgemacht habt!
Wir wollen nun auch keinen ausschweifenden Text schreiben, sondern gleich den Gewinner / die Gewinnerin verkünden.

Eine signierte Ausgabe von Arno Strobels „Abgründig“ geht an *tuuuuuuuusch*:

 

Aaaaaaaaaaaaber: wir haben uns am Donnerstag während Arnos Lesung noch etwas überlegt. Arno wurde durch Kurzgeschichten bekannt. Diese geliebten Kurzgeschichten hat er selber in einem Buch herausgegeben - dieses kann man nur auf Lesungen und nicht im Buchhandel kaufen! Da haben wir natürlich sofort zugeschlagen und an euch gedacht. Daher gibt es als Überraschung nun noch ein signiertes Exemplar „Als Edda die Fliege in Feuerland traf“ für:

Wir sagen HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ihr beiden! Wir würden uns über eine kurze Rückmeldung freuen, wenn die Bücher angekommen sind und wünschen euch gaaaanz viel Spaß damit!

Eure Bookwives

 

{Rezension} Der Zorn des Lammes | Johannes Groschupf

28 Mrz

Autor: Johannes Groschupf
Titel: Der Zorn des Lammes
Seitenzahl: 192
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3-8415-0282-7
Veröffentlichung: April 2014
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Jasmin, genannt Jazz, ist alleine nach Berlin gezogen. Froh, ihrem Elternhaus und dem spießbürgerlichen Leben zu entkommen, wagt sie sich alleine in die Großstadt. Dort beginnt sie bei einer Zeitung ihr Praktikum. Alles ist neu und aufregend in dieser noch fremden Welt.
Sie lernt Milan kennen, der quasi ein Arbeitskollege ist. Auf wenn dieser ihr anfangs schon seltsam erscheint, ahnt sie nicht mal im Ansatz, wie er ihr Leben verändern wird…

„Und im November, so sagen die Berliner, soll die Stadt ziemlich eklig werden. Dauerregen. Kälte. Aber davor habe ich keine Angst.“ (Jazz, Seite 18)

Der vor genannte Satz ist dunkel - und er passt sowas von hervorragend zum Buch. Schon das Cover vermittelt einen ungefähren Eindruck davon, was den Leser erwartet. Das Lamm sieht alles andere als süß aus. Vorallem die roten Augen. Uuaah, gruselig! Aber nun zum Inhalt.

Jazz hatte bisher kein besonders leichtes Leben. Ihr Bruder Vincent ist früh verstorben, und noch heute plagen sie Schuldgefühle. Doch ihr kleiner Bruder scheint stets präsent. Erst recht, wenn sie Telefonate mit ihren Eltern führt, die immer verkrampft ablaufen. Diese Gespräche ziehen sie jedes Mal runter und bringen sie in ein mentales Tief.
Der Job bei der Zeitung bringt sie auf andere Gedanken und stellt sie vor neue Herausforderungen. Mit ihrer Mitbewohnerin Dascha versteht Jazz sich ganz gut; doch ist diese auch kein einfacher Charakter. Sie wirkt manchmal introvertiert. Daschas Bruder Sergej hat beim ersten Kennenlernen mächtig Eindruck bei Jazz hinterlassen. Allerdings sie traut sich nicht, mit diesen Gefühlen offen umzugehen.

„Nach diesen Telefonaten fühle ich mich wie fünfzehn, klein und zickig und angespannt. Wir haben nicht über Vincent gesprochen. Was sollten sie auch über ihn sagen? Aber er ist trotzdem da, und das ist vielleicht meine Macke. Dann gehe ich in die Küche und hole mir ein Glas Rotwein.“ (,Jazz, Seite 17)

Milan ist von Anfang an begeistert von Jazz. Begeistert ist das falsche Wort: er ist besessen von ihr! Lange Zeit sprechen beide noch nicht mal miteinander oder begegnen sich gar bewusst. Doch trotzdem glaubt er, dass sie ihm gehört. Er ist jähzornig und hat psychische Probleme. Die Stimmen in seinem Kopf und die verqueren Gedanken die er hat, haben mich erschreckt. Diese hat der Autor Johannes Groschupf mir auf eindrückliche Art und Weise vermittelt. Ich war geradezu geschockt und habe immer wieder nur gedacht, was Milan doch für ein kranker Charakter ist. Doch für ihn selber ist das alles normal. Er findet sich normal, seine Gedanken. In seiner Welt wäre ich wohl die, die nicht in die Norm passt.
Zu Beginn beobachtet er Jasmin mit gewissem Abstand. Doch er arbeitet sich immer weiter vor, immer näher an sie ran. Und er hat keinerlei Skrupel, wenn ihm etwas oder jemand im Weg steht.

„Die Musik ist in meinem Kopf. Es ist ein ständiges Tönen und Rauschen. Ein Chor, der sein Lied noch nicht gefunden hat. Die Stimmen räuspern sich, flüstern und raunen, reden durcheinander. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen möchten.“ (Milan, Seite 20)

Das Setting, das der Autor hier gewählt hat, finde ich sehr passend. Berlin bietet als Großstadt die Anonymität, die auf der einen Seite toll sein mag, auf der anderen Seite aber auch einsam macht und verstören kann. Die perfekte Gelegenheit für einen Stalker, um das Objekt seiner Begierde länger beobachten zu können, ohne aufzufallen. Die Hoffnungen, mit der Jazz ihr neues Leben begonnen hat, sind zerplatzt wie eine Seifenblase. Eine Aktion - und das war’s.

Der Plot hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Jazz und Milan geschrieben. So erleben wir als Leser alle Gefühle und Taten der beiden hautnah. Die Spannung ist von Milans erstem Auftreten an spürbar und lässt auch nicht nach. Die ganze Zeit habe ich drauf gewartet, dass etwas passiert. Doch als es passierte, war ich trotzdem schockiert. Zuviel Angst hatte ich vor dem, was durch Milans Kopf und somit auch durch meinen schwirrte. Den Verlauf, den die Geschichte nahm, konnte ich gut nachvollziehen.
An einer Stelle habe ich mich aber doch über Jasmins Verhalten gewundert. Ich hätte mir da von ihr anderes Handeln gewünscht. Auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, was im wahren Leben passieren würde und sollte.

„Dieser Riss, den ich jedes Mal spüre, wenn sie nicht am Heinrichplatz steht, wenn vorn im Bus ein anderer auf ihrem Platz sitzt, der Riss geht immer tiefer, und ich fürchte mich manchmal vor dem, was geschehen wird, wenn er ganz hinabgreift in den Grund meiner Seele.“ (Milan, Seite 25)

„Der Zorn des Lammes“ ist ein spannender Jugendthriller, der mit ausgereiften Charakteren und einer düsteren und echten Stimmung punktet. Als Leser sollte man nicht zu zart besaitet sein, oder ansonsten lieber von dem Buch die Finger lassen.

„Jetzt geht es mir wieder gut.
Alles, was ich tue, tu ich für sie.
Außerdem haben sie mir keine andere Wahl gelassen. Ich lasse mich nicht gern abweisen. Ich lasse mich nicht mehr kränken. Sie haben mir keine andere Wahl gelassen.“ (Milan, Seite 48)

4,5

SaCre

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